Artikel3. Dezember 2021

Filme und Serien über prominente Mordopfer

Filme und Serien über prominente Mordopfer
© Disney Schweiz | Ascot Elite | Warner Brothers Switzerland

Dass Mord und Totschlag eine eigenartige Faszination auf viele Zuschauer ausüben, belegen die seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden schiessenden True-Crime-Formate. Schlagzeilenträchtige Kriminalgeschichten aus dem echten Leben wecken die Neugier und vermitteln wahrscheinlich eine ganz besondere Form des Nervenkitzels.

Auch Spielfilme und fiktionale Serien arbeiten sich immer wieder an wahren Verbrechen ab, die sich mal mehr, mal weniger ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben. Ridley Scotts neueste Regiearbeit «House of Gucci», die am 02. Dezember in den Schweizer Kinos angelaufen ist, handelt von der Ermordung des Modeerben Maurizio Gucci im Jahr 1995 und soll als Aufhänger dienen, andere Werke über berühmte reale Taten ins Rampenlicht zu rücken. Spoiler können dabei leider nicht vermieden werden.

von Christopher Diekhaus

1. «John F. Kennedy – Tatort Dallas»(1991)

Kontroverse Spekulationen

Das tödliche Attentat auf den beliebten US-Präsidenten John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas traumatisierte eine ganze Nation und war schon früh Gegenstand heisser Diskussionen um eine grössere innerstaatliche Verschwörung. Basierend auf den einige Zeit nach dem Anschlag angestossenen Ermittlungen des Staatsanwaltes Jim Garrison (im Film gespielt von Kevin Costner), legte Regiequerkopf Oliver Stone im Jahr 1991 das Dokudrama «John F. Kennedy – Tatort Dallas» vor, das mit Nachdruck die offizielle These des Einzeltäters Lee Harvey Oswald (Gary Oldman) in Frage stellt.

Die spannende Aufarbeitung löste bei ihrer Veröffentlichung kontroverse Debatten aus, da sich – so der Vorwurf mancher Kritiker – der Filmemacher zu viele Freiheiten bei historischen Fakten nehme. Mit acht Oscar-Nominierungen, zwei Academy-Award-Triumphen (in den Kategorien «Beste Kamera» und «Bester Schnitt») und Einspielergebnissen von über 200 Millionen Dollar erzielte der Film dennoch beachtliche Erfolge. «JFK Revisited: Through the Looking Glass», eine dokumentarische Fortsetzung, ebenfalls unter Federführung Stones entstanden, feierte 2021 in Cannes ihre Weltpremiere – und passt wohl bestens in unsere aufgeregten Zeiten, die an Verschwörungserzählungen nicht gerade arm sind.

2. «Auto Focus» (2002)

Tod eines Serienhelden

Am 29. Juni 1978 wurde die Leiche des Radiomoderators und Schauspielers Bob Crane mit eingeschlagenem Schädel in einem Appartement in Scottsdale, Arizona aufgefunden. Sein Freund John Henry Carpenter geriet wiederholt ins Visier der Ermittler. Nachweisen konnte man ihm das brutale Verbrechen zweifelsfrei aber nie.

Ausgehend von den Schilderungen in Robert Graysmiths Sachbuch «The Murder of Bob Crane» schuf US-Regisseur Paul Schrader mit «Auto Focus» eine recht freie Filmbiografie, die illustriert, wie sich der von Greg Kinnear verkörperte gläubige Familienmensch im Zuge des Erfolgs der TV-Serie «Ein Käfig voller Helden» gemeinsam mit dem Elektronikvertreter Carpenter (Willem Dafoe) in einem Netz aus sexuellen Ausschweifungen verstrickt. Die Videoaufzeichnung ihrer Liebesspiele mit immer neuen Eroberungen wird zu einer Sucht. Das Image des Darstellers nimmt zunehmend Schaden. Und gleichzeitig kämpft er darum, nach dem Ende seiner Hitproduktion nicht in der Versenkung zu verschwinden.

Schraders Werk, das einen satirischen Tonfall anschlägt, am Ende jedoch eine gespenstisch-fiebrige Intensität erreicht, ist nicht nur das Porträt eines sich verlierenden Mannes, sondern auch eine Studie über die Abgründe der Unterhaltungsbranche. Gerade vor dem Hintergrund der #MeToo-Debatte wirkt der Film erstaunlich aktuell.

