News12. September 2023 Cineman Redaktion
Die Gewinner der 80. Internationalen Filmfestspiele von Venedig: «Poor Things» gewinnt den Goldenen Löwen
Der Präsident der Jury der 80. Internationalen Filmfestspiele von Venedig, Damien Chazelle, enthüllte am Samstag, den 9. September, eine etwas vorhersehbare, aber trotzdem mit einigen Überraschungen versehene Liste der PreisträgerInnen – besonders Yorgos Lanthimos und sein Film «Poor Things» dürfen sich freuen.
Text von Damien Brodard
Das Ergebnis ist da! In einer Festival-Ausgabe, die von der Präsentation polemischer Werke und der Abwesenheit der meisten amerikanischen Stars aufgrund des Streiks in Hollywood geprägt war, erfüllte die achtzigste Preisverleihung des ältesten Filmfestivals dennoch alle Erwartungen. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Damien Chazelle hatte eine grosse Bandbreite an spannenden und unterschiedlichen Werken zur Auswahl, so dass einige Namen, die als Preisträger gehandelt wurden, fehlten. Leer gingen zum Beispiel Bradley Cooper mit seinem «Maestro», «La Bête» des Franzosen Bertrand Bonello und «Origin» von Ava DuVernay aus.
Der junge Senegalese Seydou Sarr eröffnete den Reigen der Auszeichnungen mit dem Marcello-Mastroianni-Preis als bester Nachwuchsdarsteller. Er spielte die Hauptrolle in dem italienischen Film «Io Capitano» und lieferte eine überzeugende erste Performance als Geflüchteter, der allen Gefahren trotzt, um nach Europa zu gelangen. Die beiden anderen Darstellerpreise gingen an zwei KünstlerInnen aus den USA. Peter Sarsgaard erinnerte in seiner Rede an die Bedeutung des Kampfes der Gewerkschaftsmitglieder und die Gefahren der künstlichen Intelligenz für die Filmindustrie. Er wurde für seine nuancierte Darstellung eines Mannes mit Gedächtnisstörungen in dem Film «Memory» des Mexikaners Michel Franco gelobt. Bei den Frauen gab es wenig Überraschungen, da die meisten Prognosen bereits vorhergesagt hatten, dass die junge Cailee Spaeny für ihre Rolle als Priscilla Presley in dem gleichnamigen Film von Sofia Coppola den Preis als beste Nachwuchsdarstellerin erhalten würde. Die Amerikanerin gewann den Preis für die beste Darstellerin für eine ebenso zarte wie eindringliche Leistung.
Obwohl gemutmasst wurde, dass er für den höchsten Preis in Frage kommt, musste sich «Green Border» der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland mit dem Spezialpreis der Jury begnügen. Der Spielfilm beschreibt auf erschütternde Weise die skandalöse Migrationssituation an der Grenze zwischen Polen und Weissrussland. Der Drehbuchpreis ging an den Chilenen Pablo Larraín und seinen Co-Autor Guillermo Calderón für ihre gewagte schwarze Komödie «El Conde», die General Pinochet zum Vampir macht. Überraschenderweise wurde der Regisseur Matteo Garrone für seinen Film «Io Capitano» mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet. Eine schöne Anerkennung für den italienischen Filmemacher, der in der Tat eine sehr sehenswerte Arbeit abgeliefert hat. Auf dem zweiten Platz des Siegertreppchens landete Ryusuke Hamaguchi, der derzeit angesagteste japanische Regisseur, der den Lido mit «Evil does not exist» bewegte, einem sensiblen Werk über Ökologie und den Respekt vor der Natur.
Schliesslich entschied sich die Jury dafür, dem offensichtlichen Weg zu folgen. «Poor Things» war in aller Munde und Venedig war sich einig, dass es sich um den besten Spielfilm handelte, der in diesem Jahr im Wettbewerb gezeigt wurde. Mit dieser Auszeichnung setzt der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos seine makellose Erfolgsgeschichte fort, da er seit «Dogtooth» (2009) für jeden Film, der auf dem Festival gezeigt wurde, ausgezeichnet wurde. Sein neuestes Werk, das von einer aussergewöhnlichen Emma Stone getragen wird, erzählt, wie eine junge Frau, die wieder zum Leben erweckt wird, ihren Körper und ihre Sexualität in einer von Männern kontrollierten Gesellschaft entdeckt. Zweifellos wird der Goldene Löwe dazu beitragen, dass «Poor Things» auf der Liste der Oscar-Anwärter auftaucht.
Gewinner der 80. Internationalen Filmfestspiele von Venedig:
- Goldener Löwe: «Poor Things» von Yorgos Lanthimos
- Grosser Preis der Jury: «Evil does not exist» von Ryusuke Hamaguchi
- Silberner Löwe für die beste Regie: Matteo Garrone für «Io Capitano»
- Preis für das beste Drehbuch: «El Conde» von Pablo Larraín und Guillermo Calderón
- Coppa Volpi – Beste Darstellerin: Cailee Spaeny in «Priscilla»
- Coppa Volpi – Bester Darsteller: Peter Sarsgaard in «Memory»
- Spezialpreis der Jury: «Green Border» von Agnieszka Holland
- Mercello-Mastroianni-Preis für den besten Nachwuchsdarsteller: Seydou Sarr in «Io Capitano»
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