Artikel27. Dezember 2022 Maria Engler
Zwischen kuschelig und kratzbürstig: Katzen im Film
Katzen sind geheimnisvolle Wesen. Streuner gehen ihre eigenen mysteriösen Wege und auch Stubentiger stellen uns oft vor Rätsel. Da ist es naheliegend, dass diese unergründliche Welt im Film gerne näher beleuchtet oder überhaupt erst ausgedacht wird. Wir haben uns in die Welt der Katzen im Film vertieft und beleuchten ihre Rollen als Helden, Bösewichte, Orakel oder niemals sterben wollende Zombies. Miau!
Im Scheinwerferlicht: Die Katze als Held
So niedlich, so flauschig und doch voller Heldenpotenzial: der wunderbare Gegensatz von knuddelig und kratzbürstig macht die Katze zum perfekten Filmhelden. Sei es Degen schwingend und klassisch heldenhaft wie in «Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch» (ab dem 22.12.22 im Kino) oder fett, faul und gefrässig wie «Garfield» (Disney+) – Katzen sind überaus wandelbar. Vor allem in Komödien dürfen Katzen gerne einmal die Heldenrolle übernehmen und wie in «Felix - Der Kater» schöne Prinzessinnen retten oder Bankräuber überführen, wie in «Alles für die Katz» (Disney+).
Dass Katzen eine geheime Parallelwelt neben unserer bevölkern, die auch noch voller Musik steckt, wissen wir nicht erst seit dem famos gefloppten «Cats» (AppleTV), sondern schon seit dem Hit «Katzen brauchen furchtbar viel Musik» aus «Aristocats» (Disney+). Wenn sie nicht träge auf unseren Tastaturen liegen, schleichen Katzen in Ecken herum, von denen wir Menschen nichts wissen und drängeln sich durch jede kleine Ritze. Filmschaffende inspiriert dieses rätselhafte Doppelleben zu Filmen wie «Das Königreich der Katzen» (Netflix), in dem die Fellnasen unbemerkt von Menschen ihr eigenes Reich errichtet haben.
Beste Freunde: Samtpfötige Begleiter
Bekanntlich gilt der Hund als bester Freund des Menschen, aber viele Filme feiern besonders die Freundschaft zwischen Menschen und Katzen – und erzählen dabei viel über ihre Figuren. Was wäre beispielsweise die knallharte Ripley ohne ihren Stubentiger, den sie sowohl in «Alien» als auch in «Aliens - Die Rückkehr» (Disney+) unter Einsatz ihres Lebens vor dem Xenomorph rettet? Und auch der muskelbepackte Dämon «Hellboy» (Lionsgate+) zeigt sich bei der Pflege seiner Katzen ganz weich.
Doch die flauschigen Freunde begleiten Ihre Menschen nicht nur ins All, sondern zum Beispiel in «Kikis kleiner Lieferservice» (Netflix) bei rasanten Ritten auf dem Hexenbesen. In «Inside Llewyn Davis» (Amazon) ist die Katze der einzige Freund eines erfolglosen Folk-Musikers – und reist mit ihm durch den bitterkalten New Yorker Winter. Eine freilaufende Katze hat unter Umständen viele Freunde, was im Film gerne zu ungewöhnlichen Bekanntschaften führt. «Die Katze von Paris» ist tagsüber die Hauskatze eines kleinen Mädchens und nachts mit einem Einbrecher unterwegs – das bietet unendliche dramaturgische Möglichkeiten!
Fiese Miezen: Die Katze als Bösewicht
Katzen sind nicht nur niedlich und süss, sondern spielen im Film auch gerne die Rolle des Bösewichts. Wer mit einer Katze zusammenlebt, weiss, welches Potenzial für Böses in jeder Fellkugel steckt. Sie sind klassischerweise die Feinde der Hunde, wie in «Susi und Strolch» (Disney+) eindrucksvoll (und leider politisch inkorrekt) anhand der zerstörerischen und hinterlistigen Siamkatzen bewiesen wird. Und für Feivel, den Mauswanderer (AppleTV), entpuppt sich der Slogan «Es gibt keine Katzen in Amerika» als Unwahrheit allererster Güte.
Dass Katzen auch für Menschen gefährlich werden können, beweist der Kater Mr. Whiskers in «The Voices» (AppleTV), der sein psychisch labiles Herrchen nicht nur permanent beleidigt, sondern auch zum Mord verleitet. Eine sehr eigentümliche Mordmethode mit nicht ganz so samtpfötiger Hilfestellung durch eine Katze gibt es in «The Crimes of the Black Cat» zu bestaunen. Die Krallen einer Katze werden mit tödlichem Gift versetzt und dem passenden Mordopfer in spe ein schöner, neuer Schal geschenkt. Eine Chemikalie auf dem Schal lockt wiederum die Katze an, die sogleich ihre tödlichen Krallen ausfährt – kreativ!
Katzenweiber und Werecats: Die Katze im Menschen
Deine Frau, das unbekannte Wesen. Die Katze, das unbekannte Wesen. Match made in heaven! Weiblichen Charakteren werden im Film von anschmiegsam bis kratzbürstig gerne katzenähnliche Eigenschaften zugeschrieben. Ob nun «Catwoman» (Amazon) in Lack und Leder oder in einer kinderfreundlichen Variante in «Die geheimnisvolle Minusch» (AppleTV) – die Verbindung ist unbestreitbar.
