Article30. November 2022 Michelle Knoblauch
11 Fakten zum Weihnachtsklassiker «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel»
50 Jahre ist «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» schon alt – doch auch nach fünf Jahrzehnten hat das tschechische Wintermärchen keinerlei Charme eingebüsst und gehört damit für viele zum perfekten Weihnachtsfest dazu. Die folgenden 11 Fakten zeigen, dass es auch ganz anders hätte kommen können.
1. Um ein Haar hätte der Weihnachtsklassiker im Sommer gespielt
Die tschechische Low-Budget-Produktion hätte eigentlich nicht ein Wintermärchen werden sollen – das Drehbuch wurde nämlich für den Sommer geschrieben. Ursprünglich war geplant, dass Aschenbrödel in der legendären Reitszene nicht durch eine verschneite Winterlandschaft, sondern auf einer blühenden Wiese inklusive Vogelgezwitscher und strahlendem Sonnenschein reiten würde. Da die Studios in Prag aber im Sommer ausgelastet waren, hat Regisseur Václav Vorlícek den gesamten Dreh kurzerhand auf den Winter verlegt.
2. Nicht nur die Stiefschwester ist bei genauem Hinsehen falsch
Gedreht wurde unter anderem auch rund ums Schloss Moritzburg in Dresden, dem ehemaligen Jagdschloss von August dem Starken. Es war im Film das Anwesen der Königsfamilie, wobei aber nie im, sondern nur vor dem Schloss gefilmt wurde – die Ballszene fand im Studio statt. Unglücklicherweise lag in Dresden damals kein Schnee und die Oberfäche des Sees war ganz schwarz, weshalb Schlittschuhläufer die Oberfläche freikratzen mussten und kiloweise Fischmehl als Schnee-Ersatz dienen musste.
3. Verstehen Sie tschechisch?
Nebst den Drehorten in Deutschland und Tschechien war auch der Cast bunt gemischt: Die Königin und der König (gespielt von Karin Lesch und Rolf Hoppe) waren deutsch, wohingegen der Prinz (Pavel Trávnícek) und sein Aschenbrödel (Libuše Šafránková) tschechische Wurzeln haben. Die deutschen Schauspieler mussten daher ihre Sätze jeweils in der tschechischen Sprache auswendig lernen – wurden schlussendlich aber dennoch synchronisiert.
4. Das Aschenbrödel war auch im echten Leben schwierig zu finden
Die Suche nach einer geeigneten Darstellerin des Aschenbrödels stellte sich als schwierig heraus: Ganze 2000 Frauen hat sich der Regisseur angesehen, bevor er die geeignete Besetzung fand. Libuše Šafránková, damals erst 19-jährig und frisch von der Schauspielschule, konnte Vorlícek schlussendlich überzeugen. Es war ihre erste Hauptrolle in einem Film – sie hatte aber einen speziellen Bezug zur Geschichte, weil ihr das Märchen als Kind von der Grossmutter vor dem Einschlafen vorgelesen wurde.
5. Selbst ist die Frau
Das Aschenbrödel, das wir im Film sehen, ist sehr emanzipiert und eigenwillig für eine Frau aus der Zeit, in der die Vorlage zum Drehbuch entstand. Zu verdanken ist dies der Tschechin Bozena Nemcová, die mit «Drei Nüsse für Aschenbrödel» zwischen 1842 und 1845 eine abgewandelte Version von «Aschenputtel» der Gebrüder Grimm schrieb. Die Schriftstellerin war für Mitte des 19. Jahrhunderts sehr fortschrittlich, weshalb auch Aschenbrödel eine eigenständige Frau sein sollte.
Passend deshalb, dass das Aschenbrödel in der letzten Szene des Films alleine in die Dämmerung reitet – was aber ungeplant war: Weil der Prinz (Pavel Trávnícek) mit seinem Pferd im Schnee stecken geblieben war und die Pferde den Schnee schon umgepflügt hatten, konnte man die Szene nur ein einziges Mal drehen.
6. Libuše Šafránková war nicht nur im Film eine, die mit Tieren spricht
Die Hauptdarstellerin gab mit ihren 19 Jahren nicht nur ein authentisches Aschenbrödel ab, sondern konnte auch ganz passabel reiten. Zum Glück für den Dreh – denn es wäre keine Zeit gewesen, der Hauptdarstellerin das Reiten beizubringen. Laut Gerüchten vom Set soll sich Schauspielerin Libuše Šafránková gar als richtige Pferdeflüsterin entpuppt haben. Sogar das am schwierigsten zu händelnde Filmpferd soll ihr gehorcht haben.
