Article18. Januar 2018 Julian Gerber
Ein Grosser tritt ab: Harry Dean Stanton in seiner letzten Rolle
Er war einer der unverkennbarsten Charakterdarsteller Hollywoods und bereicherte mit seiner Präsenz jeden Film. Nun hat der im September des letzten Jahres verstorbene Harry Dean Stanton in «Lucky» seinen letzten grossen Auftritt.
Vom Nebenschauplatz ins Rampenlicht
Aussenseiterrollen waren sein Ding: In über 200 Filmen verkörperte Harry Dean Stanton meist Eigenbrötler und ging als einer der vielseitigsten Nebendarsteller in die Filmgeschichte ein. Jedoch war es eine Hauptrolle in Wim Wenders Paris, Texas, die ihm im nicht mehr ganz jugendlichen Alter von 58 Jahren zu Weltruhm verhalf. Darin spielte Stanton den an Gedächtnisverlust leidenden Travis, der nach vier Jahren Herumirren in der texanischen Wüste plötzlich wieder auftaucht.
Der wortkarge Charakterkopf und sein Partner in Crime
Doch die Nebenrollen blieben sein Kerngeschäft: In seiner über 60-jährigen Schauspielkarriere spielte er unter anderem in Alien und Der Pate – Teil II mit. Nebst namhaften Regisseuren wie Francis Ford Coppola und Martin Scorsese fand vor allem David Lynch gefallen am Charakterkopf. So arbeitete Stanton für mehrere Filme mit dem Kultregisseur zusammen und war bis zuletzt Teil dessen Erfolgsserie Twin Peaks. Dabei wusste Stanton stets durch seine kauzige und wortkarge Art zu brillieren. Was wohl aber den meisten Zuschauern in Erinnerung bleiben wird, ist sein markantes Erscheinungsbild, das von seiner hageren Statur und seinem knochigen Gesicht geprägt ist.
Ein Glanzpunkt zum Schluss
Nun tritt der leidenschaftliche Musiker und Kriegsveteran von der grossen Bühne ab. Zum Schluss darf es dann nochmal eine Hauptrolle sein: Im Indiefilm Lucky spielt Stanton einen gealteterten Atheisten und Kettenraucher, dessen Leben geprägt ist durch tägliche Routinen wie Aufstehen, Kaffeetrinken, Kreuzworträtsel lösen und den allabendlichen Drink in der immer gleichen Bar mit den immer gleichen Leuten. Wohl wissend, dass es mit seinem Leben langsam aber sicher zu Ende geht, folgt eine Auseinandersetzung mit dem Unausweichlichen.
«Lucky» versammelt berührende Momente der Skurrilität und des Tiefsinns in einer Umgebung von dörflicher Profanität, und dies ungekünstelt und echt.
Enstanden ist ein Film mit unglaublich viel Tiefang, der aber auch skurrile Momente bereithält. Zugleich ist Lucky eine Hommage an Harry Dean Stanton, der im September des letzten Jahres im Alter von 91 Jahren verstorben ist. Die Ikone der Nebenschauplätze setzt zum Ende ihrer Karriere nochmals einen Glanzpunkt – und das in einer Rolle, die ganz nah am wahren Stanton dran ist.
Lucky ist ab dem 18. Januar in den Schweizer Kinos zu sehen!
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