Kritik23. Februar 2024

Berlinale 2024: «Another End»: Technologie gegen die Trauer

Berlinale 2024: «Another End»: Technologie gegen die Trauer
© Berlinale | Matteo Casilli | Indigo Film

Der Abschied von einer geliebten Person ist schmerzhaft, doch in der vagen Zukunft von «Another End» kann dieser um einige Zeit hinausgezögert werden. Piero Messinas Wettbewerbsfilm hat eine aufsehenerregende Prämisse, verliert sich aber in zu vielen Wendungen.

«Another End»: Technologie gegen die Trauer

Piero Messina | Italien | 129 Min.

Sal vergeht vor Trauer um seine Ehefrau Zoe, die bei einem Autounfall ums Leben kam. Sals Schwester Ebe arbeitet für das Programm «Another End», das das Bewusstsein Verstorbener vorübergehend in den Körper von Hosts einpflanzt. Nach einem Selbstmordversuch ihres Bruders besteht sie darauf, dass Sal an dem Programm teilnimmt, um ein paar letzte Begegnungen mit Zoe zu haben und schliesslich besser Abschied nehmen zu können. Doch die Zeit mit seiner Frau lässt die Sehnsucht nach ihr nur wachsen.

Die Grundidee von «Another End» ist so einfach wie einleuchtend. Wer schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, kennt die unauslöschliche Sehnsucht nach mehr Zeit, mehr Nähe und einem letzten Gespräch. Mit dem Programm von «Another End» wird das möglich – die geliebte Person hat zwar einen anderen Körper, doch das Bewusstsein, die Persönlichkeit und die Erinnerungen sind dieselben.

«Another End» fokussiert sich vollständig auf seinen Protagonisten Sal, der vom mexikanischen Schauspieler Gael García Bernal mit grossem Einfühlungsvermögen und Sanftheit verkörpert wird. Seine Unsicherheit, dem Programm zuzustimmen und der verwirrende Umgang mit dem Geist seiner Frau im Körper einer anderen wird ebenso nachvollziehbar wie die einsetzende Erleichterung sie wiederzuhaben und die letztendliche Fokussierung, sie nie wieder zu verlieren. Facettenreich wechselt er zwischen Trauer, Erleichterung und Besessenheit und wird zum Anker der Erzählung.

Insgesamt ist «Another End» zwar mit einer spannenden Prämisse und einer Hauptfigur ausgestattet, der man gerne in die Abgründe der Trauer folgt, aber der Film macht letztlich zu viele unnötige Schleifen in der Handlung und verliert dadurch seinen Fokus. Auch die moralischen Untiefen des Programms, wie sein wirklicher Nutzen für die Trauernden, die Folgen für die Hosts und die generelle Frage, was den Menschen wirklich ausmacht, behandelt «Another End» bestenfalls oberflächlich.

3 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 74. Berlinale findest du hier.

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