Kritik2. Februar 2022

Filmtagebuch: Die 5 besten Regiearbeiten von Guillermo del Toro

Filmtagebuch: Die 5 besten Regiearbeiten von Guillermo del Toro
© IMDb

Spätestens seit seinem Oscar-Triumph mit der betörenden Fantasy-Romanze «The Shape of Water» ist der Mexikaner Guillermo del Toro auf dem Olymp Hollywoods angekommen. Schon vorher servierte uns der umtriebige Regisseur, Drehbuchautor und Produzent kreative, düster-schillernde Leinwandwerke. In der Geschichte um eine gehörlose Putzfrau und einen misshandelten Amphibienmann flossen sein Interesse an Monstern und seine humanistische Haltung allerdings auf bestmögliche Weise zusammen.

Artikel von Christopher Diekhaus

Anlässlich seines am 20. Januar 2022 gestarteten Noir-Thrillers «Nightmare Alley», der einmal mehr bestechend aussieht, wollen wir im Folgenden auf seine 5 prägnantesten Regiearbeiten blicken.

1. «Cronos» (1993)

Ron Perlman in «Cronos». © IMDb

Bereits mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm machte der in Guadalajara geborene Guillermo del Toro auf sich aufmerksam. Der das Vampirmotiv clever variierende Horrorstreifen «Cronos» erzählt von einem Antiquitätenhändler namens Jesus Gris (Federico Luppi), der in den Bann eines goldfarbenen, käferartigen Apparats aus einer alten Statue gerät und plötzlich einen unbändigen Durst nach Blut verspürt.

Nicht nur die Schauspielführung und die Inszenierung können überzeugen. Auch viele Merkmale, die die weitere Karriere des damals noch jungen Regisseurs und Drehbuchautors prägen sollten, kommen schon hier zum Vorschein. Besonders ins Auge stechen die religiösen Bezüge, die Begeisterung für mechanische Objekte und eine gute Balance zwischen den Schockelementen und dem Drama, das die Figuren einhüllt. Mit dem US-Amerikaner Ron Perlman ist in «Cronos» ein Darsteller zu sehen, auf den del Toro in vielen späteren Produktionen zurückgreifen wird.

2. «El espinazo del diablo» (2001)

Unterricht an der Santa Lucia Schule.

In seiner dritten Regiearbeit «El espinazo del diablo» stellt Guillermo del Toro erstmals unter Beweis, dass er Grusel und historischen Schrecken sinnvoll miteinander zu verbinden weiss. Die im Jahr 1939 in Spanien spielende Geschichte, die sich um den 12-jährigen Waisenjungen Carlos (Fernando Tielve) und eine Geistererscheinung in einem Kinderheim dreht, setzt auf subtile Schreckmomente, baut ein langsam in die Knochen kriechendes Klima der Verunsicherung auf und ist, wie eigentlich alle Filme des Mexikaners, stark fotografiert (Kamera: Guillermo Navarro).

«Make-up und animatronischen Figuren verleihen der Geschichte einen ganz besonderen Touch.»– Cineman-Serienkritiker Christopher Diekhaus

Die Schauerebene nutzt der erneut am Drehbuch beteiligte del Toro, um dem Publikum das Grauen des Spanischen Bürgerkriegs und des von General Francisco Franco repräsentierten Faschismus vor Augen zu führen.

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3. «Pans Labyrinth» (2006)

Guillermo del Toros fünfte Kinoarbeit «Pans Labyrinth».© Frenetic Films

In gewisser Weise ist «Pans Labyrinth» die Fortführung dessen, was Guillermo del Toro in «El espinazo del diablo» begonnen hat. Seine fünfte Kinoarbeit spielt nicht im Spanischen Bürgerkrieg, sondern fünf Jahre danach in einer Zeit, die von den Repressionen des Franco-Regimes und dem Horror des Zweiten Weltkriegs geprägt ist. Im Zentrum der Handlung steht die kleine Ofelia (Ivana Baquero), die Schutz vor dem Grauen der Wirklichkeit in einer von mythischen Wesen bevölkerten Traumwelt sucht. Ein Stoff, der dem Regisseur ausreichend Gelegenheit bietet, seinem Faible für Monster, fantastische Details und schillernde Mythologien zu frönen.

«Pans Labyrinth» ist pure Bildgewalt, vermischt unterschiedliche Genre-Bausteine, überrascht mit vielen filmischen Verweisen und beinhaltet Gewalteruptionen, die das düstere Märchen trotz seiner kindlichen Protagonistin zu einer Erzählung für Erwachsene machen. Wie so oft in seinem Schaffen arbeitet del Toro bewusst nicht nur mit Computereffekten, um seine irreale Welt zum Leben zu erwecken. Make-up und animatronischen Figuren verleihen der Geschichte einen ganz besonderen Touch.

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4. «Hellboy 2: Die goldene Armee» (2008)

Hellboy trägt eine futuristische Waffe.© Universal Pictures Switzerland

Warum «Hellboy 2: Die goldene Armee»? Genauso gut hätte man sicher auch der Regisseur aus dem Jahr 2004 stammende Erstverfilmung über die Comic-Superheldenfigur Hellboy in die Liste aufnehmen können. Das Sequel tritt aber den nur selten erbrachten Beweis an, dass Fortsetzungen durchaus das Niveau des Ursprungsteils halten können. Daher wollen wir uns an dieser Stelle dem Nachfolger widmen.

Die 2008 in die Kinosäle gespülte Actionsause schickt den titelgebenden Dämon, gespielt von del Toros altem Bekannten Ron Perlman, im New York der Gegenwart in die Schlacht gegen den Elfenprinzen Nuada (Luke Goss), der die Menschheit mithilfe einer Armee riesenhafter mechanischer Krieger vernichten will. Handlungstechnisch reisst der Film sicher keine Bäume aus. Dafür serviert uns der Regisseur aber zahlreiche originell gestaltete Figuren, die durch aufregende, fantasievoll ausgearbeitete Set-Designs stapfen.

4 von 5 ★

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5. «The Shape of Water» (2017)

Elisa und Zelda gehen zusammen durch schwierige Situationen.© 20th Century Fox

Wie eingangs erwähnt: «The Shape of Water» ist Guillermo del Toros mit vier Oscar-Statuen prämierte Krönung in Hollywood. Einmal mehr gelingt es dem Mexikaner vorzüglich, das Fantastische mit realem Schrecken zu kombinieren. In diesem Fall dient der Kalte Krieg als Hintergrund für eine ungewöhnliche Romanze zwischen einer gehörlosen Putzfrau (Sally Hawkins) und einem in einer Forschungseinrichtung gefangen gehaltenen Amphibienmann (Doug Jones).

Angefangen bei der klugen Farbdramaturgie (Grün zieht sich wie ein roter Faden in allen Schattierungen durch den Film) über die starken Darsteller (Michael Shannon gibt einen der wohl furchteinflössendsten Bösewichte der jüngeren Kinogeschichte) bis hin zur echten Zuneigung, die der Film seinen Aussenseiterfiguren entgegenbringt – wer sich hier nicht mitreissen lässt, kann eigentlich nur ein kaltes Herz haben!

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