Article12. April 2023 Maria Engler
Mythos oder Wirklichkeit? 5 Fakten zu «The Pope’s Exorcist»
«Based on true events» ist eine Behauptung, die viele Filme aufstellen. Vor allem bei Horrorfilmen bringt es eine Extraportion Grusel, denn dann kann es ja JEDEM passieren! AUCH DIR! «The Pope’s Exorcist» ist ein aktuelles Beispiel für einen Horrorfilm mit angeblich wahrem Hintergrund. Wir präsentieren dir 5 Fakten rund um den Exorzismus-Schocker.
1. Den Chef-Exorzisten des Vatikan gab es wirklich
Russell Crowe spielt den Chef-Exorzisten des Vatikan Gabriele Amorth, den es in dieser Position tatsächlich gab. Der katholische Priester wurde von der Diözese in Rom im Jahr 1986 als offizieller Exorzist der Kirche anerkannt und gründete vier Jahre später die Internationale Exorzistenvereinigung. Diese Gruppe, der heute mehr als 200 Mitglieder angehören, leitete er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2000. Die Idee war, gewisse Standards für Exorzismen einzuführen, gemeinsame Regeln aufzubauen und sich über die Fälle auszutauschen.
Amorth, der 1925 in Italien geboren wurde und stolze 91 Jahre alt wurde, gab 2013 an, über 160.000 Exorzismen durchgeführt zu haben, wobei er auch Gebete und Rituale mitzählte. Dabei ist allerdings nicht jeder Exorzismus ein eigener Fall, sondern kann auch mehrere Einsätze für denselben Besessenen bedeuten. Laut seiner Angaben kann ein Exorzismus von einigen Minuten bis mehrere Stunden dauern, wobei manche Opfer Hunderte von Exorzismen benötigen.
2. Krankheit oder Besessenheit?
In «The Pope’s Exorcist» wird sehr schnell deutlich gemacht, was einen guten von einem schlechten Exorzisten unterscheidet und damit auch die lange Geschichte der Praktik kritisiert. Denn es ist mehr als wahrscheinlich, dass viele Exorzismen in der Vergangenheit tatsächlich Menschen mit psychischen Problemen oder Krankheiten aufgezwungen wurden und die eigentliche Heilung damit verhindert wurde.
Der Film stellt die Einstellung Amorths sehr gut dar, indem er den Exorzismus als letzte Lösung darstellt, wenn Medizin und Therapie nicht helfen. Ausserdem geht er auch auf den Placebo-Effekt eines Exorzismus ein und stellt die Praktik als eine Möglichkeit dar, tief gläubigen Menschen zu helfen. Amorth selbst war überzeugt, dass der Grossteil der heilenden Wirkung von den Betroffenen selber kommen muss.
3. Die Vereinigung der Exorzisten ist kein Fan des Films
Anfang März, als die ersten Trailer für «The Pope’s Exorcist» über die Bildschirme flackerten, meldete sich die Internationale Exorzistenvereinigung AIE zu Wort. Die Vereinigung, deren Gründervater im Film porträtiert wird, hatte Einiges zu kritisieren, angefangen beim «prätentiösen» Titel.
Weiterhin kritisiert der Verein, dass Russell Crowe dem Priester Gabriele Amorth weder äusserlich ähnlich ist, noch seinen Charakter korrekt einfangen würde. Zudem sei die Darstellung des Exorzismus hollywoodtypisch übertrieben, nicht zutreffend und würde diejenigen beleidigen, die wirklich mit dem Teufel zu kämpfen haben. Ein Exorzismus sei nicht düster und beängstigend wie im Film dargestellt, sondern ein freudiges Ereignis, das Heilung und eine Begegnung mit dem Göttlichen bringe.
4. Der verlorene Glaube an das Böse
Eine prominente Nebenhandlung in «The Pope’s Exorcist» betrifft die katholische Kirche selbst und die Geistlichen, die in ihrem Dienst stehen. Immer wieder wird der Chef-Exorzist von einigen seiner Kollegen angegangen, weil seine Dienste nicht mehr zeitgemäss und der Glaube an Dämonen veraltet sei.
Auch der reale Amorth kritisierte immer wieder, dass unter den Priestern der Glaube an den Teufel und seine Heerscharen von Dämonen mehr und mehr schwinden würde. Seiner Meinung nach müsse der Bibel Glauben geschenkt und die Existenz des Bösen eingestanden werden, da man sonst die besessenen Menschen im Stich lassen würde. Er selbst hatte übrigens ein enges Verhältnis zum Antichristen und gab an, sich jeden Tag mit dem Teufel zu unterhalten – der Priester in Latein, der Teufel in Italienisch.
5. Der mediale Priester
Während des Films wird immer wieder mit einem Augenzwinkern auf die mediale Präsenz von Gabriele Amorth verwiesen, wenn Russell Crowe seine Mitmenschen auffordert, seine Bücher zu lesen. «Read the books. The books are good!» wird beinahe zu einem Running Gag in «The Pope’s Exorcist».
Tatsächlich war der Priester während seiner gesamten Karriere öffentlich sehr aktiv und schrieb mehrere Bücher über sein Leben als Exorzist, wobei «Ein Exorzist erzählt» und «Neue Berichte eines Exorzisten» seine bekanntesten Werke waren und auch dem Film als Vorlage dienten. Er gab ausserdem jede Menge Interviews, in denen er seine Einstellungen zum Thema Exorzismus und zum Leben im Allgemeinen (er wies beispielsweise Yoga und die «Harry Potter» Bücher als Teufelswerk aus) zum Besten gab. 2017 wurde ausserdem die Dokumentation «The Devil and Father Amorth» veröffentlicht, bei der niemand Geringeres als «Der Exorzist» Schöpfer William Friedkin Regie führte.
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