Kritik23. September 2020 Irina Blum
«Enola Holmes» auf Netflix: Millie Bobby Brown als Sherlocks kluge junge Schwester
Eigentlich sollte die Verfilmung der Jugendbuchreihe von Nancy Springer in die Kinos kommen, durch die Corona-Krise entschloss man sich jedoch, den Film an Netflix zu verkaufen. Dort war man sehr interessiert. Immerhin spielt «Stranger Things»-Star Millie Bobby Brown die Hauptrolle. Und überhaupt ist «Enola Holmes» beim Streaming-Dienst besser aufgehoben als auf Grossleinwand.
Filmkritik von Peter Osteried
Enola Holmes (Millie Bobby Brown) ist die junge Schwester von Sherlock (Henry Cavill). Weil ihre Brüder seit Jahren aus dem Haus sind, wächst sie alleine mit ihrer Mutter (Helena Bonham Carter) auf, die sie unterrichtet und in Dingen wie Selbstverteidigung ausbildet.
Als ihre Mutter eines Tages spurlos verschwindet, will Mycroft Holmes (Sam Claflin) seine Schwester in ein Internat stecken. Doch Enola büxt aus und sucht in London selbst nach ihrer Mutter, wobei sie einen anderen „Flüchtling“ trifft, einen jungen Lord, hinter dem ein gedungener Mörder her ist. Sie beschliesst ihm zu helfen – mit Geschick, detektivischer Spürnase und ihrem Kampfgeschick.
Die Ausstattung ist erlesen, die Kostüme sind prächtig und die Kameraarbeit superb.
Der Film ist offenkundig teuer gewesen. Die Ausstattung ist erlesen, die Kostüme sind prächtig und die Kameraarbeit superb. Wie so viele Geschichten von Sherlock Holmes wirkt aber auch das Abenteuer von Enola Holmes ein wenig unaufgeregt. Wenn man keinen Actionfilm wie bei den «Sherlock»-Filmen mit Richard Downey Jr. macht, wirkt das alles immer ein wenig klein – zumindest für das Kino. Im Fernsehen ist ein Film wie Enola Holmes jedoch ein Highlight, bei dem man auch darüber hinwegsieht, dass es zur Mitte etwas Leerlauf gibt.
Der Film gehört ganz und gar Millie Bobby Brown.
Als Enolas älterer Bruder Sherlock agiert Henry Cavill, der nicht viel zu tun hat, aber in dem Setting sehr gut aufgehoben ist. Der Film gehört ganz und gar Millie Bobby Brown, die mit ihrem Charme und ihrer unbedarften Art die Herzen der ZuschauerInnen für sich erobert. Schliesslich spricht sie diese auch immer direkt an. Das Durchbrechen dieser vierten Mauer mag nicht jedermanns Geschmack sein, hier funktioniert es, weil Enola einen damit zu einer vertrauten Person macht.
Am Ende ist ein Mysterium geklärt, eines jedoch noch offen – der Grundstein für ein Sequel ist gelegt, was nicht überrascht, hat Nancy Springer doch insgesamt sechs Romane mit ihrer jugendlichen Heldin geschrieben. Die Chancen, dass diese zumindest in Teilen auch verfilmt werden, dürften gestiegen sein, seit «Enola Holmes» ihr Heim bei Netflix gefunden hat.
Denn mit diesem Film bietet der Streaming-Dienst grosses aufwendiges Kino für zu Hause, das nicht nur ein jugendliches Publikum anspricht, sondern auch für Fans von Sherlock Holmes sehr vergnüglich ist. Darüber hinaus gilt: Millie Bobby Brown beweist hier, dass sie das Zeug zum tonangebenden Star hat, der ganze Filme alleine tragen kann.
4 von 5 ★
«Enola Holmes» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.
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