Critique1. März 2021 Cineman Redaktion
Sky Show-Kritik «Wonder Woman 1984»: Gefährliches Wunschkonzert
In den USA läutete der DC-Blockbuster «Wonder Woman 1984» mitten in der Corona-Pandemie eine kleine Revolution ein. Warner Bros. startet den Film Ende 2020 nicht nur in den Kinos, sondern veröffentlichte ihn zeitgleich auch auf dem hauseigenen Streaming-Dienst HBO Max. Wer dem zweiten Soloauftritt der Amazonenprinzessin Diana Prince bislang gespannt entgegenfieberte, muss allerdings stark sein: Denn dem unterhaltsamen Vorgänger kann die unausgereifte Fortsetzung nicht das Wasser reichen.
Filmkritik von Christopher Diekhaus
Dominiert wurde das filmische Superheldenfeld lange von Muskelmännern und Testosteronbolzen. Frauen kamen in den Marvel- und DC-Geschichten zwar immer wieder vor, waren aber nie die Hauptfiguren. Der von Patty Jenkins («Monster») inszenierte Kassenschlager «Wonder Woman» mit der Amazonenprinzessin Diana Prince im Zentrum brachte 2017 endlich frischen Wind in das etwas muffig gewordene Genre der Comic-Adaptionen. Obschon kein Meisterstück cineastischer Erzählkunst, sorgte der eine neue weibliche Perspektive einbringende Film für wohltuende Abwechslung.
Musste sich die von Gal Gadot schwungvoll verkörperte Protagonistin darin erstmals mit der Menschheit auseinandersetzen und in die Wirren des Ersten Weltkriegs stürzen, treffen wir sie im Sequel Jahrzehnte später wieder. Seit dem Tod ihres Geliebten Steve Trevor (Chris Pine), der sich in «Wonder Woman» opferte, hat sie sich unter die Normalsterblichen gemischt und greift im Geheimen immer wieder ein, wenn Hilfe benötigt wird. Neben ihren heroischen Taten arbeitet sie als Anthropologin im Smithsonian in Washington, D.C. und führt ein zurückgezogenes Leben ohne Freundschaften.
«Wonder Woman 1984» punktet mit einigen rasanten, gut durchchoreografierten Actionsequenzen, auch wenn dabei der Einsatz von Computereffekten manchmal zu sehr die Überhand gewinnt.
Auf ihre neue Kollegin Barbara Minerva (Kristen Wiig), die von allen anderen nur belächelt wird, geht sie dennoch mit offenen Armen zu. Als Barbara ein uraltes Artefakt untersuchen soll, das Wünsche wahr werden lässt, gerät sie in den Bann des sogenannten Traumsteins und äussert das Verlangen, so zu sein wie die von ihr bewunderte Diana.
Während die graue Maus plötzlich eine ganz andere Ausstrahlung auf ihre Umgebung hat und ungeahnte Kräfte entwickelt, darf sich auch die Amazonenprinzessin über die Erfüllung einer grossen Sehnsucht freuen: Auf einer Gala ihres Arbeitgebers steht unverhofft Steve im Körper eines anderen Mannes vor ihr. Dummerweise bekommt der von einer Pleite bedrohte Ölunternehmer Maxwell Lord (Pedro Pascal) den mysteriösen Stein in die Finger, nutzt ihn, um sein Geschäft wieder anzukurbeln, und hebt die Welt aus den Angeln.
«Wonder Woman 1984» punktet mit einigen rasanten, gut durchchoreografierten Actionsequenzen, auch wenn dabei der Einsatz von Computereffekten manchmal zu sehr die Überhand gewinnt. Und wie schon im ersten Soloabenteuer liefert Hautdarstellerin Gal Gadot eine überzeugende, zwischen Anmut und Dynamik pendelnde Performance ab. An ihr liegt es sicher nicht, dass dieses Mal der Funke nicht recht überspringen will.
Ein Ärgernis betrifft die Titelheldin höchstpersönlich. Wurde Diana in «Wonder Woman » trotz ihrer Gefühle für Steve noch als unabhängige Gerechtigkeitskämpferin gezeichnet, zwingt der Nachfolger ihr einige schnulzige Momente und Dialoge auf, durch die sie ein Stück ihres besonderen Charismas verliert.
Probleme bereitet vielmehr das Drehbuch, das die erneut auf dem Regiestuhl sitzende Patty Jenkins gemeinsam mit Dave Callaham und Geoff Johns verfasst hat. Die Idee, dass manche Wünsche eine zerstörerische Kraft besitzen, ist durchaus ansprechend, wird in der mit fortlaufender Dauer immer beliebiger zusammengebastelten Geschichte aber oft nur in Holzhammermanier ausgearbeitet. Schwammig und lückenhaft beschreiben die Macher auch die globale Eskalationsspirale, die der von Pedro Pascal lustvoll exaltiert gespielte, wie eine Karikatur eines schmierigen Turbokapitalisten wirkende Maxwell Lord mit seinen Handlungen in Gang setzt.
Potenzial verschenkt wird überdies in der Figur der Barbara Minerva, die auf recht formelhafte Weise zu einem finsteren Gegenentwurf Dianas mutiert. Zu allem Überfluss bekommt sie im Finale ein Aussehen verpasst, das eher lächerlich denn furchteinflössend ist.
Ein weiteres Ärgernis betrifft die Titelheldin höchstpersönlich. Wurde Diana in «Wonder Woman » trotz ihrer Gefühle für Steve noch als unabhängige Gerechtigkeitskämpferin gezeichnet, zwingt der Nachfolger ihr einige schnulzige Momente und Dialoge auf, durch die sie ein Stück ihres besonderen Charismas verliert. Steves Auftauchen bereitet zwar den Boden für ein emotionales und moralisches Dilemma, dem sich die Amazone irgendwann stellen muss. Angesichts der Ausflüge in platte rührselige Gefilde ist der erzählerische Kniff jedoch allenfalls mässig involvierend. Ergiebiger sind da schon die nicht sonderlich originellen Gags, die der Film aus dem Staunen des Kampfpiloten über die ihm völlig fremde Welt des Jahres 1984 presst.
2.5 von 5 ★
«Wonder Woman 1984» ist ab dem 8. März auf Sky Show verfügbar.
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