LA VOIE ROYALE, der neue Spielfilm von Frédéric Mermoud ist seit dem 13. September in den Westschweizer Kinos zu sehen. Wir haben ihm drei Fragen zum Film gestellt.
Im Film geht es um die begabte Gymnasiastin Sophie, die ihr Zuhause verlässt, um eine wissenschaftliche Vorbereitungsklasse in Lyon zu besuchen, wo die Elite des Landes ausgebildet wird. Wie sind Sie auf das Thema gekommen? Was interessiert Sie daran?
Ich wollte die Geschichte einer jungen Person erzählen, die sich an einem Wendepunkt im Leben befindet und erste Erfahrungen macht: erste Liebe, erstes politisches Engagement, Berufswahl.
Es ist ein Schlüsselmoment, in dem man zum Akteur seines Lebens wird. Ich finde dieses "Alter der Möglichkeiten" spannend und sehr filmisch. Mein Co-Drehbuchautor Anton Likiernik hatte die originelle Idee, eine solche Figur in die Welt der wissenschaftlichen Vorbereitungsklassen zu versetzen, die er gut kannte.
Diese Vorbereitungsklassen bilden ein spannendes geschlossenes System, in dem sich Facetten der französischen Gesellschaft mit ihren Ambitionen, ihrer Exzellenz und auch ihren Widersprüchen kristallisieren.
Der soziale Fahrstuhl und die Meritokratie sind in der Praxis nicht so einfach umzusetzen. In den besten Schulen gibt es übrigens wenig Vielfalt und Diversität.
Warum haben Sie die wissenschaftlichen Fächer wie Physik und Mathematik gewählt?
Naturwissenschaftliche Fächer werden im Kino kaum verfilmt, und ich finde die Sprache der Mathematik und Physik faszinierend, fast poetisch. Eine mathematische Argumentation kann Anmut oder Eleganz haben.
Schliesslich war ich auch von der Arbeits- und Konzentrationsfähigkeit dieser jungen Student:innen fasziniert. Sie erinnerten mich an Spitzensportler:innen oder Musiker:innen, die unermüdlich und verbissen ihre Tonleitern üben. Es war eine echte Herausforderung, ihre Gedanken in Bewegung während der mündlichen Prüfungen zu filmen.
Sophie kommt aus einer Mittelschichtfamilie und gehört nicht zur Elite. Aufgrund ihrer Herkunft kämpft sie mit grösseren Hindernissen als ihre Mitschüler:innen aus der Oberschicht. Sie ist eine Kämpferin und gibt nicht auf.
Sie hatten als Schweizer, der in Frankreich lebt, Einblick in das Schulsystem beider Länder. Sind Ihnen Unterschiede aufgefallen? Insbesondere im Hinblick auf die Chancengleichheit?
Diese Vorbereitungsklassen sind sehr leistungsfähige Instrumente. Es gibt eine französische Exzellenz und Erfindungsgabe in allen Bereichen, in der Technologie, der Wissenschaft und der Kultur. Aber diese Studiengänge sind noch zu sehr auf eine wohlhabende Gesellschaftsschicht beschränkt. Es fehlt an Vielfalt, sowohl an sozialer als auch an geografischer.
In der Schweiz habe ich das Gefühl, dass das System viel flexibler ist. Es gibt Übergänge zwischen den Studiengängen, schon früh wurde eine Berufsmaturität eingeführt. Man kann zu jedem Zeitpunkt seines Lebens eine Ausbildung wieder aufnehmen oder sich weiterbilden. In Frankreich ist das System sehr, wenn nicht sogar zu stark hierarchisch geprägt. Es ist effizient, aber zu sehr in sich geschlossen.
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