Würden die Menschen aufhören zu essen, würden sie sich gegen die Missstände in der Lebensmittelherstellung und deren Folgen auf die Umwelt und Wirtschaft wehren können. Jessica Hausners Gedankenexperiment ist ein zynischer Kommentar zur menschlichen Beeinflussbarkeit.
«Club Zero»: Sackgasse
Jessica Hausner | 100 min.
Ein Text von Teresa Vena
Auf Wunsch der Elternvertretung eines englischen Internats übernimmt die neue Lehrerin Frau Novak (Mia Wasikowska) den Kurs «Bewusstes Essen». Durch eine strikte Diät, die vor allem darin besteht, grundsätzlich weniger zu essen und langfristig ganz ohne Essen auszukommen, will sie die Jugendlichen zu Mitgliedern des «Club Zero» machen. Nach und nach fällt der Schulleiterin wie auch den Eltern auf, dass dieses Experiment beängstigende Ausmasse annimmt. Ob man die Entwicklung aufhalten kann, ist nicht sicher.
Was Jessica Hausner in ihrer Dystopie skizziert, ist weder besonders originell noch bildlich künstlerisch wertvoll umgesetzt. Ihre kompromisslos zynische Geschichte ist sogar ziemlich fragwürdig. Ihre Satire behandelt Themen wie Essstörungen und Schlankheitskult, aber auch Wohlstandsvernachlässigung und Sektierertum, ohne durch die Überzeichnung etwa einen treffenden Kommentar zu erzeugen. Vielmehr wirkt die Auseinandersetzung unsensibel, viel zu vereinfachend, eher wie ein Hohn auf mögliche Betroffene.
Letzteres spiegelt sich in der visuellen Umsetzung wider. Steril und künstlich könnte man die Bildsprache bezeichnen. Die feste Kamera soll durch ein gelegentliches Heran- und Wegzoomen des Bildes Dynamik vermitteln, stattdessen hat dies eher etwas Amateurhaftes. Gelb ist die dominierende Farbe der Bilder, die sich in den Schuluniformen und der sonstigen Ausstattung des Filmes wiederholt. Das hätte als präzises ästhetisches Konzept funktionieren können, aber es fehlt vor allem das Lebendige in den Bildern.
«Club Zero» ist der zweite Film der österreichischen Regisseurin, den sie in England dreht. Noch mehr als in «Little Joe» scheint sie sich hier einem viel reisserischen und oberflächlich plakativerem Erzählstil zugewandt zu haben, der nichts mehr von dem geheimnisvoll, unterschwellig ironischen Charme ihrer früheren Werke wie «Hotel» oder «Lourdes» hat.
1.5 von 5 ★
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