Kritik7. September 2018

Netflix-Kritik «Sierra Burgess Is a Loser»: Ein Maskenball der Gefühle

Netflix-Kritik «Sierra Burgess Is a Loser»: Ein Maskenball der Gefühle
© Netflix

Nach der Kontroverse um die Netflix-Serie «Insatiable», deren Machern Fatshaming und ein verfälschtes Schönheitsideal vorgeworfen wurde, liefert Netflix nun mit «Sierra Burgess Is a Loser» das versöhnliche Gegenstück, das zwar nicht sonderlich originell, aber durchaus sympathisch daherkommt.

Der Trailer

Darum geht's

Sierra Burgess (Shannon Purser) entspricht nicht gerade dem gängigen Schönheitsideal, weshalb sie an ihrer Highschool ständigen Sticheleien ausgesetzt ist. Vor allem den Attacken der allseits beliebten Cheerleaderin Veronica (Kristine Froseth) fällt Sierra immer wieder zum Opfer – doch diese können ihr schon längst nichts mehr anhaben. Zusammen mit ihrem besten Freund Dan (RJ Cyler) spielt das gewandte Sprachtalent in der Schulband und misst sich bei Debattierwettbewerben.

Als sie Opfer eines Streiches von Veronica wird, gerät Sierras Nummer in die Hände des Quarterbacks Jamey (Noah Centineo). Zwischen den beiden entflammt eine SMS-Romanze, obwohl Sierra schon bald merkt, dass Jamey sie eigentlich für Veronica hält. Um den Schwindel aufrecht zu erhalten, bittet sie die oberflächliche Veronica um Hilfe – doch ewig kann sich Sierra nicht hinter ihrer Maskerade verstecken.

Trotz anfänglicher Abneigung müssen sich Sierra und Veronica schon bald gegenseitig helfen.
Trotz anfänglicher Abneigung müssen sich Sierra und Veronica schon bald gegenseitig helfen. © IMDb

Cyrano de Bergerac in modern

«Sierra Burgess Is a Loser» ist eine Geschichte in bester Cyrano-de-Bergerac-Manier, denn Sierra gelingt es zwar mit Worten, ihren Schwarm für sich zu gewinnen, ihre wahre Identität hält sie jedoch geheim. Dieses Phänomen nennt sich in der heutigen Gesellschaft auch Catfishing. Wie so oft im Teenager-Alter plagen auch Sierra Selbstzweifel, die jedoch anfangs noch nicht so offensichtlich zur Geltung kommen. Zwar wird sie zum Opfer von Mobbing-Attacken, kann diesen jedoch Paroli bieten.

Zweifel an ihrem Selbstbild offenbaren sich erst, als Jamey auf den Plan tritt, der sie für die oberflächliche Highschool-Schönheit Veronica hält. Ist sie gut genug? Kann sie den Ansprüchen ihres Schwarms genügen? Der Film ist ein Appell, immer sich selbst zu sein, auch wenn dies im realen Leben nicht immer zu solch hollywoodreifen Momenten führen dürfte, wie hier vorgetragen.

Sierra plagen Selbstzweifel. Ist sie gut genug?
Sierra plagen Selbstzweifel. Ist sie gut genug? © IMDb

Eine nette Spielerei

«Sierra Burgess Is a Loser» kommt in einem dezenten 80ies-Look daher und überzeugt mit einer authentisch aufspielenden Shannon Purser, die vielen besser bekannt sein dürfte als Barb aus «Stranger Things». Auch die anderen Figuren haben durchaus Unterhaltungswert, gehen jedoch nicht sonderlich in die Tiefe – beispielsweise Sierras überdrehter Freund Dan, der nie um einen Spruch verlegen ist.

Die Story präsentiert sich leider nicht sehr ausgeklügelt und ist in höchstem Masse voraussehbar – ein cleverer Twist hätte nicht schaden können, um dem Plot nochmals zusätzlichen Drive zu geben. So schafft es der Film dann auch kaum, sich von zahlreichen anderen Teenie-Komödien abzuheben, und dies trotz gutem Cast und einer simplen, aber einleuchtenden Botschaft.

3 von 5 ★

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