Critique1. Oktober 2024 Cineman Redaktion
Netflix-Kritik: «Will & Harper»: Bewegender Roadtrip rund um die Transidentität
Persönliche Darstellung der Transidentität: Die 61-jährige Harper Steele macht sich mit ihrem Freund Will Ferrell auf den Weg durch die USA, nachdem sie mit ihrer Transition begonnen hat. Ein Schlaglicht auf den bewegenden Dokumentarfilm «Will & Harper», der seit dem 27. September auf Netflix zu sehen ist.
von Théo Metais; übersetzt aus dem Französischen
Harper Steele, eine berühmte Drehbuchautorin bei Saturday Night Live, beschliesst mit 61 Jahren, die Person zu werden, die sie schon immer war. «Ich werde eine Transition machen, um mein Leben als Frau zu leben», kündigt sie 2022 in einer E-Mail an, die sie an mehrere ihrer Freund:innen schickt. Zu den Empfänger:innen gehört auch der bekannte Komiker Will Ferrell. Die beiden kennen sich seit fast 30 Jahren und um ihre Freundschaft zu zelebrieren, unternimmt das Duo einen 17-tägigen Roadtrip. Will und Harper reisen von New York nach Los Angeles, quer durch die USA und auch durch ihre Gefühlswelt. Harper besucht die Orte, die sie vor ihrer Transition ausmachten, und Will steht seiner Freundin mit Rat und Tat zur Seite.
Die Premiere von «Will & Harper» auf dem Sundance Filmfestival in Salt Lake City im Januar dieses Jahres wurde mit einem Applaus gefeiert, der für das Festival und noch dazu für einen Dokumentarfilm ungewöhnlich ist. «Ich bin absolut überwältigt von der Liebe, die diese beiden Menschen füreinander empfinden» sagte der Regisseur Josh Greenbaum in einem Q&A. Der Filmemacher, der für seine unkonventionellen Komödien («Doggy Style») bekannt ist, erzählt im Innenraum eines Jeep Grand Wagoneer einfühlsam von Harper, ihrem Schmerz und dem Frieden, den sie seit ihrer Transition gefunden hat.
«Wir sind Comedy-Autoren, also hatten wir am Anfang eine Menge schlechter Ideen (...) Dann haben wir schliesslich beschlossen, ins Auto zu steigen und zu sehen, was passiert», so Harper Steele. Tatsächlich ist die Authentizität spürbar, mit der Harper seit ihrer Transition versucht, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. «Will & Harper» präsentiert ein freies Format, in dem sich rohe Emotionen mit den bedrohten Freiheiten von LGBTQIA+-Personen in republikanischen Staaten vermischen, insbesondere in Indiana, wo Will und Harper den Gouverneur Eric Holcomb treffen (der gerade ein Anti-Trans-Gesetz unterzeichnet hat), oder in Texas, wo ihr Besuch in einem Steakhouse eine Welle des Hasses in den sozialen Medien auslöst.
«Will & Harper» ist sich der Situation bewusst, ernsthaft, aber mit viel Sinn für Humor, und begibt sich auf die Suche nach anderen transgender Personen, vor allem in Peoria, Illinois. Dank der Sympathie seiner Protagonist:innen und der Notwendigkeit seiner Botschaft kann „Will & Harper“ auch als ein Werk über Freundschaft und Toleranz sowie als ein persönlicher und intimer Bericht über die Transidentität gesehen werden. Und während einige Unvollkommenheiten in der Tat diskutiert werden können, ist zu hoffen, dass die Gespräche, die der Sichtung von «Will & Harper» folgen, ebenso einfühlsam sein werden wie diese unbestreitbar ehrliche und berührende Dokumentation.
4 von 5 ★
«Will & Harper» ist seit dem 27. September auf Netflix verfügbar.
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