Article18. Januar 2022 Cineman Redaktion
Filmtagebuch: 12 Filme, die uns 2022 in ihren Bann ziehen
Auch 2021 war kein normales Kinojahr, wie wir es vor der Corona-Pandemie kannten. Die Angst vor weiteren Lockdowns spielte in der Kulturindustrie ständig mit. Und aus Sorge vor einer Ansteckung überlegten sich vielleicht manche Zuschauer zwei Mal, ob sie neue Filme wirklich auf der grossen Leinwand sehen mussten. Die Unsicherheit dürfte sich auch 2022 nicht in Luft auflösen. Hoffen darf man aber sehr wohl auf mehr Kinoerlebnisse, die uns berühren, zum Lachen bringen, zum Nachdenken bewegen, in Staunen versetzen oder kräftig durchschütteln. Welche potenziell aufregenden Werke Monat für Monat in den Startlöchern stehen, wollen wir in unserem kleinen Jahresdurchlauf beschreiben.
Christopher Diekhaus
1. «Nightmare Alley» (2021)
Januar: «Nightmare Alley» Start: 20.01.2022
Guillermo del Toro ist zurück! Nach seinem preisgekrönten Fantasy-Märchen «The Shape of Water» und einigen Fernsehregiearbeiten hat der umtriebige Mexikaner wieder einen Kinofilm inszeniert. «Nightmare Alley» heisst sein jüngster Streich und basiert auf dem gleichnamigen Roman William Lindsay Greshams, der bereits 1947 erstmals verfilmt wurde. Der Mix aus Psychothriller und Film noir entführt uns in die Welt eines Wanderjahrmarkts und handelt von einem gerissenen Ehrgeizling namens Stanton Carlisle (Bradley Cooper), der als Illusionskünstler Karriere machen will. An die erzählerische und emotionale Qualität von «The Shape of Water» reicht der neue del Toro nicht heran. Die geballte Schauspielpower – es geben sich auch Cate Blanchett, Rooney Mara, Toni Collette, Willem Dafoe, David Strathairn und Richard Jenkins die Ehre – und die wie immer erlesenen Bilder und detailverliebt dekorierten Schauplätze garantieren aber einen atmosphärischen Ausflug in menschliche Abgründe.
2. «Moonfall» (2022)
Februar: «Moonfall» Start: 03.02.2022
Katastrophenszenarien lassen ihn nicht los. 2016 legte der deutsche Hollywood-Export Roland Emmerich eine Fortsetzung zu seinem wohl grössten Erfolg «Independence Day» vor. Auch in «Moonfall» erzählt der gebürtige Stuttgarter eine Geschichte, in der das Schicksal der Menschheit am seidenen Faden hängt. Als der Mond durch eine rätselhafte Kraft aus seiner Umlaufbahn gerissen wird und auf die Erde zurast, schwingen sich die ehemalige Astronautin Jo Fowler (Halle Berry), ihr früherer Kollege Brian Harper (Patrick Wilson) und der Verschwörungstheoretiker KC Houseman (John Bradley) zu einer gewagten Rettungsmission auf. Abermals steht bei Emmerich also alles auf dem Spiel. Die Reise in die Weiten des Weltraums verspricht spektakuläre Schauwerte. Und mit einem Mann an Bord, der sich im Konspirationsmilieu bewegt, scheint der Film am Puls unserer von Falschinformationen und bizarren Spekulationen geprägten Zeit zu sein. Hoffentlich gelingt es dem Regisseur dieses Mal, sein gross gedachtes Abenteuer nicht nur mit krachenden Effekten zu füllen, sondern auch mit erzählerischer Substanz.
3. « Die Schwarze Spinne» (2021)
März: «Die schwarze Spinne» Start: 10.03.2022
Auch wenn im März mit Matt Reeves‘ «The Batman», der Robert Pattinson in der Rolle des ikonischen Comichelden zeigt, ein möglicher Kinoknaller wartet, wollen wir den Blick auf die heimische Produktion «Die schwarze Spinne» lenken. Basierend auf Jeremias Gotthelfs gleichnamiger Novelle, einer der wohl berühmtesten Geschichten der Schweizer Literatur, erwartet uns ein Schauermärchen, das von der jungen Hebamme Christine (Lilith Stangenberg) handelt, die sich auf einen Teufelspakt einlässt, um ihr Heimatdorf vom grausamen Deutschritter Hans von Stoffeln (Ronald Zehrfeld) zu befreien. Der Ausbruch einer Spinnenplage macht sie jedoch selbst zu einer Gejagten. Trotz ihres historischen Settings wirkt Gotthelfs Erzählung im Lichte der Corona-Pandemie erstaunlich aktuell., da sie sich auch um die voreilige Suche nach Sündenböcken dreht. Für beunruhigend-gruselige Unterhaltung sollte auf jeden Fall gesorgt sein.
