Review10. November 2023 Cineman Redaktion
Paramount+-Kritik: «The Curse»: Eine schmerzhafte Erfahrung
Ein Paar verbreitet seine Vision von Umweltbewusstsein für die Zwecke einer Fernsehsendung. Willkommen in der schrillen Welt von «The Curse», einer bissig satirischen Serie mit Emma Stone und Nathan Fielder, die Streaming-Fans auf Paramount+ erwartet.
von Theo Metais
Quacksalber des Umweltschutzes
Asher (Nathan Fielder) und Whitney Siegel (Emma Stone) sind ein frisch verheiratetes Paar, das sich in Española, einer spanischsprachigen Gemeinde in New Mexico, für nachhaltiges Wohnen einsetzt. Als privilegierte Unternehmer geben sie vor, neue Arbeitsplätze zu schaffen, und setzen sich sogar für die Wiedereingliederung ehemaliger Strafgefangener und die Bekämpfung der Gentrifizierung ein. Überzeugt von ihrer Nächstenliebe präsentieren sie sich den Journalisten des lokalen Fernsehens mit einem breiten Lächeln. Die beiden drehen ihre Runden und klappern eine Wohltätigkeitsorganisation nach der anderen ab. Asher und Whitney Siegel sind "gute Menschen".
Ihre Philosophie? Alles ist gut, es gibt keine Verlierer! Diese Aussage wird von ihnen wie ein Mantra vorgetragen, um Projekte für Passivhäuser mit geringem ökologischen Fussabdruck zu fördern, für die – ups! – bereits bestehende Häuser abgerissen werden müssen. Doch das Paar perfektioniert seinen Medienauftritt. Bis vor der Kamera des Reality-Regisseurs Dougie (Benny Safdie), der die beiden für eine Sendung des Senders HGTV (spezialisiert auf Haus- und Gartenbau) begleitet, die Fassade bröckelt. Die von dem Duo Nathan Fielder und Benny Safdie geschaffene Serie unterwandert das Leben dieser Gurus des umweltfreundlichen Wohnens.
Greenwashing und "weisse Retter"
«The Curse» ist eine Serie, die uns hinter die Kulissen einer Fernsehsendung blicken lässt, und hat daher ein wenig Meta-Charakter. Der Auftakt der Serie stimmt auf die Satire ein, die von da an direkt und schmerzhaft sein wird. Eine mit schwarzem Humor gespickte, schwer verdauliche Eröffnung: Benny Safdie («Good Time», «Uncut Gems») träufelt einer krebskranken Mutter Tränen in die Augen, als ihr Sohn gerade einen Job angenommen hat, um die Krankenhausrechnungen zu bezahlen. Vor der Kamera war ihre Reaktion anscheinend zu apathisch... Ein Auftakt, der ein Test für jeden sein wird, der den halsbrecherischen Weg von «The Curse» fortsetzen möchte. Und schon bald, als die Fernsehteams Aufnahmen auf einem Parkplatz machen, beleidigt Asher ein junges Mädchen, das ihn daraufhin verflucht.
Die Siegels wirken tatsächlich wie eine organisierte Verbrecherband, die diese Gemeinschaft zersetzt. Die Serie, die sich über 10 Episoden (mit jeweils etwa einer Stunde Laufzeit) erstreckt und mit einer einzigartigen Ironie in einem realistischen, dokumentarisch anmutenden Rahmen erzählt wird, erinnert an den Humor von Nathan Fielder in «Nathan For You», der schon damals Grenzen überschritt. Die Serie greift ausserdem den Komplex des weissen Erlösers (bzw. "white savior") auf, der sich im Licht seiner sogenannten guten Taten sonnt.
Ein allzu brutaler Spiegel?
«The Curse» enthält explizite Inhalte und Voyeurismus, und es ist keine leichte Aufgabe, sich in 10 Episoden mit dieser schonungslosen Darstellung auseinanderzusetzen. Zumal es nicht einmal einen Hauch von Empathie für das Spitzentrio gibt. Wenn wir schon die Mächtigen der Infomercial-Werbung und die selbsternannten Medienbosse absägen wollen, gehen wir vielleicht lieber zurück zum Sunset Boulevard, wo Julianne Moore, Mia Wasikowska und Robert Pattinson in «Maps To The Stars» unterwegs sind.
Durch die Wahl der unangenehmen Perspektive der Antagonisten bietet «The Curse» ein ziemlich schmerzhaftes Seherlebnis. Die anspruchsvolle Kameraführung und die erstickenden Musikkompositionen unterfüttern die explosive Satire und enthüllen eine faszinierende Erzählung über das Fernsehen. Eine Serie mit dem Flair eines Psychothrillers inmitten eines verunsichernden, teuflischen, horrormässigen Formats. Für alle Zähneknirscher – Beissschiene rein vor dem Genuss dieser zermürbenden Serienerfahrung!
3.5 von 5 ★
«The Curse» ist ab dem 11. November auf Paramount+ zu sehen.
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