Artikel28. Mai 2024 Maria Engler
Seltene Perlen unter den Hochzeitsfilmen: 10 ungewöhnliche Filme übers Heiraten
Der Sommer liegt vor uns und die Hochzeitssaison ist in vollem Gange. Filme wie «Vier Hochzeiten und ein Todesfall» oder «My Big Fat Greek Wedding» sind mittlerweile echte Klassiker des Hochzeitsfilms. Wir haben 10 Filme übers Heiraten, die weniger bekannt, aber mindestens genauso sehenswert sind.
1. «C'est la vie - Das Leben ist ein Fest» (2016): Das perfekte Chaos
Darum geht’s: Ein Wedding Planner richtet seit vielen Jahren luxuriöse Hochzeiten aus, doch das aktuelle Projekt, das eine Traumhochzeit in einem prächtigen Landschloss werden soll, droht ganz und gar im Chaos zu versinken. Was macht man, wenn das Buffet verdorben ist, die Hochzeitsgesellschaft im Stau steckt, der Fotograf daneben ist, die Band abspringt und das Team an einer Lebensmittelvergiftung leidet?
Sehenswert, weil: Man hegt grosse Sympathien für den Wedding Planner, der im Chaos versinkt und wie ein Ertrinkender um jeden Atemzug kämpft. Die Kunst des Wedding Planners ist es, auf Fehler zu reagieren, sie zu übertünchen und die Gäste gar nicht merken zu lassen, dass nicht alles perfekt ist. Von diesem grenzenlosen Optimismus kann sich jeder eine Scheibe abschneiden – gegen den Perfektionismus und Leistungsdruck, der üblicherweise mit Hochzeiten verbunden ist.
2. «Rat mal, wer zum Essen kommt» (1967): Das Private ist politisch
Darum geht’s: Die 23-jährige Joanna kehrt nach einem Urlaub auf Hawaii mit einer frohen Botschaft zu ihren Eltern zurück: Sie will heiraten! Ihre eigentlich liberalen Eltern sind jedoch schockiert, als sich ihr Verlobter als Schwarzer entpuppt. Der 37-jährige John will jedoch nur heiraten, wenn beide Eltern sich einverstanden erklären – doch auch seine eigenen Eltern haben Vorurteile. Es kommt zur Diskussion.
Sehenswert, weil: «Rat mal, wer zum Essen kommt» entstand zu einer Zeit, als die Ehe zwischen Schwarzen und Weissen noch nicht überall in den USA legal war. Der Film zeigt diese Beziehung als einer der wenigen Filme überhaupt in einem positiven Licht. Neben der spannenden Handlung besticht vor allem die erstklassige Besetzung mit den Oscar-Gewinner:innen Katharine Hepburn, Sidney Poitier und Spencer Tracy, der hier in seiner letzten Rolle vor seinem Tod zu sehen ist.
3. «Muriels Hochzeit» (1994): Der Traum vom “Glücklich bis ans Lebensende”
Darum geht’s: Muriel lebt ein trauriges Leben und flüchtet sich deshalb in die Welt ihrer Lieblingsband ABBA und träumt von einer Märchenhochzeit. Durch einen glücklichen Zufall kann sie gemeinsam mit ihrer Freundin Rhonda einen Neuanfang in Sydney wagen. Doch als das Unglück hereinbricht, flüchtet sich Muriel erneut in eine Fantasiewelt und geht eine Scheinehe ein, die endlich das Blatt wenden soll.
Sehenswert, weil: Die realitätsscheue Muriel setzt alle ihre Erwartungen in ihre Hochzeit und Ehe – genauso, wie die Gesellschaft es vielen Frauen seit der Kindheit beibringt. «Muriels Hochzeit» zeigt allerdings auf liebevolle und schräge Weise, was im Leben wirklich zählt und dass Frauen auch ohne Ehemann glücklich werden können.
4. «Palm Springs» (2020): Hochzeitsfeier ohne Entkommen
Darum geht’s: Nyles erwacht jeden Morgen am Hochzeitstag von Tala und Abe – denn er ist in einer Zeitschleife gefangen, die ihn jeden Tag erneut dorthin zurückschleudert. Eines Tages stolpert auch Sarah in die Zeitschleife und ist dort gemeinsam mit Nyles gefangen – anders als er findet sie sich aber nicht mit ihrem Dasein dort ab. Sie beginnt, nach einem Ausweg zu suchen und gibt auch Nyles wieder Hoffnung.
Sehenswert, weil: Diese charmante Liebeskomödie mit Sci-Fi-Touch spielt mit vielfältigen Varianten, sich die Zeit auf einer Hochzeitsfeier zu vertreiben: Alles zu crashen, die wildeste Party zu feiern oder wahlweise jeden Partygast zu verführen – komplett ohne Konsequenzen. Neben einer gehörigen Portion Komik kommt allerdings auch das Drama nicht zu kurz.
5. «Die Zürcher Verlobung» (1957): Liebe in der Schweiz
Darum geht’s: Nach einem Streit mit ihrem Freund sucht Juliane Trost bei ihrem Onkel in Berlin. In dessen Zahnarztpraxis trifft sie den etwas ungehobelten Patienten “Büffel” und seinen Freund, den schmucken Arzt Jean, in den sie sich sofort verliebt. Sie schreibt ein Drehbuch über die Begegnung und ausgerechnet “Büffel” soll Regie führen. Gemeinsam fahren sie nach Zürich, um dort angeblich Julianes Verlobten zu treffen – unterwegs bröckelt das Lügengebilde aber gewaltig.
Sehenswert, weil: «Die Zürcher Verlobung» ist ein verschachtelter Komödien-Klassiker mit jeder Menge Seitenhiebe auf die Filmbranche. Das deutsche Regie-Urgestein Helmut Käutner inszenierte die skurrile Komödie rund um eine junge Frau, die sich den perfekten Mann herbeiträumt, um dann letztendlich an der Realität abzuprallen.
