Dass der extrem wandelbare Schauspieler ein Faible für den Regisseur Tim Burton sowie für exzentrische Rollen hat, sollte mittlerweile jeder mitbekommen haben. Trotzdem gibt es Dinge über Depp und seine über 30-jährige Karriere, die vielleicht noch nicht jedem zu Ohren gekommen sind. Zum Filmstart von «Murder in the Orient Express» werfen wir deshalb einen genaueren Blick auf den Amerikaner, der sich unter anderem Sexiest Man Alive und einer der bestverdienendsten Hollywoodstars nennen darf.
1. Eigentlich ist er Rockstar
Johnny Depps Rockstarattitüde kommt nicht von Ungefähr: Der Amerikaner verliess kurz nachdem er seine erste Gitarre geschenkt bekommen hatte als 12-Jähriger die Schule, um seine Karriere als Musiker voranzutreiben. Als ihn seine Eltern dorthin zurück schickten, plädierte der Schulleiter selbst darauf, Johnny seinen Traum verfolgen zu lassen. Danach sollte er aber zunächst eine längere Durststrecke überdauern, während der er auf verschiedene Nebenjobs angewiesen war und zum Beispiel Kugelschreiber übers Telefon verkaufte. Später sagte er dazu, dass dies seine ersten Anfänge als Schauspieler gewesen seien – was danach folgte, ist bekannt.
Fun Fact: Heute tritt er an renommierten Festivals wie dem Glastonbury Festival auf und hat unter anderem einen Gitarrenpart im Song Fade In-Out von Oasis.
2. Dank Nicolas Cage zum Erfolg
Der Schauspieler Nicolas Cage, den Depp über die Musikszene kennenlernte, ermutigte ihn, seine Pläne als Musiker zunächst aufs Eis zu legen und als Schauspieler vorzusprechen. So ergatterte er zu Anfängen seiner Karriere unter anderem die Rolle des Officer Tom Hanson in 21 Jump Street (Bild). Der Rat war nicht nur der Grundstein für eine lange Karriere, sondern auch der einer andauernden Freundschaft: Als Cage 2007 finanzielle Probleme vermeldete, griff ihm Johnny Depp unter die Arme – als Dank dafür, dass er ohne Nicolas Cage wohl nie Schauspieler geworden wäre.
3. Ein Goldmännchen fehlt noch in der Sammlung
Obwohl Depp mit einem mehrfachen Millioneneinkommen pro Film einer der bestbezahlten Schauspieler Hollywoods ist und über ein extrem vielfältiges Rollenrepertoire verfügt (unter anderem wurde er von Kritiken für seine Singkünste in Sweeney Todd gelobt), konnte der 54-Jährige bisher noch nie eines der begehrten Oscar-Männchen mit nach Hause nehmen. Das macht ihm aber gar nichts aus: "Ich will gar nicht gewinnen – die Siegerrede macht mir Angst. Ausserdem würde es heissen, dass ich in einem Konkurrenzkampf bin und das will ich nicht. Mir genügen die Nominationen völlig." Nominiert war Depp dreimal – 2003 für [Fluch der Karibik](https://www.cineman.ch/de/movie/2003/PiratesOfTheCaribbeanTheCurseO/=, 2005 für Finding Neverland sowie 2008 für Sweeney Todd.
4. Disney wollte ihn ursprünglich nicht als verrückten Pirat
Als Disney ursprünglich das Konzept von Fluch der Karibik ausarbeitete, sollte Captain Jack Sparrow ganz anders ausfallen, als Johnny Depps Interpretation des Piraten. Depp orientierte sich für seine Version des immer leicht beschwipsten und chaotischen Seeräubers an seinem Vorbild Keith Richards, dem Gitarristen der Rolling Stones. Disney passte das zuerst gar nicht in den Kram und überlegte sogar, den Schauspieler aus dem Projekt auszuschliessen – schlussendlich willigte die Maus-Firma aber doch noch ein. Zu ihrem Glück: Die Figur des wankelmütigen Piraten war wohl unter anderem zuständig für den riesigen Erfolg des Franchises und entpuppte sich für Disney als Goldgrube.
5. Abseits von seinem Rocker-Image dominiert die Fürsorglichkeit
Genauso wie Depp schon für negative Schlagzeilen gesorgt hat mit seiner Rockstar-Attitüde, fällt er auch mit seinem sozialen Engagement auf: Das Kostüm von Captain Jack Sparrow hat er zum Beispiel oft auf Reisen mit dabei, um spontan Kinder in Spitälern zu überraschen. Als Heath Ledger anno 2008 überraschend verstarb, überzeugte er seine damaligen Filmpartner Jude Law und Colin Farrell, auf die Gage von Das Kabinett des Doktor Parnassus zu verzichten und dafür einen Fond für Ledgers Tochter Matilda anzulegen, damit diese in ihrem jungen Leben nie finanzielle Probleme haben würde. Auch das Tierwohl scheint ihm am Herzen zu liegen: Im Jahr 2000 adoptierte er sein Filmpferd aus Sleepy Hollow, das nach dem Dreh den Weg zum Schlachter hätte antreten sollen.
Abgesehen von seinem musischen Talent und seiner fürsorglichen Art ist Johnny Depp natürlich auch ein bemerkenswerter Schauspieler und vor allem ein grossartiger Bösewicht – gerade jetzt ist der 54-Jährige zum Beispiel wieder im Kino als durchtriebener Geschäftsmann Ratchett in Kenneth Brannaghs Neuinterpretation von Agatha Christies Klassiker Murder on the Orient Express zu bestaunen. Und wer weiss: Vielleicht klappt es dann ja irgendwann doch noch mit dem Oscar – verdient wäre er auf jeden Fall.
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