Interview25. Februar 2020 Noëlle Tschudi
Shooting Star Ella Rumpf über ihr Netflix-Debüt und das Schweizer Kino
Die junge Schweizer Schauspielerin Ella Rumpf gehört an der diesjährigen Berlinale der Auswahl der 10 europäischen Shooting Stars an – wie einst Daniel Craig, Alicia Vikander oder Maisie Williams. Wir haben uns mit ihr in Berlin getroffen, wo sie über die Netflix-Serie «Freud» und den Röstigraben im Filmbusiness sprach.
Interview von Théo Metais
Ella Rumpf, wie ist es für sie, als Shooting Star ausgewählt worden zu sein?
Das ist wirklich grossartig. Es gibt einem die Bestätigung, dass man kein totaler Versager ist. Und vor allem hat man dadurch das Gefühl, dass es weitergehen kann – und morgen nicht plötzlich alles vorbei ist. Es ist eine grosse Ehre, mit allen anderen hier zu sein.
Jonas Dassler (Shooting Star Deutschland) würde anscheinend am liebsten mit allen einen Film machen...
Darüber habe ich auch schon nachgedacht (lacht). Das wäre toll. Es sollte einen Regisseur geben, der sich jedes Jahr sagt: “Ok, ich mache einen Film mit allen”.
Hat sich an der diesjährigen Berlinale schon eine Möglichkeit für ein Projekt aufgetan?
Nein. Eigentlich sind wir erst gestern angekommen. Es ist noch alles frisch und ich glaube nicht, dass hier jemand darauf wartet, von einem Regisseur entdeckt zu werden. Sollte das passieren, wäre es nur ein Zufall – das ist alles.
Wenn ich das Gefühl habe, dass es ein grossartiges Projekt werden könnte, bin ich dabei.
Für Sie steht mit der Netflix-Serie «Freud» ein grossartiges Projekt an. Können Sie uns ein wenig über ihre Figur erzählen?
Ja, Ich spiele Fleur Salomé, eine junges Medium, das mit den Toten kommuniziert. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es eine faszinierende Szene von Künstlern und reichen Leuten, die zwischen Paris, Wien, London und Berlin solche Veranstaltungen besuchten. Die Geschichte beginnt mit Freud, der gerade sein Studium beginnt und seine Praxis eröffnen will, während sich zur selben Zeit ein Mord ereignet. Schliesslich geht er zu Fleur Salomé, von der er glaubt, dass sie ihm bei der Lösung des Falles helfen könnte.
Das tönt vielversprechend.
Ich habe es noch nicht gesehen, deshalb verspreche ich nie etwas. Ich muss es erst sehen, um es zu beurteilen. (lacht)
Die Serie wurde noch nicht vorgeführt, aber uns wurde gesagt, dass das Drehbuch fiktive Elemente mit der historischen Realität vermischt. Was fanden Sie an dem Projekt interessant?
Ganz genau die Tatsache, dass die Serie zunächst von etwas völlig Fiktionalem ausgeht. Ausserdem gab es auch viel Freiheit, diese Rolle zu entwickeln. Das Ausgangsmaterial war sehr gehaltvoll. Das Ende des 19. respektive der Anfang des 20. Jahrhunderts war eine unglaubliche Zeit.
Es ist die Geschichte, die entscheidet, nicht das Format.
Wie sind Sie an die Rolle gekommen?
Eigentlich war es ein österreichischer Regisseur, der diese Serie gemacht hat. Der hat Castings bei einer Agentur durchgeführt, die mich wissen liess, dass er mich gerne an einigen Proberunden sehen würde. Also habe ich daran teilgenommen – und dann hat es einfach funktioniert.
Es ist auch Ihr erster Auftritt in einer Serie. Können Sie sich vorstellen, erneut in diesem Bereich zu arbeiten?
Ich war tatsächlich noch nie in einer Serie zu sehen. Es ist eine grossartige Produktion und war eine Menge Arbeit. Der Rest wird von der Serie abhängen – wie bei Filmen auch. Es ist die Geschichte, die entscheidet, nicht das Format. Wenn ich das Gefühl habe, dass es ein grossartiges Projekt werden könnte, bin ich dabei. Bei «Freud» zum Beispiel waren einige ziemlich berühmte Theaterschauspieler aus Österreich dabei, und sie alle spielen grossartige Figuren.
Ich finde es sehr schade, dass die französische und die deutschsprachige Schweiz nicht genug zusammenarbeiten.
Wie bewerten Sie den Schweizer Filmmarkt von heute in Bezug auf Kreativität und Möglichkeiten für die junge Generation?
Er ist nicht gross genug. Ich finde es sehr schade, dass die französische und die deutschsprachige Schweiz nicht genug zusammenarbeiten. Das ist etwas, das wir ändern müssen. Ich wünsche mir wirklich, dass es hier mehr Vermischung gibt. Dennoch habe ich das Gefühl, dass sich das ändern wird. Es gibt eine Generation, die total motiviert ist, diese Umstände in der Welt der Kunst zu verändern.
Die Filmschule in Zürich beim Toni-Areal ist enorm gewachsen und hat ihre Tore der internationalen Szene geöffnet. Die Städte Lausanne und Genf tun dies schon seit langem. Sie haben eine engere Beziehung zur Aussenwelt. Es sind jene, die Projekte finanzieren, die den Austausch verbessern könnten – ich habe nicht den Eindruck, dass es die Leute aus den kreativen Bereichen sind, die sich querstellen.
Ella Rumpf ist in der Netflix-Serie «Freud» ab dem 23. März zu sehen.
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