SRF-Kritik «Davos 1917»: Intrigenspiel vor prächtiger Kulisse

Nie hat eine SRF-Serie mehr gekostet als das sechsteilige Weltkriegsspionagedrama «Davos 1917», das mit wunderschönen winterlichen Bildern aufwarten kann. Auf der Handlungsebene lässt das mit der ARD koproduzierte Prestigeprojekt jedoch einige Wünsche offen.

von Christopher Diekhaus

Während des Ersten Weltkriegs leistet die Schweizer Krankenschwester Johanna Gabathuler (Dominique Devenport) an der Westfront aufopferungsvolle Arbeit. Im Jahr 1917 kehrt sie hochschwanger in ihren Heimatort Davos zurück. Weil ihr Kind unehelich ist und sie in Kürze einen lokalen Politiker heiraten soll, wird ihr das Baby nach der Geburt entrissen. Eines Tages aber erhält sie ein verlockendes Angebot: Hilft sie dem deutschen Geheimdienst, wird sie ihre Tochter wiedersehen können.

Zentraler Schauplatz der ersten drei Episoden, die für diese Kritik gesichtet wurden, ist ein altehrwürdiges Sanatorium im Besitz von Johannas Familie. Inmitten einer hübsch in Szene gesetzten winterlichen Berg- und Waldlandschaft entspinnt sich ein Spionagekrimi, dessen Intrigen und Wendungen weniger packend sind als beabsichtigt. Hochrangige Militär- und Geheimdienstfiguren verhalten sich zum Teil verblüffend naiv. Erstaunlich schnell hat sich Johanna in ihre neue Aufgabe hineingefunden. Und nie fühlt es sich so an, als hätten die Täuschungsmanöver wirklich weltpolitische Tragweite.

Parallel zum Katz-und-Maus-Spiel der Mächte möchte die sorgsam ausgestattete Historienserie vom Schicksal einer jungen Frau erzählen, die sich gegen die patriarchalen Strukturen ihrer Zeit stemmt. Der spannende Ansatz krankt allerdings daran, dass Johannas Charakterisierung bis zur Hälfte eher oberflächlich bleibt. Schon der Schmerz über den Verlust ihres Kindes wird in der ersten Folge rasch beiseite geschoben.

2.5 von 5 ★

«Davos 1917» ist seit dem 16.12. auf Play SRF verfügbar.

Ein Interview mit der Hauptdarstellerin Dominique Devenport ist bei IMAGIQUE verfügbar.

Das könnte dich auch interessieren: