Er gilt als einer der wandelbarsten Schauspieler und wird nicht umsonst auch Chamäleon genannt: Die Rede ist von Gary Oldman, der für seine Rolle in «Darkest Hour» mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde.
1. Sid & Nancy
Punk-Liebesgeschichte im Shakespeare-Stil | 1986
«Sid & Nancy» erzählt die tragische Liebesgeschichte zwischen Sid Vicious – dem Bassisten der Sex Pistols – und der heroinabhängigen Nancy Spungen, die sowohl von tiefer Liebe als auch körperlicher Gewalt geprägt war. In diesem explosiven Biopic spielt Oldman die Rolle des unzähmbaren Punkers, der bereits im Alter von 21 Jahren an einer Heroinüberdosis verstarb.
Seine Figur bewegt sich dabei zwischen jugendlicher Zerbrechlichkeit und destruktivem Punktertum: Eine Gratwanderung, die Oldman mit Bravour meisterte. Ausserdem wies der damals 32-Jährige tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit zu Vicious auf. Für seine schauspielerische Darbietung erhielt Oldman auch Lob vom Sex-Pistols-Frontmann Johnny Rotten, der ihn einen "bloody good actor" nannte.
2. Prick Up Your Ears
Biopic eines Enfant Terribles | 1987
Authentische Lebensgeschichten scheinen Oldman zu faszinieren, so thematisiert «Prick Up Your Ears» die zum Scheitern verdammte Beziehung zwischen dem schwulen englischen Dramatiker Joe Orton und seinem Partner Kenneth Halliwell (Alfred Molina), der stets in Ortons Schatten stand. Oldman spielt darin den exzentrischen Orton, der sich mit Stücken wie «Entertaining Mr. Sloane» und «Loot» einen Namen in der englischen Literaturszene machte. Dabei verleiht er dem Film die notwendige Glaubwürdigkeit und lässt auch die sympathische Seite des Enfant Terribles durchschimmern.
3. Dracula
Liebesdrama mit Vampir-Action | 1992
Schon einige grosse Schauspieler wie Christopher Lee oder Bela Lugosi haben sich an der Rolle des Dracula versucht: So auch Oldman, der in der Filmadaption des Vampirromans von Bram Stoker die Hauptrolle übernimmt. Der Film erzählt die tragische Liebesgeschichte zwischen Dracula und Mina, die den Vampir an seine verstorbene Frau Elisabeta erinnert. Oldman gelingt es sowohl die böse wie auch die verführerische Seite des transsilvanischen Grafen zur Geltung zu bringen, ohne dabei zu theatralisch zu wirken.
4. Romeo Is Bleeding
Bizarrer Neo-noir-Thriller | 1993
Eine durchtriebene Russin, die Mafia und mittendrin der korrupte Polizist Jack Grimaldi (Gary Oldman), dem das Wasser bis zum Hals steht: In «Romeo Is Bleeding» spielt Oldman einen Mann zwischen den Fronten. Lena Olin brilliert dabei als Femme Fatale, die Grimaldi durch ihre verführerischen Künste in eine missliche Lage bringt. Ein Duell, in dem die attraktive Russin jederzeit die Oberhand behält und sich wie eine Medusa um den ihr erlegenen Grimaldi schlängelt. Oldman schafft es dabei Emotionen zu transportieren, ohne viel Worte zu gebrauchen.
5. True Romance
Berauschendes Roadmovie | 1993
Sechs Minuten Screentime reichen Gary Oldman in «True Romance», um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Im Film von Tony Scott, der auf einem Drehbuch von Quentin Tarantino basiert, spielt er den Zuhälter und Drogendealer Drexl Spivey, der denkt er sei schwarz. Dreadlocks, goldene Zähne und ein blindes Auge unterstreichen den skrupellosen Charakter seiner Figur. Ein von Gewalt strotzendes Aufeinandertreffen mit Hauptfigur Clarence (Christian Slater) endet für Spivey schliesslich tödlich. Oldman gelingt eine eindringliche Darstellung, die frei von Klischees ihre Wirkung entfaltet; zudem überzeugt sein amerikanischer Unterklassen-Akzent.