6. «The Birdcage» (1996): Theater für Konservative
Darum geht’s: Armand betreibt einen Nachtclub in Florida, sein Partner Albert tritt dort regelmässig als Drag Queen auf. Eines Tages taucht Armands Sohn Val auf. Er möchte bald die Tochter eines erzkonservativen Senators heiraten – dieser will nun die Familie kennenlernen. Von Armands Homosexualität weiss er nichts. Um Val zum Glück zu verhelfen, vertuschen Armand und Albert ihre wahre Identität. Das wird allerdings nicht einfacher, als Albert plötzlich als Vals Mutter verkleidet zum Essen erscheint.
Sehenswert, weil: «The Birdcage» ist ein Remake von «Ein Käfig voller Narren» und mit Robin Williams, Nathan Lane und Gene Hackman in den Hauptrollen hervorragend besetzt. Die schrille Komödie bietet jede Menge Lacher, aber auch nachdenkliche Untertöne über Homophobie und das Leugnen der eigenen Identität. Der Film zeigt, dass Heiraten nicht nur die Vereinigung von zwei Liebenden ist, sondern auch eine Verbindung mitunter sehr verschiedener Familien und Lebensansätze.
7. «Destination Wedding» (2018): Vereinigte Hochzeitsmuffel
Darum geht’s: Frank und Lindsay sind beide zu einer Hochzeit eingeladen, die auf einem Weingut in Südkalifornien stattfinden wird. Er ist der Halbbruder des Bräutigams, sie seine ehemalige Verlobte – und beide können den Kerl auf den Tod nicht ausstehen. Aber nicht nur das: Sie mögen einander auch nicht und verbringen doch die nächsten drei Tage zusammen.
Sehenswert, weil: Auf einer Hochzeit so richtig ablästern und der negativen Energie freien Lauf lassen – dieses Versprechen löst «Destination Wedding» ein. Das grossartige Gespann Keanu Reeves und Winona Ryder haut sich die zynisch-lakonischen Sprüche nur so um die Ohren. Mit geschliffenen Texten, mit echten Wahrheiten, aber auch reichlich verschrobenen Ansichten. Genau daraus bezieht der Film seinen immensen Spassfaktor.
8. «Vater der Braut» (1950): Papa schmollt
Darum geht’s: Stanley lebt mit seiner Frau Ellie und seinen drei Kindern am Stadtrand von Los Angeles. Als seine älteste Tochter Kay ihre baldige Hochzeit verkündet, steht für Stanley sofort fest, dass er ihren Zukünftigen nicht leiden kann – egal, wer es sein mag. Mit griesgrämiger Miene lässt er die Hochzeitsvorbereitungen über sich ergehen, denn all seine Einwände bleiben ungehört.
Sehenswert, weil: Die Geschichte von «Vater der Braut» ist zeitlos. So sehr sogar, dass bereits zwei Neuverfilmungen erschienen sind. Doch das Original ist mit Spencer Tracy und Elizabeth Taylor nicht nur perfekt besetzt, sondern bietet mit einer von Salvador Dalí gestalteten Traumszene, Elizabeth Taylors echter Hochzeit nur wenige Tage vor der Premiere, einer Oscar-Nominierung als Bester Film und der ebenso gelungenen Fortsetzung «Ein Geschenk des Himmels» (1951) jede Menge Gründe, sich den Film anzusehen.
9. «Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche» (2005): Makaberes Animationsabenteuer
Darum geht’s: Der intellektuell-bleiche und ungeschickte Victor Van Dort, Sohn aus neureichem Haus, soll die scheue Victoria Everglot, Tochter verarmter Adliger heiraten. So wollen es die Eltern – den einen fehlt das Geld, den anderen das Prestige. Es ist die komplizierte Hochzeitszeremonie – der zahnstocherbeinige Victor kann sich das komplizierte Gelübde nicht merken – die den Bräutigam dazu bringt, auf einem einsamen Waldspaziergang zu Übungszwecken eine Braut-Leiche zu heiraten: Kaum hat er ihr den Ring an den knochigen Finger gesteckt, findet er sich im Reich der Toten wieder.
Sehenswert, weil: Charmant altmodisch und düster märchenhaft ist mit «Corpse Bride» eine russische Volksgeschichte umgesetzt worden. Kindlich freudig stolpert man durch das exotische Reich der Dunkelheit. Der Film von Gruselmeister Tim Burton ist eine Augenweide von bezaubernder Perfektion und treibt das Hochzeitsversprechen «Bis dass der Tod uns scheidet» auf die Spitze.
10. «Eine Hochzeit zu dritt» (2005): Queeres Dilemma
Darum geht’s: Rachel schreitet auf den Traualtar zu, wo ihre Jugendliebe Heck wartet, doch auf dem Weg sieht sie ihre Floristin Luce plötzlich mit ganz anderen Augen. Nach der Hochzeit freunden sich die beiden Frauen zunächst an, doch schon bald können sie ihre aufkeimenden Gefühle nicht mehr unterdrücken. Die frisch verheiratete Rachel fühlt sich hin- und hergerissen.
Sehenswert, weil: Die Hochzeit steht in «Eine Hochzeit zu dritt» nicht als Happy End am Ende dieser Liebeskomödie, sondern am Anfang. Denn schnell wird klar, dass die Braut möglicherweise die falsche Wahl getroffen hat und erst jetzt das erste Mal wirklich verliebt ist. In diesem charmanten, witzigen, aber auch gefühlvollen Liebesfilm steht die Suche nach der eigenen Identität und Selbstakzeptanz im Mittelpunkt.
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