4. «The Northman» (2022)
April: «The Northman» Start: 28.04.2022
Gleich mit seinen ersten beiden Spielfilmen sorgte der US-Amerikaner Robert Eggers für Aufsehen. «The Witch», eine gruselige Coming-of-Age-Geschichte aus dem 17. Jahrhundert, und «The Lighthouse», ein Kammerspiel über zwei dem Wahnsinn anheimfallende Leuchtturmwärter, sind nicht nur stark fotografiert und ausgestattet, sondern verströmen auch eine eigenwillige Schauerstimmung, für die es keine lärmenden Schockeffekte braucht. Das Racheepos «The Northman», das sich um Amleth (Alexander Skarsgård), den Sohn eines ermordeten Wikingerkönigs, dreht, dürfte nicht weniger atmosphärisch ausfallen und kommt, hält der Film, was der Trailer verspricht, einmal mehr bildgewaltig daher. Für darstellerische Wucht ist ebenfalls gesorgt: Neben Skarsgård sind beispielsweise Shooting-Star Anya Taylor-Joy, Nicole Kidman, Claes Bang, Willem Dafoe und Ethan Hawke zu sehen.
5. «Doctor Strange In the Multiverse of Madness» (2021)
Mai: «Docter Strange in the Multiverse of Madness» Start: 04.05.2022
Mit dem launigen Superheldenblockbuster «Spider-Man: No Way Home» öffnete sich das Marvel Cinematic Universe den Möglichkeiten des Multiversums. Am Ende des Abspanns servierten die Macher den Zuschauern einen kleinen Ausblick auf den offenbar düsteren Verlauf, den das zweite Soloabenteuer des von Benedict Cumberbatch gespielten Doctor Strange nehmen wird. Zuweilen war bereits vom ersten Marvel-Horrorfilm die Rede, was Kevin Feige, das kreative Mastermind hinter der gigantischen Leinwandsaga, allerdings später ein wenig revidierte. Nichtsdestotrotz könnte «Doctor Strange in the Multiverse of Madness» die Reihe in eine neue, ungemütlichere Richtung lenken. Sieht sich die Titelfigur doch angeblich mit einer gefährlichen alternativen Version ihrer selbst konfrontiert. Nimmt man den Vorgänger «Doctor Strange» als Massstab, steht uns erneut ein verrückter Bilderrausch bevor.
6. «Elvis» (2021)
Juni: «Elvis» Start: 23.06.2022
Er war der «King of Rock ‘n‘ Roll». Viele seiner Songs schrieben Musikgeschichte. Sein Leben war von diversen Tiefschlägen geprägt. Und um seinen Tod ranken sich bis heute die skurrilsten Mythen. Zweifellos ist Elvis Presley das, was man gemeinhin eine Legende nennt. Dem viel zu früh gestorbenen Sänger, der definitiv einer der weltweit erfolgreichsten Solokünstler ist, widmet der Australier Baz Luhrmann ein Biopic, das auf die Karriere und den Menschen hinter dem Bühnenstar blicken soll. Ob der mit Austin Butler in der Hauptrolle besetzte Film auch für all jene interessant sein wird, die keine eingefleischten Elvis-Fans sind?
7. «Nope» (2022)
Juli: «Nope» Start: 21.07.2022
Handfestes Grauen und soziale Befindlichkeiten wirkungsvoll zu kombinieren, ist nicht gerade leicht. Dem Komiker Jordan Peele gelang jedoch genau dieses Kunststück mit seinen beiden ersten Regiearbeiten, zu denen er jeweils auch das Drehbuch beisteuerte. Das Skript für seinen Erstling «Get Out», der den Rassismus des liberalen Amerikas ins Visier nimmt, wurde sogar mit einem Oscar prämiert. Eine Ehre, die einem Horrorfilm nur selten widerfährt. Auch «Wir», sein zweites Werk, scheut grosse Ambitionen nicht und schafft es immer wieder, den Zuschauer mit seiner rätselhaften, symbolisch aufgeladenen Doppelgängergeschichte zu verunsichern. Über seinen dritten Film, der abermals in finstere Gefilde vorstösst, ist bislang nur wenig bekannt: «Nope» soll er heissen. Das Plakatmotiv zeigt eine dunkle Wolke über einer kleinen Ortschaft. Und wichtige Rollen übernehmen «Get Out»-Hauptdarsteller Daniel Kaluuya, Keke Palmer und Steven Yeun. Man darf gespannt sein, was sich Peele dieses Mal Unheimliches überlegt hat…
8. «Secret Headquarters» (2022)
August: «Secret Headquarters» Start: 11.08.2022
Superheldenfilme, die nicht auf Comicvorlagen beruhen, erreichen diese Tage eher selten die grosse Leinwand. Umso interessanter, wenn ein solches Projekt doch einmal grünes Licht bekommt. Henry Joost und Ariel Schulman, das Regiegespann hinter dem Netflix-Actionstreifen «Project Power», sind für für «Secret Headquarters» verantwortlich, in dem ein Junge im Keller seines Hauses eine geheime Kommandozentrale findet, die wohl nur einem Superhelden gehören kann. Schon bald glaubt er, sein von ihm entfremdeter Vater führe ein bislang unentdecktes Doppelleben. Mit Owen Wilson und Michael Peña in tragenden Erwachsenenrollen hat der Film prominente Gesichter zu bieten. Ob die spassige Prämisse allerdings halten kann, was sie verspricht, wird sich im Sommer zeigen.