Zur ausführlichen Kritik

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3.«Die Hollywood-Verschwörung» (2006)

Supermans rätselhaftes Abtreten:

In der Titelrolle der von 1952 bis 1958 produzierten Fernsehserie «Adventures of Superman» spielte sich der US-Darsteller George Reeves in die Herzen vieler junger Zuschauer. Der Absprung ins ernsthafte Filmgeschäft gelang ihm allerdings nicht. Als Reeves drei Tage vor seiner geplanten Hochzeit mit Leonore Lemmon durch eine Schusswaffe ums Leben kam, regten sich mit der Zeit Spekulationen um die offiziell verlautbarte Todesursache Selbstmord.

Die (sich bis heute haltenden) Zweifel werden auch in Allen Coulters opulentem und stimmungsvollem Noir-Drama «Die Hollywood-Verschwörung» aufgegriffen, das den fiktiven Privatdetektiv Louis Simo (Adrien Brody) auf die Suche nach Antworten schickt. In Rückblenden entfaltet der abschliessend keine Theorie privilegierende Film ein interessantes Milieu- und Sittenbild, das von grossen Träumen und ebenso grossen Enttäuschungen erzählt. Ben Affleck überzeugt als eine Kinokarriere anstrebender, sich in Affären werfender Schauspieler, über dessen Ableben wohl nie vollständige Klarheit herrschen wird.

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4. «Foxcatcher» (2014)

Verhängnisvolle Dreieckskonstellation:

Am 26. Januar 1996 erschoss der aus einer der einflussreichsten US-amerikanischen Industriellenfamilien stammende Multimillionär und Sportmäzen John E. du Pont, vermutlich unter dem Einfluss paranoider Wahnvorstellungen, den Ringolympiasieger David Schultz, der zu diesem Zeitpunkt am Stützpunkt auf du Ponts Anwesen lebte und trainierte. Die Beziehung zwischen dem Ermordeten und seinem Täter, aber auch das Verhältnis zwischen dem grosszügigen Gönner und Davids ebenfalls ringendem und protegiertem Bruder Mark stehen im Mittelpunkt des Psychodramas «Foxcatcher», das nach seiner Veröffentlichung 2014 mit mehreren Auszeichnungen, unter anderem dem Preis für die beste Regie in Cannes, bedacht wurde.

Der von Bennett Miller inszenierte, nie in Hektik verfallende, reale Ereignisse gleichwohl stark raffende Film baut eine unterschwellig brodelnde Spannung auf, findet immer wieder einprägsame Bilder und fesselt nicht zuletzt dank seiner starken Schauspieler. Channing Tatum und Mark Ruffalo liefern als Mark bzw. David Schultz intensive Darbietungen ab. Besonders hervorheben muss man jedoch den eigentlich auf komische Rollen abonnierten Steve Carell, der du Pont – ausgestattet mit einer falschen Nase – als unberechenbaren Exzentriker und unsicheren, verzweifelt um Anerkennung und Freundschaft ringenden Aussenseiter skizziert. Allein seine facettenreiche, in ihrer Zurückhaltung erst recht bedrohliche Performance macht «Foxcatcher» sehenswert.

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5. «American Crime Story: The Assassination of Gianni Versace»(2018)

Zufall oder geplant?

Am 15. Juli 1997 wurde der italienische Stardesigner Gianni Versace vor seiner Residenz in Miami erschossen. Als Täter identifizierte die Polizei sehr schnell den 27-jährigen Andrew Cunanan, der seit April bereits vier andere Männer, quer durch die USA verteilt, getötet hatte und sich einige Tage nach dem Mord an Versace das Leben nahm. Die genauen Motive für seine Verbrechen liegen bis heute im Dunkeln. In manchen Fällen scheinen persönliche Verbindungen eine Rolle gespielt zu haben. Die Familie des Modekönigs beteuerte allerdings stets, dass Versace seinem Killer vorher nie über den Weg gelaufen und daher zufällig in sein Visier geraten sei.

Im Rahmen der von Ryan Murphy betreuten Anthologie-Serie «American Crime Story» erschien 2018 eine dramatisierte Aufarbeitung der Geschehnisse und Vorgeschichte, die auf einem Sachbuch der US-Journalistin Maureen Orth basiert. «The Assassination of Gianni Versace» gibt dem Zuschauer Einblick in das Leben der von Édgar Ramírez gespielten Fashionikone und baut in die häufig in der Zeit vor- und zurückspringende Erzählung auch die von Versaces Verwandten kategorisch ausgeschlossenen früheren Begegnungen zwischen ihm und Cunanan ein. Ein Punkt, der nach der Veröffentlichung für Diskussionen sorgte. Gleichzeitig konzentrieren sich die Macher auch auf den von Darren Criss beängstigend eindringlich verkörperten Mörder, seine vorherigen Opfer und die schwule Subkultur der 1990er Jahre, in der sich sowohl Versace als auch Cunanan bewegten.

Verfügbar auf Netflix

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