Article20. März 2018 Noëlle Tschudi
Zwischen Märchen und Horror: Die 5 aussergewöhnlichsten Filme von Guillermo del Toro
Der mexikanische Regisseur und Novellist Guillermo del Toro hat für seine Fantasy-Romanze «The Shape of Water» 4 Oscars eingeheimst und ist nun auch als Produzent und Drehbuchautor bei «Pacific Rim: Uprising» mit an Bord. Grund genug, einen Blick auf seine 5 aussergewöhnlichsten Filme zu werfen und zu enthüllen, welches Projekt der bekennende Geek als nächstes in Angriff nehmen könnte.
1. Pacific Rim (2013)
Die Story
Als Legionen gigantischer, ausserirdischer Monster aus einem interdimensionalen Portal im pazifischen Ozean aufsteigen, beginnt ein Krieg, der Millionen Menschenleben fordert. Um den kolossalen Kaiju Einhalt zu gebieten, werden entsprechende Waffen geschaffen: Riesige Roboter, die über eine neuronale Schnittstelle von zwei Piloten gleichzeitig gesteuert werden.
Das Schicksal der Welt wird schliesslich in die Hände des Aussenseiterteams bestehend aus dem ehemaligen Piloten Raleigh (Charlie Hunnam) und der ambitionierten, aber unerfahrenen Mako (Rinko Kikuchi) gelegt. Mit geeinter Kraft sollen sie die Menschheit durch einen letzten, verzweifelten Versuch retten.
Aussergewöhnlich, weil:
«Pacific Rim» als bombastischer Mecha-Film mit aufwendig inszenierten Schlachten beste Unterhaltung liefert. Love it or hate it: «Pacific Rim» ist ein Film für Liebhaber, der – im wahrsten Sinne des Wortes – ganz grosse Geschütze auffährt. Der Monster-liebende Regisseur erfüllt damit nicht nur sich, sondern auch zahlreichen Mecha-Fans einen lang gehegten Kindheitstraum.
2. Hellboy (2004)
Die Story
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges öffnen SS-Okkultisten ein Tor zur Hölle, durch das der Dämon Hellboy in die Welt der Menschen gelangt. Professor Trevor Bruttenholm (John Hurt) wird auf das kleine, feuerrote und gehörnte Wesen aufmerksam, rettet es und sorgt dafür, dass es schliesslich von den Amerikanern in ihren Dienst gestellt wird. Im Auftrag der Regierung bekämpft Hellboy seither Monster und setzt seine unmenschlichen Kräfte damit für die Menschheit ein.
Aussergewöhnlich, weil:
Sich Hellboy als Figur mit zahlreichen menschlichen Schwächen, lockeren Sprüchen und einem Faible für kleine Kätzchen als grosser Sympathieträger erweist und damit eindrücklich beweist, dass ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilt werden sollte.
3. Crimson Peak (2015)
Die Story
Viktorianisches England: Die junge Autorin Edith Cushing (Mia Wasikowska) ist seit Kurzem mit dem mysteriösen Sir Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) verheiratet und lebt mit ihm und seiner eifersüchtigen Schwester (Jessica Chastain) in einem dem Verfall anheim gegebenen, doch einst wunderschönen Anwesen. Bald aber schon kommt Edith zur Erkenntnis, dass sie die Geister der Vergangenheit nicht hinter sich lassen kann und das Haus in dem sie sich befindet atmet, blutet und vor allem nichts vergisst – genau wie seine Einwohner...
Aussergewöhnlich, weil:
Der Mystery-Horror-Film mit romantischen Elementen durch einen erstklassigen Cast, traumhafte Kostüme und ein atemberaubendes Mise-en-scène überzeugt. Nicht umsonst wird das Anwesen, in dem sich der Löwenteil der Geschichte von Crimson Peak abspielt, als heimlicher Star der Gothic Romance gefeiert.
