Critique10. Juli 2020

Netflix-Kritik «The Old Guard»: Charlize Theron, die unsterbliche Kriegerin

Netflix-Kritik «The Old Guard»: Charlize Theron, die unsterbliche Kriegerin
© Netflix

Adaptierte Comic-Stoffe sind unter den Netflix-Eigenproduktionen keine Seltenheit. Zu Serien wie «Chilling Adventures of Sabrina» und «The Umbrella Academy» gesellt sich nun ein Fantasy-Actionfilm, in dem Oscar-Preisträgerin Charlize Theron als unsterbliche Kriegerin zu sehen ist.

Serienkritik von Christopher Diekhaus

Rückblickend liefert schon die erste Szene Hinweise auf die besonderen Eigenschaften der Hauptfigur und ihrer drei Gefährten. Wer die von Greg Rucka verfassten und Leandro Fernández illustrierten Graphic-Novel-Vorlagen nicht kennt, dürfte sich zunächst in einem klassischen Söldner-Thriller wähnen, wie ihn Netflix bereits mit dem Ryan-Reynolds-Vehikel «6 Underground» und dem Chris-Hemsworth-Reisser «Tyler Rake: Extraction» auf den Markt geworfen hat.

Der Film sticht vor allem durch seine Diversität hervor.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

Noch vor dem Ende des ersten Drittels legt «The Old Guard» jedoch die Karten auf den Tisch und enttarnt seine Protagonisten als Kämpfer mit Superheldenqualitäten. Andy (Charlize Theron) und ihre Verbündeten Booker (Matthias Schoenaerts), Joe (Marwan Kenzari) und Nicky (Luca Marinelli) sind unsterbliche Krieger, die seit Jahrhunderten in Konflikte und Krisen eingreifen.

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Ein neuer Job, der die im Geheimen operierende Einsatztruppe in den Sudan führt, erweist sich als Falle. Und plötzlich findet sich das Quartett im Visier des skrupellosen Pharmaunternehmers Merrick (Harry Melling) wieder, der ihre Fähigkeit, von jeder Verletzung binnen kurzer Zeit zu genesen, untersuchen lassen und zu Geld machen will. In Kontakt kommen Andy und Co zudem mit der jungen US-Soldatin Nile (KiKi Layne), bei der es sich, wie gemeinsam erlebte Visionen nahelegen, ebenfalls um eine Unsterbliche handelt.

Nach «Mad Max: Fury Road» beweist Theron erneut, dass sie Charisma und Physis für eine zupackende Actionheldin besitzt.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

Der von Comic-Autor Rucka geschriebene und Gina Prince-Bythewood («Beyond the Lights») inszenierte Netflix-Blockbuster sticht vor allem durch seine Diversität hervor. Frauen dürfen hier ebenso schlagkräftige Rollen ausfüllen wie Männer. Mit Nile schwingt sich eine Afroamerikanerin zur fünften Mitstreiterin auf. Und noch dazu verbindet Joe und Nicky eine bis ins Zeitalter der Kreuzzüge zurückreichende Liebesbeziehung.

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Die auch als Produzentin in Erscheinung tretende Theron beweist nach «Mad Max: Fury Road» und «Atomic Blonde» erneut, dass sie Charisma und Physis für eine zupackende Actionheldin besitzt. Anders als man es angesichts der Inhaltsangabe vermuten könnte, ist «The Old Guard» allerdings kein dauererhitzter Krawallstreifen. Immer mal wieder werfen Prince-Bythewood und Rucka nämlich einen Blick auf die bitteren Konsequenzen (Stichwort: Einsamkeit), die ein unsterbliches Leben mit sich bringt.

Die Handlung entpuppt sich als Potpourri aus bestens vertrauten Bausteinen.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

Die Darsteller leisten in den ruhigen, emotionalen Momenten souveräne Arbeit. Irgendwie wird man aber das Gefühl nicht los, dass der Film die tragischen Seiten noch stärker hätte ergründen können. Ausbaufähig erscheint auch der Charakterbogen der anfangs überforderten Nile, die Schwierigkeiten hat, ihre besondere, neu gefundene Gabe zu akzeptieren.

Bei Licht betrachtet, entpuppt sich die Handlung als Potpourri aus bestens vertrauten Bausteinen. Natürlich kann man nicht allen Figuren über den Weg trauen. Merrick bringt sich als profitgieriger Klischeebösewicht in Stellung. Und wie so oft steht die Frage im Raum, welche Grenzen die Wissenschaft nicht überschreiten sollte.

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Handwerklich ist der Fantasy-Action-Mix kompetent gemacht. In den Kampfsequenzen hätte es mitunter jedoch noch einen Tick aussergewöhnlicher und dynamischer zur Sache gehen dürfen. Die fulminante Energie, die der oben erwähnte «Tyler Rake: Extraction» in manchen Passagen erzeugt, produziert «The Old Guard» definitiv nicht.

3 von 5 ★

«The Old Guard» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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