Die französische Filmregisseurin Elena Avdija gewinnt mit ihrem Dokumentarfilm «Cascadeuses» («Stuntfrauen») das Goldene Auge im Fokus Wettbewerb am Zurich Film Festival 2022.
Dieser Beitrag ist gesponsert von Bande à Part Films.
Mehr als sieben Leben
Sie werden von Autos angefahren, springen 70 Meter in die Tiefe und müssen so manch harten Schlag einstecken. Für die professionellen Stuntfrauen Virginie, Petra und Estelle gehört das zum Arbeitsalltag. Um körperlich fordernde Szenen für Film und Fernsehen auszuführen, absolvieren sie tagtäglich ein hartes Training.
Doch in der männlich dominierten Filmindustrie sind stereotype Darstellungen von verletzlichen Frauen auf der Leinwand nach wie vor verbreitet, und selbst Stuntfrauen finden sich oft in Rollen weiblicher Opfer wieder, während männliche Kollegen Täter oder Helden verkörpern.
Die drei Stuntfrauen
Virginie
Virginie ist eine der ersten Französinnen, die vor über 25 Jahren Stuntfrau geworden ist. Bei ihrer Arbeit ist sie hunderte Male und auf jede erdenkliche Art und Weise gestorben. Als etablierte Expertin versucht Virginie sich heute in der stark männerdominierten Welt der Stunt-Koordination durchzusetzen. Sie ist die erste Stunt-Koordinatorin in Europa.
Wir verbrachten mehrere Wochen mit ihr, ohne zu filmen, und wir sahen immer wieder Szenen, in denen es schwer war, zwischen Spiel und Belästigung zu unterscheiden.
Petra
Petra ist gebürtige Schweizerin und lebt seit über 20 Jahren in Hollywood. Geschwächt durch die vielen Verletzungen, die sie im Laufe ihrer Karriere erlitten hat, sucht Petra nach einem Weg, ihre Laufbahn fortzusetzen und ihren Körper dabei aber zu schonen. Sie bewegt sich auf dem schmalen Grat des Traums von Hollywood und konzentriert sich auf ihre Umschulung zur Schauspielerin.
Petra ist ein bisschen das Gegenteil von Virginie, die wirklich eine Technikerin im Hintergrund ist.
Estelle
Estelle gibt ihre Karriere als Agraringenieurin auf, um sich in einer Stunt- Schule in Nordfrankreich zur Stuntfrau ausbilden zu lassen. Die Augen von Estelle und ihren Freundinnen leuchten: Sie werden Heldinnen spielen und wie Löwinnen kämpfen. Die Realität der Rollen, die sie spielen müssen, wird sie schliesslich einholen...
Ein Dokumentarfilm, der wortwörtlich unter die Haut geht
«Stuntfrauen» schlägt vor, die Kamera auf diese Schattenfiguren zu richten, die damit spielen, für die Zwecke eines Drehbuchs geschlagen, getötet oder vergewaltigt zu werden. Der Film hinterfragt unser Verhältnis zur Darstellung von sexistischer Gewalt in Film und Fernsehen. Indem er sich vom Set entfernt und in das Privatleben der drei Protagonistinnen eindringt, entdramatisiert er das Spektakuläre und wird zu einem Actionfilm des Intimen.
«Einen unsentimentalen Einblick in eine Welt, die wir selten zu sehen bekommen.»
Mit «Stuntfrauen» lichtet die junge Regisseurin Elena Avdija die medial unterrepräsentierte Berufsgruppe der weiblichen Stuntdoubles ab und das mit Erfolg. Am diesjährigen Zuerich Film Festival überzeugte sie mit «Stuntfrauen» das Publikum wie auch die Jury und erhieltfür ihr Werk im Fokus Wettbewerb das Goldene Auge.
Erfolgreicher Erstlingsfilm
Es geht um eine Geschlechterfrage, die über die berufliche Repräsentativität hinausgeht: die Repräsentation von Frauen auf der Leinwand.
Filmemacherin Elena Avdija wurde 1987 geboren und hat einen Abschluss in Soziologie. Sie arbeitete mehrere Jahre als Regieassistentin bei Dokumentarfilmen, insbesondere für die in Paris ansässige Produktionsfirma «Point du Jour», und entwickelte für ARTE Drehbücher für historische Dokumentarserien. «Stuntfrauen» ist ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm und wurde am ZFF uraufgeführt.
«Stuntfrauen» läuft ab dem 17. November 2022 in den Schweizer Kinos.
Quellen: Zurich Film Festival, Bande à Part Films, Cineman.ch
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