7. Rosalie zeigte sich zu Beginn nicht besonders kooperativ
Aschenbrödels Eule Rosalie, die über die Schätze der jungen Frau wacht, wurde von einem deutschen Tierpark ausgeliehen. Und die Zusammenarbeit entpuppte sich als Knacknuss: Da ihr das Kunstlicht am Drehort zu grell war, kneifte sie grundsätzlich die Augen zu. Rosalie sollte dem Aschenbrödel aber zuzwinkern, um sie aufzufordern, jede ihrer drei Zaubernüsse zu öffnen. In einem spontanen Einfall zwickte der Regisseur die Eule mit einem Strohhalm, was dann das berühmte Zuzwinkern auslöste.
8. Die KostümbildnerInnen waren auch während dem Dreh gefordert
Der rosafarbene Schleier, den Aschenbrödel während dem Ball trägt, um nicht erkannt zu werden, war ein Spontaneinfall: Dem Regisseur kam in den Sinn, dass das Aschenbrödel ohne Schleier von der Stiefmutter erkannt werden würde, weshalb er kurzerhand die KostümbildnerInnen bat, ein Stück von der Schleppe des Kleides abzuschneiden. Wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass der rosarote Schleier unten ausgefranst ist – das war wohl nicht wirklich beabsichtigt.
9. In der tschechischen Version werden die Zuschauer von Karel Gott besungen
Für den Zauber des Märchenklassikers ist natürlich auch die berühmte Filmmusik verantwortlich. Diese hat der Komponist Karel Svoboda in nur wenigen Stunden geschrieben, nachdem ihm das Drehbuch zugeschickt wurde. Für das tschechische Original schrieb Svoboda Songtexte, die von Karel Gott gesungen wurden. Das sagte dem Redakteur vom WDR aber überhaupt nicht zu, weshalb die Filmmusik in der deutschen Fassung komplett instrumental ist.
10. «Behind-the-Scenes» war des öfteren Unkonventionalität und Improvisation gefragt
Die filmtechnischen Möglichkeiten für den Dreh in den 70er-Jahren waren aus finanziellen Gründen eher bescheiden – für die letzte Szene, in der Aschenbrödel und ihr Prinz auf Schimmeln im Schnee davonreiten, war deshalb Improvisation gefragt. Im Ausschnitt, in dem man Aschenbrödel von unten reiten und den Prinz anlächeln sieht, sitzt die Hauptdarstellerin auf einem Sattel, worunter wiederum ein Kameramann auf einem Schlitten liegt und sie filmt. Der Schlitten wurde von vier Männern gezogen, und Safránková musste auf und ab wippen, um den Anschein zu machen, als sässe sie auf einem Pferd.
11. Nicht nur dem Prinzen hat das Aschenbrödel den Kopf verdreht
Nicht nur der Prinz im Film hat Gefallen am charmanten Aschenbrödel gefunden: Augenzeugen zufolge haben fast alle männlichen Filmarbeitenden die bildhübsche Tschechin angeschmachtet – darunter auch der Hauptdarsteller Pavel Trávnícek. Vielleicht sind es genau Tatsachen wie diese, die dem Film seinen Charme verleihen und ihn heute zu einem – wenn nicht DEM – absoluten Weihnachtsklassiker machen.
Dieses Jahr ist das «Aschenbrödel» (Libuše Šafránková) im Alter von 68 Jahre verstorben. Nach «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» war sie weiterhin erfolgreich als Schauspielerin aktiv. Sie stand unter anderem noch für mehrere weitere Märchenfilme vor der Kamera.
Die Sendetermine für «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel»
- Sonntag, 27. November, um 15.35 Uhr, ARD
- Sonntag, 4. Dezember, um 12 Uhr, BR
- Sonntag, 4. Dezember, um 15.05 Uhr, WDR
- Sonntag, 11. Dezember, um 16.35 Uhr, MDR
- Sonntag, 18. Dezember, um 13 Uhr, NDR
- Samstag, 24. Dezember, um 13.40 Uhr, Das Erste
- Samstag, 24. Dezember, um 15.05 Uhr, SRF1
- Samstag, 24. Dezember, um 16.05 Uhr, NDR
- Samstag, 24. Dezember, um 18.50 Uhr, One
- Samstag, 24. Dezember, um 20.15 Uhr, WDR
- Samstag, 24. Dezember, um 23.10 Uhr, SWR
- Sonntag, 25. Dezember, um 11.05 Uhr, Das Erste
- Sonntag, 25. Dezember, um 15.35 Uhr, RBB
- Montag, 26. Dezember, um 13.10 Uhr, SRF1
- Montag, 26. Dezember, um 17.25 Uhr, MDR
- Samstag, 31. Dezember, um 13.15 Uhr, HR
- Sonntag, 1. Januar 2023, um 14.10 Uhr, SWR
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Hier geht's zu «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» auf Netflix.
Viel Spass beim «Aschenbrödel»-Marathon und eine schöne Adventszeit!
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