6. Léon – Der Profi
Schiesswütiger Actionthriller mit Hang zum Lustigen | 1994
In seiner ersten Zusammenarbeit mit dem französischen Kultregisseur Luc Besson verkörpert Oldman einen korrupten, drogenabhängigen Polizisten, der die Familie der 12-jährigen Mathilda (Natalie Portman) auslöscht. Diese findet daraufhin Unterschlupf beim Auftragskiller Léon (Jean Reno), der sie bei ihrer Rachemission unterstützt. Oldman versteht es in «Léon – Der Profi» die Facetten des Bösen mit einer Portion Wahnsinn zu vermischen und beweist, dass er nicht umsonst als einer der gefragtesten Bösewichte in Hollywood gilt.
7. Immortal Beloved
Komponistenporträt | 1994
In «Immortal Beloved» spielt Gary Oldman den weltberühmten Komponisten Ludwig van Beethoven, der sein gesamtes Vermögen nach seinem Tod einer "Unsterblichen Geliebten" vermacht. Doch diese Frau muss zuerst gefunden werden, weshalb sich sein Sekretär Anton Schindler (Jeroen Krabbé) auf die Suche nach der Unbekannten macht. Der Film thematisiert die vielen Liebschaften im Leben des taub gewordenen Komponisten; und Oldman lässt sowohl Beethovens zornige, wie auch seine sinnliche Seite zum Vorschein kommen.
8. Das fünfte Element
Abgedrehtes Sci-Fi-Spektakel | 1997
«Das fünfte Element» ist ein Film, der nicht allzu sehr in die Tiefe geht, dafür umso mehr Spass macht. Darin spielt Gary Oldman den gierigen Geschäftsmann General Jean-Baptiste Emanuel Zorg, der schon rein mit seinem asymmetrischen Haarschnitt ein verstörendes Bild abgibt. Oldmans Performance als Bösewicht passt perfekt zur chaotischen und bunten Szenerie, die den Film zu einem wilden, nicht immer ganz logischen Sci-Fi-Spektakel macht.
9. Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Harry-Potter-Verfilmung | 2004
Auch die Harry-Potter-Filmreihe kommt nicht ohne Gary Oldman aus: Im dritten Film greift er als vermeintlicher Serienkiller Sirius Black, der im Hochsicherheitsgefängnis Askaban sitzt, ins Geschehen ein. Dabei spielt Oldman mit der Wahrnehmung seiner Rolle und erscheint dem Zuschauer zuerst als gefährlicher Psychopath, obwohl er als Onkel von Harry eigentlich zu den Guten der Geschichte gehört.
10. Dame, König, As, Spion
Spionagethriller im Kalten Krieg | 2011
Ein klassisches Spionage-Szenario beschert uns einen Gary Oldman in Hochform: Aus dem Ruhestand zurückgeholt, muss er als Spion beim britischen MI6 einen sowjetischen Maulwurf ausfindig machen. «Dame, König, As, Spion» basiert auf einer Romanvorlage von John le Carré und brachte Oldman seine erste – längst überfällige – Oscar-Nominierung ein. Seine Performance sorgt für die notwendige Intensität und unterstreicht treffend die Atmosphäre des allgemeinen Misstrauens, in der man nicht mehr genau weiss, wem man überhaupt noch trauen kann.
11. The Darkest Hour – Die dunkelste Stunde
Kriegsdrama | 2017
In «Darkest Hour» schlüpft Oldman in die Rolle des legendären britischen Premierministers Winston Churchill. Um sich in den korpulenten Staatsmann zu verwandeln, musste er jeden Tag für vier Stunden in die Maske. Zudem setzte Oldman für die Rolle auch seine Gesundheit aufs Spiel: Um den passionierten Zigarren-Raucher glaubhaft darstellen zu können, war Oldman gezwungen, während der Dreharbeiten eine Zigarre nach der anderen zu rauchen, was ihm eine Nikotinvergiftung einbrachte.
Dem Film gelingt eine Gratwanderung zwischen packender Dramatik und Humor, was vor allem Gary Oldman zu verdanken ist, der es mühelos schafft, einerseits den unbeugsamen Strategen und Rhetoriker, andererseits den schrulligen Querdenker und Exzentriker zu geben und uns damit einen Menschen präsentiert, der zwar Geschichte schreibt, gleichzeitig aber voller menschlicher Schwächen und Selbstzweifel ist. Für seine brillante Darstellung wurde Oldman mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.
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