Eine besondere Variante dieses filmischen Klischees ist die Werecat, die erstmals in «Katzenmenschen» in Erscheinung tritt und nicht bei Vollmond, sondern beim Aufwallen besonders starker Emotion die Wildkatze rauslässt - Autsch. In «Stephen Kings Schlafwandler» (AppleTV) darf sich auch ein junger Mann in ein blutsaugendes Katzenwesen verwandeln – aber nur zusammen mit Mama. Und in «Voll verkatert» (Netflix) bestreitet Kevin Spacey den Grossteil des Films in Form einer flauschigen Katze. Es gibt also doch noch Gerechtigkeit.
Unerklärliches Wissen: Die Katze als Zeichen
Der Auserwählte Neo sieht eine schwarze Katze im Flur. Er schaut weg, sieht wieder hin – Heureka, da ist sie schon wieder! In «Matrix» (Netflix) dient die Katze als Anzeichen für eine Veränderung in der Matrix – kein gutes Zeichen! Katzen bekommen in Filmen gerne die Rolle des Unglückbringenden oder sind selbst die einzigen Augenzeugen ungewöhnlicher Ereignisse.
Der Grund für diese Hellsichtigkeit: Katzen wird gerne eine besondere Verbindung mit der Welt der Toten nachgesagt. Kein Wunder also, dass «Constantine» auf seinem Trip in die Hölle eine Katze auf dem Schoss haben möchte. In «Ghost - Nachricht von Sam» (Netflix) ist die Katze lange Zeit das einzige Wesen, das den Geist von Sam (Patrick Swayze) (AppleTV) sehen kann. Und vergessen wir nicht die besondere Rolle von Krummbein in «Harry Potter und der Gefangene von Askaban» (Amazon) - diese mürrische Katze hatte von Anfang an den Durchblick!
Das Wesen aus einer fremden Welt: Die Herkunft der Katze
Katzen sind scheinbar so andersartige Wesen, dass einige Filmschaffende ihre Herkunft lieber ausserhalb unseres Planeten ansiedeln würden. Woher die Katze in «Men in Black» (Netflix) kommt, bleibt unklar, sie hat allerdings eindeutig Kontakt zu Ausserirdischen und trägt eine komplette Galaxie am Halsband.
Aus einer anderen Dimension stammt sicher auch die Grinsekatze aus «Alice im Wunderland» (Disney+), die immer einen rätselhaften Rat auf der Pfanne hat und sich sogar unsichtbar machen kann. Vollen Einsatz in Sachen Alien-Katzen zeigt der Film «Die Katze aus dem Weltraum» (Disney+), in dem sich ein Alien in Form einer Katze nach einem Raumschiffabsturz auf der Erde wiederfindet – spacig!
Unkaputtbar: Das Katze im Horrorfilm
Wenig ausserweltlich kommt zunächst einmal ein absoluter Klassiker der filmischen Katzen-Motive daher: der Jump-Scare mit Katze. Das alarmierte Opfer tastet sich langsam durch den dunklen Raum, die Musik schwillt an und ZACK, Schockschwerenot, Gott sei Dank – es war nur die Katze. Horrorfans kennen diese Methode aus «Freitag der 13. - Jason kehrt zurück» (AppleTV), «Amityville Horror» (AppleTV) oder «Halloween II».
Die Welt des Horrorfilms bedient sich auch gerne einer weiteren unheimlichen Katzen-Eigenschaft: dem Besitz von neun Leben. Ist es in «Friedhof der Kuscheltiere» (AppleTV) noch das unheimliche Land der amerikanischen Ureinwohner, das die Katze wieder zum Leben erweckt, wird der Protagonist in «Grüne Augen in der Nacht» von einer Katze verfolgt, die er selbst zuvor umgebracht hat. Auch der Stubentiger in «Schatten einer Katze» erweist sich als unsterblich und entgeht nicht nur jedem Mordanschlag, sondern sorgt elegant dafür, dass der Angreifende selbst zum Opfer wird.
Nebenrollen für Mäusefänger: Die Katze als Auslöser und Accessoire
Katzen dürfen nicht in jedem Film die Hauptrolle spielen, bringen in vielen aber die Handlung gehörig ins Rollen. Wahrscheinlich hätten Holly Golightly und Paul in «Frühstück bei Tiffany» (AppleTV) niemals ihr Happy End gehabt, wenn der Kater nicht weggelaufen wäre. Auch in «Katzendiebe» sind die Fellnasen eher Mittel zum Zweck, verdienen sich die Protagonisten doch mit deren Entführung ihren Lebensunterhalt.
Und selbst wenn das Fellknäuel nichts zur Handlung beiträgt, ist es immer noch ein grossartiges Accessoire. Was wäre der James Bond Bösewicht Blofeld ohne seine weisse Angorakatze? Beim Auftauchen des legendären Schurken in «Liebesgrüsse aus Moskau» (Amazon) ist sie sogar sein einziges Erkennungszeichen. Und was könnte Anita Ekbergs Kopf schöner schmücken als ein kleines, weisses Kätzchen, bevor sie in «La Dolce Vita» (AppleTV) ein Bad im Trevi-Brunnen nimmt?
Zum Weiterlesen und Stöbern: Jeden Auftritt einer Katze in nahezu jedem Film, der jemals gemacht wurde, findet sich auf dem fantastischen Filmblog Cinemacats.
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