Kritik23. September 2024

Netflix-Kritik: «Twilight of the Gods»: Nordische Sagen inszeniert von Zack Snyder

Netflix-Kritik: «Twilight of the Gods»: Nordische Sagen inszeniert von Zack Snyder
© 2024 Netflix, Inc.

Nach «Rebel Moon» kehrt der amerikanische Regisseur Zack Snyder mit einem ersten Serienprojekt zu Netflix zurück. Die ansprechend animierte Serie «Twilight of the Gods» ist von der nordischen Mythologie inspiriert und erzählt eine Geschichte von blutiger Rache.

von Maxime Maynard; übersetzt aus dem Französischen

Leif und Sigrid sind verliebt. Doch ihre Hochzeitsfeier endet in einem Blutbad, als der Gott Thor die gesamte Familie der Braut auslöscht. Diese beschliesst, sich zu rächen. Mit der Hilfe von Loki und einer kleinen Gruppe von Abenteurer:innen ist sie fest entschlossen, die Gottheiten von ihrem Thron zu stossen.

Zack Snyder versteht es, das Publikum zu begeistern. Von «300» über «Sucker Punch» bis hin zu «Justice League» ästhetisiert er Action mit atemberaubenden Aufnahmen. «Twilight of the Gods» ist da keine Ausnahme. Mit Hilfe der französischen Animationsproduktionsfirma Xilam – die auch an der Gestaltung von Jérémy Clapins «I Lost My Body» beteiligt war – bietet er eine schlicht illustrierte, aber dennoch effektvolle Erzählung. Dabei werden die nüchternen Farben regelmässig von der roten Intensität des allgegenwärtigen Blutes kontrastiert.

Denn obwohl Zack Snyders Projekt vom Stil her an «Die Melodie des Meeres», «Das Geheimnis von Kells» oder «Wolfwalkers» von Tomm Moore erinnert, ist die Serie keinesfalls für Kinder gedacht. Schon in den ersten Minuten wird der Ton vorgegeben. Ein Schlachtfeld vibriert vor Gewalt. Schwerter schlagen aufeinander ein, bis eine scharfe Klinge auf etwas weiches Fleisch trifft. Das Blut spritzt fröhlich und ausgiebig.

Szene aus «Twilight of the Gods» © 2024 Netflix, Inc.

Diese Zeichentrickserie für Erwachsene scheint auf eine Formel à la «Game of Thrones» zu setzen, um das Publikum zu beeindrucken: Action, aber auch eine gute Portion Sex. Trotz der bitteren Kälte in diesem nördlichen Teil der Welt wird jede Menge nackte Haut gezeigt – wenig überraschend vor allem die von Frauen. Aber nicht jede:r kann so talentiert wie George R. R. Martin sein und auch wenn einige Elemente eine mässige Neugierde hervorrufen, hätte die Geschichte mehr Tiefgang verdient.

Obwohl die nordische Mythologie oft zugunsten der bekannteren griechischen, römischen oder ägyptischen Mythologie beiseite geschoben wurde, hat sie es dank der Figur des Thor im MCU geschafft, sich einen Platz in der zeitgenössischen Popkultur zu erobern. Doch während der Superheld als unangepasst und grossherzig dargestellt wird, präsentiert ihn «Twilight of the Gods» als grausamen und blutrünstigen Gott. Diese Darstellung ist ein wirklich faszinierender Bruch. Leider entwickelt sie sich viel zu schnell, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, die Situation wirklich zu erfassen oder eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen.

Die Serie, die aus 8 Episoden zu je 30 Minuten besteht, hätte von einer längeren Laufzeit profitiert, die einen besseren Zugang zur Handlung und den Figuren ermöglicht hätte. Dennoch ist «Twilight of the Gods» unterhaltsam und verspricht Fans von Action, nordischer Kultur und natürlich von Zack Snyder gute Unterhaltung.

3.5 von 5 ★

«Twilight of the Gods» ist seit dem 19. September auf Netflix verfügbar.

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