Apple TV+-Kritik: «Blitz»: Die ultimative Zerstörung

«Blitz», der neue Film des oscarprämierten Regisseurs Steve McQueen ist anders als seine bisherigen Filme. Radikal sind in «Blitz» allerdings nur die Bilder und nicht unbedingt die Figuren oder die Geschichte. Das beeindruckt zwar optisch, lässt aber eine tiefergehende Bindung zu den Charakteren vermissen.

von Sarah Stutte

Die alleinerziehende Mutter Rita (Saoirse Ronan) lebt während des Zweiten Weltkriegs zusammen mit ihrem neunjährigen Sohn George (Elliott Heffernan) und ihrem Vater Gerald (Paul Weller) im Osten Londons. Als die deutsche Luftwaffe im September 1940 ihre Bombardierung auf britische Städte beginnt, entscheidet sich Rita schweren Herzens, George per Kindertransport aufs sichere Land zu schicken. Doch George springt unterwegs aus dem Zug und macht sich alleine auf den Heimweg.

«Blitz» ist der mittlerweile fünfte Spielfilm des britischen Regisseurs Steve McQueen. Im Unterschied zu seinen früheren Arbeiten wie dem Sexsucht-Drama «Shame» (2011) oder die mit drei Oscars ausgezeichnete Biografie «12 Years a Slave» verzichtet er diesmal auf Radikalität in der Figurenzeichnung. Dafür konzentriert sich McQueen auf die visuelle Wucht und Gewalt der abgeworfenen Bomben, deren Fluglinien mit der Kamera gefolgt werden, und auf die ultimativen Zerstörung danach – die Häuserruinen, Explosionen und Brände, die vielen Toten, das Chaos und die Angst.

Auf der narrativen Ebene versucht der Regisseur allerdings zu viel unterzubringen: Die Geschichte des Blitzkriegs und der «Railway Children», den trotz Ablehnung der Rassentrennung immer noch unterschwelligen Rassismus, die U-Bahnhöfe als Schutzbunker, die nicht überall sofort für die Bevölkerung geöffnet wurden und die Plünderungen und Leichenfledderei in den eingestürzten Gebäuden. Besonders Letzteres gibt der Geschichte eine Neo-Dickens'sche «Oliver Twist»-Note, die nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Dafür bleibt anderes – wie das Schicksal des Vaters – im Dunkeln.

3 von 5 ★

«Blitz» ist seit dem 22. November auf Apple TV+ verfügbar.

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