Kritik25. Januar 2021 Cineman Redaktion
Amazon-Prime-Kritik «Force of Nature»: Naturgewalten und brutale Gangsterbanden
Ein zerstörerischer Sturm, monsunartiger Regen, gewalttätige Gangster: Im prominent besetzten «Force of Nature» sieht sich Emile Hirsch («Into the wild») gleich mehreren Gefahren ausgesetzt. Der spielfreudige Cast ist das einzig nennenswerte in diesem unausgereiften, verworrenen Thriller-Drama.
Filmkritik von Björn Schneider
Während eines heftigen Hurrikans über Puerto Rico versucht Polizist Cardillo (Emile Hirsch) die Bewohner eines Wohnblocks zu evakuieren. Zu allem Überfluss durchkreuzt er dabei die Pläne einer Gangsterbande, die in einer der Wohnungen nach einem Tresor sucht. Unterstützung erhält Cardillo von Ex-Cop Ray (Mel Gibson). Dieser weigert sich, seine Wohnung zu verlassen. Auch seine Tochter schafft es nicht, Ray zur Flucht zu überzeugen.
Immer wieder sieht man zwar den sich der Stadt nähernden Sturm, doch wirken diese Szene aufgrund der schwachen Animationen unfreiwillig komisch und zu reisserisch.
Gangsterbanden und Cops, die sich Stockwerk für Stockwerk wilde Verfolgungsjagden leisten. Und körperbetonte Fights sowie Schusswechsel, die in den Fluren oder düsteren Räumen des Hochhauses stattfinden. Einiges in «Force of Nature» erinnert vom Grundgerüst her an den Indie-Actioner «The Raid», auch wenn die Stunts und Actionszenen nicht mit dem indonesischen Meisterwerk von 2012 mithalten können. Hinzu kommt ein Naturkatastrophen-Szenario, das an «Hard Rain» (1998) denken lässt.
Ärgerlich ist, dass man Mel Gibson so wenig Screen-Time zugesteht.
Damals musste sich Christian Slater durch eine Stadt kämpfen, die von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wurde. In «Force of Nature» dient dieses Szenario lediglich als fragwürdiges Mittel zum Zweck, das für keinerlei Spannung sorgt. Immer wieder sieht man zwar den sich der Stadt nähernden Sturm inklusive dunkler Gewitterwolken – doch wirken diese Szene aufgrund der schwachen Animationen unfreiwillig komisch und zu reisserisch. Gerade wenn TV-News-Meldungen die ach so grosse Gefahr des Hurrikans zusätzlich verdeutlichen sollen («Er könnte Puerto Rico zerstören»).
Ärgerlich ist, dass man Mel Gibson so wenig Screen-Time zugesteht. Denn schauspielerisch agiert der 65-Jährige durchaus plausibel als schwerkranker, verbitterter Ex-Cop, der zu allem bereit ist. Ihm stehen allerdings schwach gezeichnete, ausdruckslose Gangster gegenüber, von denen selten eine echte Bedrohung ausgeht. Dafür verhalten sie sich zu vorhersehbar und tölpelhaft.
Apropos vorhersehbar: Wie zu erwarten, kommt es im Laufe des Films zu amourösen Gefühlen zwischen Cardillo und Rays Tochter (gespielt von Kate Bosworth). Dass in der todbringenden, nervenaufreibenden Situation mit all den Gefahrenquellen (Sturm, Überflutungen, Gangster) überhaupt noch Zeit für eine Lovestory bleibt, trägt nicht zur Glaubwürdigkeit bei. Immerhin präsentiert sich Emile Hirsch darstellerisch auf der Höhe. Er hat nur schlicht das Pech, die Hauptrolle in einem komplett konstruierten, Klischee-überfrachteten Szenario zu spielen.
2 von 5 ★
«Force of Nature» ist ab sofort auf Amazon Prime verfügbar.
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