9. «The Woman King» (2022)
September: «The Woman King» Start: 15.09.2022
Eine rein weibliche Militäreinheit aus Mangel an männlichen Soldaten? Klingt vielleicht ein bisschen ausgedacht, beruht aber auf Tatsachen und dient als Vorlage für Gina Prince-Bythewoods Historiendrama «The Woman King». Darin geht es um die für Freiheit kämpfende Amazonenarmee des alten afrikanischen Königreichs Dahomey, das mehr als 250 Jahre an der Küste der Bucht von Benin existierte. Schon die Prämisse und die Besetzung von Schauspielschwergewicht Viola Davis und Kinonewcomerin Thuso Mbedu, die in der Amazon-Miniserie «The Underground Railroad» als verfolgte Sklavin gross aufspielt, weckt die Neugier auf diesen schwarze Perspektiven und schwarze Geschichte in den Mittelpunkt rückenden Film.
10. «Spider-Man: Across the Spider-Verse - Part One» (2022)
Oktober: «Spider-Man: Across the Spider-Verse – Part One» Start: 13.10.2022
Bei der Oscarverleihung 2019 erhielt «Spider-Man: A New Universe» den Preis für den besten animierten Spielfilm. Eine verständliche Wahl, auch wenn die Geschichte und die Charaktermomente nicht ganz mit der wilden kreativen Optik mithalten können. Allerlei originelle visuelle Einfälle dürfte auch die Fortsetzung «Spider-Man: Across the Spider-Verse – Part One» bereithalten. Vielleicht kommt dieses Mal ja auch der persönliche Entwicklungsbogen des Protagonisten Miles Morales etwas nuancierter weg. Verdient hätte es der im Vorgänger durch Zufall zu einem neuen Spider-Man avancierende Teenager mit hispanischen und afroamerikanischen Wurzeln allemal.
11. «Black Panther: Wakanda Forever» (2022)
November: «Black Panther: Wakanda Forever» Start: 09.11.2022
Mit «Black Panther» stellte sich das Marvel Cinematic Universe 2018 diverser auf und präsentierte der Welt einen charismatischen Superhelden, der in Zukunft noch so manchen Akzent setzen sollte. Der Tod des an Darmkrebs erkrankten Hauptdarstellers Chadwick Boseman im August 2020 zwang Filmemacher Ryan Coogler und seine kreativen Mitstreiter jedoch, ihre Pläne für das Sequel zu überarbeiten. Wovon genau «Black Panther: Wakanda Forever» handeln wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass sich die Verantwortlichen gegen eine Neubesetzung von König T’Challa alias Black Panther entschieden. Annehmen darf man, dass Shuri, die jüngere Schwester des Protagonisten, nun eine prominente Rolle spielen wird. Nach einem Unfall beim Dreh musste Darstellerin Letitia Wright, die zwischenzeitlich mit fragwürdigen Aussagen zur Corona-Impfung für Schlagzeilen sorgte, allerdings pausieren. Im Januar 2022 konnten die Arbeiten am Film, wie kürzlich bekannt wurde, wieder aufgenommen werden. Den Novemberstarttermin zu halten, scheint also möglich!
12. «The Fabelmans» (2022)
Dezember: «The Fabelmans» Start: 08.12.2022
Ganz klar, der am meisten erwartete Kinostart Ende 2022 ist James Camerons Blockbuster-Fortsetzung «Avatar 2», die endlich, 13 Jahre nach «Avatar: Aufbruch nach Pandora», das Licht der Welt erblicken soll. Spannend klingt aber auch der Coming-of-Age-Streifen «The Fabelmans», der sich am Aufwachsen eines der erfolgreichsten und bekanntesten lebenden Regisseure orientiert. Steven Spielbergs Kindheit diente als Inspirationsquelle für diesen Film, den der Schöpfer so einflussreicher Werke wie «Der weisse Hai», «E. T. – Der Ausserirdische» und «Jurassic Park» höchstpersönlich inszenierte. Warum dieser Mann wohl zu einem Kinoverrückten wurde? Vielleicht bekommen wir ab dem 8. Dezember ja ein paar, wenn auch fiktionalisierte, Antworten.
Das könnte dich ebenfalls interessieren:
Vous devez vous identifier pour déposer vos commentaires.
Login & Enregistrement