Article6. September 2023 Michelle Knoblauch
Neu im Kino: 3 Filme, die wir euch diese Woche ans Herz legen
Drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, bieten eine tiefgründige Betrachtung verschiedener Arten von Beziehungen und ihre emotionalen Herausforderungen: Sei es der verzweifelte Versuch eines Vaters, seine Kinder zu retten, eine moderne «Romeo und Julia»-Geschichte, oder die beunruhigende Beziehung eines Ingenieurs zu Kindern und sein innerer Kampf dagegen.
1. «Retribution»
Action-Thriller mit Liam Neeson.
Ein Mann sitzt mit seinen zwei Kindern im Auto. Da erhält er einen Anruf, der ihn warnt: Er hat genau zu tun, was man ihm sagt, sonst explodiert eine Bombe, die unter dem Sitz montiert ist. Versucht er auszusteigen, geht sie auch hoch. Während er nun versucht, seine Kinder zu retten und tut, was man ihm aufträgt, scheint es für die Polizei, dass er nicht das Opfer, sondern der Täter ist. Fortan wird er durch ganz Berlin gejagt, während er fieberhaft darüber nachdenkt, wer ihm das angetan hat und wie er ihn zur Strecke bringen kann.
Liam Neeson ist echt gut, er spielt wunderbar mit kleinen, fast unscheinbaren Manierismen. Eine Szene zeigt ganz unscheinbar, wie seine Hand zittert, während er überlegt, wie er seine Familie aus dieser Situation herausbringt.
2. «Il colibrì»
50 Jahre und unzählige Beziehungen später.
In weiten Kamerafahrten werden die geräumigen Innenräume zweier benachbarter Häuser an der italienischen Riviera gezeigt. Der junge Marco, der in seine französische Nachbarin Luisa verliebt ist, trifft sich heimlich mit ihr – «wie Romeo und Julia», wie er lachend erklärt. Das Schicksal der beiden verläuft kurvenreich und erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte, Marcos ganzes Leben, in dem es immer wieder zu Wiederbegegnungen, Lügen und Entdeckungen kommt. Die Montage, die zwischen den Epochen wechselt, ist anfangs kompliziert, nimmt aber im Laufe des Films an Fahrt auf.
Die Regisseurin Francesca Archibugi ist eine Meisterin der Gefühle und adaptiert mit Bravour den Roman von Sandro Veronesi, der eine Abfolge von Dramen, Zufällen, Liebe und Trauer beschreibt.
3. «Sparta»
Folgefilm zu Ulrich Seidls vorherigem Werk «Rimini».
Ingenieur Ewald (Georg Friedrich) hat es von Österreich nach Rumänien verschlagen. Dort hat er auch eine Partnerin gefunden, die ihn heiraten möchte. Doch Ewald fühlt sich stärker zu Kindern hingezogen. Nutzt er zunächst eine Schneeballschlacht, um sich ihnen körperlich zu nähern, mietet er bald eine leer stehende Schule, in der er eine Judoschule für Buben einrichtet. Zur Festung baut er diese «Sparta» genannte Anlage aus, auf die die Väter der Kinder voller Zorn blicken. Spürbar wird sein Begehren, wenn er die Buben filmt, doch zu körperlichem Kontakt kommt es kaum, denn Ewald kämpft gegen seinen Trieb.
Schien Seidl zuletzt mit dem Porträt eines abgehalfterten Schlagersängers in Rimini milder zu werden, so schlägt er in Sparta wieder deutlich härtere und quälendere Töne an. Leicht macht es der Österreicher dem Publikum mit seinem von Georg Friedrich konzentriert gespielten Mittvierziger dabei nicht, denn er wird nicht als Täter, sondern als Getriebener gezeichnet, der verzweifelt versucht, sein pädophiles Verlangen zu unterdrücken. – Anfreunden kann und will man sich mit diesem zerrissenen Protagonisten aber dennoch nicht, doch durch die Widersprüche, die ausgelöst werden, wirkt dieses kompromisslose Drama lange nach.
Welche weiteren Filme ab sofort neu im Kino zu sehen sind, erfährst du hier.
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