Kritik16. Juli 2018 Irina Blum
«Sicario 2»: So ist die Fortsetzung von Denis Villeneuves Drogenthriller
Mit Sicario gelang Denis Villeneuve 2015 ein pulsierender Drogenthriller, der eine erdrückend pessimistische Weltsicht propagierte. Bei der Fortsetzung übernahm Stefano Sollima das Regiezepter – eine Entscheidung, die durchaus Sinn ergibt, wenn man bedenkt, dass der Italiener auf der grossen Leinwand zuletzt mit dem düsteren Rom-Porträt «Suburra» für Furore sorgen konnte.
Filmkritik von Christopher Diekhaus
Im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet floriert neben dem Drogenschmuggel inzwischen auch der Menschenhandel, den die mächtigen Kartelle als neue Einnahmequelle für sich entdeckt haben. Da die US-Regierung davon ausgeht, dass regelmässig gefährliche Personen in die Vereinigten Staaten transportiert werden, stuft man die kriminellen Syndikate aus dem Nachbarland kurzerhand als terroristische Gruppierungen ein.
Als es in Kansas City zu einem verheerenden Selbstmordattentat kommt, das offenbar durch eingeschleuste Islamisten verübt wurde, gibt der Verteidigungsminister (Matthew Modine) dem CIA-Mann Matt Graver (Josh Brolin) für den Gegenschlag einen Freifahrtschein. Ziel soll es sein, einen Krieg zwischen den Kartellen anzuzetteln, weshalb Graver mit Hilfe des Söldners Alejandro Gillick (Benicio Del Toro) die Tochter eines einflussreichen Gangsterbosses (Isabela Moner) entführen und den Coup wie die Tat einer verfeindeten Organisation aussehen lassen will.
«Sicario 2» schafft es nicht, die brodelnde Intensität von Villeneuves Regiearbeit zu erreichen.
Dass es an der Grenze zwischen den USA und Mexiko brutal zur Sache geht, zeigte schon der Ursprungsfilm, in dem die idealistische FBI-Beamtin Kate Macer (Emily Blunt) dem destruktiven Treiben der Männer um sie herum fassungs- und hilflos gegenüberstand. Eine moralisch integre Instanz wie die junge Polizistin sucht man im Nachfolger vergeblich. Bei Sollima dominiert die Skrupellosigkeit der beiden Aufräumer Graver und Gillick, die schon im ersten Teil denkbar fragwürdige Entscheidungen trafen. «Sicario 2» schickt sich an, ein noch hoffnungsloseres Bild an die Wand zu malen, erreicht allerdings nicht die brodelnde Intensität von Villeneuves Regiearbeit.
Gewiss punktet auch die Fortsetzung mit schweisstreibenden Spannungsszenen, etwa einem Gefangenentransport durch die Einöde, dynamischen Actioneinlagen und kraftvollen Darbietungen. Das abermals von Taylor Sheridan («Hell or High Water») verfasste Drehbuch weist jedoch einige unübersehbare Mängel auf.
Nicht immer ist die Figurenzeichnung nachvollziehbar. Etwas holzschnittartig wirkt der Strang um einen Teenager (Elijah Rodriguez), der in die kriminelle Grenzwelt eintaucht. Wenig glaubwürdig erscheinen die Entwicklungen auf den letzten Metern. Und bedauerlich ist der oberflächliche Umgang mit den brandaktuellen Themen „Grenzpolitik“ und „Terrorismus“. Wie im Fall des Vorgängers fehlt es dem grimmigen Thriller zumeist an substanziellen Aussagen.
3 von 5 ★
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