Kritik8. Oktober 2024

ZFF 2024: «Black Box Diaries»: Die Gesellschaft gegen sich

ZFF 2024: «Black Box Diaries»: Die Gesellschaft gegen sich
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Sie ist zu einer Pionierin für die japanischen Frauen geworden: Die Journalistin Ito Shiori macht öffentlich, dass sie sexuell belästigt worden ist und wie Gesellschaft und Justiz ihr bei der Ahndung des Täters in den Rücken gefallen sind. Ihr Film beschreibt ihre langjährigen Bemühungen um die rechtliche Aufarbeitung des Falls.

«Black Box Diaries»: Die Gesellschaft gegen sich

Ito Shiori | 102 min.

Ein Text von Teresa Vena

Es ist ihr Kampf um Anerkennung und um Gerechtigkeit, den die Autorin und Journalistin Ito Shiori in ihrem Dokumentarfilm beschreibt. In ihren Anfängen als Journalistin hat die Japanerin eine Begegnung mit einem älteren Kollegen gemacht, die ihre Karriere massiv beeinflussen sollte. Der Mann hat sie sexuell belästigt. Ihre Vorwürfe an ihn wurden heruntergespielt, nicht ernst genommen und eine rechtliche Auseinandersetzung wurde behindert. Das liegt daran, dass dieser Mann ein anerkannter Journalist und Autor ist, und insbesondere daran, dass die japanische Gesellschaft und damit auch die Justiz des Landes eine konservativ misogyne Seite hat.

Den Anfeindungen von allen Seiten zum Trotz hat Ito ihren Fall in die Öffentlichkeit getragen und nicht aufgegeben, nach einer rechtlichen Aufarbeitung zu streben. Ihre Erlebnisse hat sie zunächst in ihrem Roman «Black Box» verarbeitet, der internationale Aufmerksamkeit erlangte und Ito zur Symbolfigur der japanischen #Me Too-Bewegung avancieren liess. In ihrem Dokumentarfilm und ihrer ersten langen Filmarbeit als Regisseurin «Black Box Diaries» fügt sie ihrer Geschichte nun zum Teil sehr intime Bilder hinzu.

Sie zeigt sich darin verletzlich und gleichzeitig mutig. Genauso wie der Protagonistin wird es auch dem Publikum das eine oder andere Mal elend zumute sein. Ganz abseits seiner Einbettung in die japanische Gesellschaft ist der Film ein allgemeingültiges Plädoyer für Zivilcourage und eine Erinnerung daran, dass ein gerechtes Zusammenleben hart erarbeitet werden muss.

3 von 5 ★

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