Kritik20. Februar 2023 Cineman Redaktion
Berlinale 2023: «Kokomo City»: Vibrierende Dokumentation über afroamerikanische Trans-Sexarbeiterinnen
Nach ihrem Erfolg beim letzten Sundance Filmfestival erscheint die trans Regisseurin und Sängerin D. Smith in Berlin in der Auswahl Panorama Dokumentarfilm und zeichnet das vibrierende Porträt einer stillen Realität.
«Kokomo City»: Vibrierende Dokumentation über afroamerikanische Trans-Sexarbeiterinnen
D. Smith | 73 Min.
Ein Text von Maxime Maynard
Der Dokumentarfilm zeigt uns das Leben afroamerikanischer Transsexarbeiterinnen auf entgegengesetzten Seiten der USA. Vor der Kamera sprechen Daniella Carter, Dominique Silver, Liyah Mitchell und Koko Da Doll mit Humor und Ehrlichkeit über die Schwierigkeiten ihres Alltags.
Innerhalb weniger Jahre hat sich das Thema Transidentität in den Medien etabliert. Auch wenn die Veröffentlichung des letzten Spielfilms von Tristan Séguéla, «Un homme heureux», beweist, dass die Gesellschaft immer noch ungeschickt mit dem Thema umgeht, ist langsam eine echte Entwicklung zu spüren. Vom Film «Tangerine» von Sean Baker bis zur Serie «Pose», die unter anderem von Ryan Murphy kreiert wurde, haben mehrere Filmschaffende ihre Kameras auf afroamerikanische Trans-Sexarbeiterinnen gerichtet, in der Hoffnung, eine verunglimpfte und drangsalierte Gemeinschaft mit Respekt zu repräsentieren. D. Smith nimmt hier die Dinge selbst in die Hand, um ein ehrliches Porträt zu zeichnen, indem sie ein Format wählt, das der Realität so nahe wie möglich kommt: den Dokumentarfilm.
Die Beiträge sind keineswegs nur einfache Interviews, sondern verwandeln sich in leidenschaftliche und mitreissende Monologe, Plädoyers, Kritik oder Rückblicke, die unweigerlich das gesamte emotionale Spektrum ansprechen. In einem ästhetischen Schwarz-Weiss-Format folgt die Kamera ihren Protagonisten, fängt Ausschnitte von Körpern ein, hört ihnen zu, schneidet und illustriert die Geschichten. Eine rhythmische Intensität, die die 70 Minuten des Werks von Anfang bis Ende ausfüllt, begleitet von einem in jeder Hinsicht passenden Soundtrack. Und zu eingängigen Melodien diskutieren die Protagonisten über Diskriminierung, Geschlechterrollen innerhalb der afroamerikanischen Gemeinschaft, Sexualität und Liebe. Eine vibrierende Dynamik, die noch lange nach dem Abspann zu spüren ist.
4 von 5 ★
Eine Zusammenstellung aller Texte der 73. Berlinale findest du hier.
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