4. Pans Labyrinth (2006)
Die Story
Wir schreiben das Jahr 1944. In Spanien tobt ein gnadenloser Bürgerkrieg. Vor diesem Hintergrund reist ein junges Mädchen namens Ofelia mit ihrer schwangeren Mutter zum brutalen Stiefvater, der Befehlshaber der Milizen der Gegend ist. In ihrer Ohnmacht flüchtet sich Ofelia vor ihm und dem Krieg in eine Fantasiewelt, in der sie drei Aufgaben erfüllen muss, um in ihre Welt zurückkehren zu können.
Aussergewöhnlich, weil:
Es Guillermo del Toro mit «Pans Labyrinth» gelungen ist, ein Werk zwischen Horror und Märchen zu schaffen, das die Aufmerksamkeit eines internationalen Publikums auf die Gräueltaten des spanischen Bürgerkrieges zu lenken vermag und sich als tragische und bildgewaltige Fabel auch durch ausserordentliches Creature Design und einen emotionalen Soundtrack ins Gedächtnis brennt.
5. The Shape of Water (2017)
Die Story
Während des Kalten Krieges ist die stumme Elisa (Sally Hawkins) in einem Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung als Reinigungskraft angestellt. Als ihre Kollegin Zelda (Octavia Spencer) und sie ein geheim gehaltenes Experiment entdecken, ändert sich ihr Leben schlagartig.
Mit ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins) fasst Elisa den Entschluss, die entdeckte Kreatur, ein Amphibienwesen (Doug Jones) zu dem sie immer intensivere Gefühle hegt, aus seiner Gefangenschaft zu befreien. Ihre Liebe steht allerdings unter schlechten Zeichen, denn nach ihrem Fluchtversuch wird das ungleiche Paar vom Laborleiter (Michael Shannon) und dem Militär, die Gebrauch von den Heilkräften des aquatischen Wesens machen wollen, gejagt.
Aussergewöhnlich, weil:
Der Film auf ganzer Linie überzeugt: Die bewegende Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe liefert märchenhafte Bilder, hervorragendes Schauspiel und Filmmusik, die einen zum Träumen einlädt. Die vier Oscars in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Beste Filmmusik und Beste Hauptarstellerin sprechen für sich.
What's next? Aufgeschoben ist wohl nicht aufgehoben.
Seit Langem ist es Guillermo del Toros grösster Herzenswunsch eine bestimmte Erzählung von H. P. Lovecraft, einem der einflussreichsten Autoren der phantastischen Horrorliteratur, zu verfilmen – nun könnte der passende Moment dafür gekommen sein.
Dass die Horrorgeschichte «Die Berge des Wahnsinns», deren Filmproduktion 2011 unter anderem wegen del Toros angepeilten R-Ratings auf Eis gelegt wurde, nun eine weitere Chance auf den grossen Auftritt im Kino erhält, ist alles andere als abwegig. Der Zeitpunkt könnte nämlich aktuell nicht besser sein: Filme wie «Es» oder auch «Get Out» lockten trotz amerikanischem R-Rating, sprich einer Altersfreigabe ab 17 Jahren, scharenweise Kinogänger vor die Grossleinwand und auch «The Shape of Water» mauserte sich trotz dieser Einschränkung zum preisgekrönten Kassenschlager. Höchste Zeit also, dass die «Berge der Wahnsinns»-Verfilmung günes Licht erhält.
Der bekennende Lovecraft-Fan Guillermo del Toro könnte den Horror abseits von Effekthascherei, Splatter und Jump-Scares mit einer getreuen Wiedergabe der Atmosphäre in «Die Berge des Wahnsinns» endlich wieder salonfähig machen. Ob und wann der Stoff aus dem Albträume gemacht sind den Sprung auf die Grossleinwand schafft, ist bis anhin noch unbekannt. Verlockend wirkt die Vorstellung einer Lovecraft-Verfilmung durch den Bildermagier Guillermo del Toro aber allemal.
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