Sie ist Film- und Theaterschauspielerin und spielt in der berührenden Verfilmung des Bestsellers-Romans DIE MITTAGSFRAU von Julia Franck (Kinostart: 16.11.23): Unser KOPF DES MONATS Liliane Amuat. Geboren 1989 in Zürich, war sie in den letzten Jahren gleich in mehreren Hauptrollen zu sehen. 2017 war sie für ihre Rolle in SKIZZEN VON LOU in zwei Kategorien für den Schweizer Filmpreis nominiert. Wir finden: Es ist höchste Zeit, ein wenig mehr über die talentierte Schauspielerin zu erfahren.
«Ich finde die 20er Jahre sehr reizvoll in ihrer Aufbruchsstimmung, weil man im Denken von gesellschaftlichen Fragen offener war, die Geschlechterrollen fluide wurden. Und die Frauen wurden unabhängiger und erkämpften sich neue Freiheiten»
Der Film DIE MITTAGSFRAU spielt im Berlin der wilden 20er Jahren: Wenn Du in der Zeit zurückreisen könntest, welche Epoche würdest Du besuchen und warum?
Ich finde die 20er Jahre tatsächlich sehr reizvoll in ihrer Aufbruchsstimmung, weil man im Denken von gesellschaftlichen Fragen offener war, die Geschlechterrollen fluide wurden. Und die Frauen wurden unabhängiger und erkämpften sich neue Freiheiten.
Ich liebe auch den Stil und die Mode dieser Zeit, den Dadaismus, die Gedichte von Else Lasker Schüler…
Du spielst Martha, die sich im Party- und Drogenrausch verliert. Stürzt Du Dich privat auch so ins Nachtleben? Welche Gemeinsamkeiten hast Du mit Martha?
Ich bin ein Nachtmensch und lebe sehr intensiv. Martha will ins Leben beissen, sich spüren, der Realität und dem Schmerz entfliehen, den sie erlitten hat. Dieses Gefühl kann ich gut nachvollziehen. Auch wenn ich nicht wie sie der Enge einer Kleinstadt und einer Mutter entfliehen musste, die nur ihre toten Kinder lieben konnte. Sie wurde von den Nazis enteignet, musste als Krankenschwester der Realität des Krieges ins Auge blicken und konnte die Liebe zu einer Frau nicht offen ausleben. Sie will vergessen und betäubt sich mit Drogen.
«Ich bin ein Nachtmensch und lebe sehr intensiv. Martha will ins Leben beissen, sich spüren, der Realität und dem Schmerz entfliehen, den sie erlitten hat. Dieses Gefühl kann ich gut nachvollziehen»
Welche Herausforderungen musstest Du während dem Dreh bewältigen? Wie hast Du diese gemeistert?
Eine Drogensüchtige zu spielen, bedeutet von einem Extremzustand in den nächsten zu wechseln. Vom Rausch bis zum Entzug… Das ist ein schmaler Grad spielerisch.
Für die Tanzszenen konnten wir mit einer professionellen Tänzerin arbeiten, das hat grossen Spass gemacht.
Du hast 2021 in DAS MÄDCHEN UND DIE SPINNE gespielt, nun bist Du gleich in zwei Filmen zu sehen: Als Martha in DIE MITTAGSFRAU und im Film SÜDSEE spielst Du die Hauptrolle. Was hast Du noch für Ziele und Träume? Welche Rolle möchtest Du unbedingt noch spielen?
Ein Biopic, gerne historisch. Vielleicht eine Serie und eine Figur, die einen über einen längeren Zeitraum begleitet, die man vielschichtig zeigen kann und die mit einem wächst. Ich liebe es, im Ausland zu drehen, wie letztes Jahr in Tel Aviv – jetzt undenkbar. Weil man einen Ort anders kennenlernt, wenn man da arbeitet, mit den Menschen ganz anders in Berührung kommt.
Wenn Du eine Woche lang jemand anders sein könntest, wer würdest Du sein und warum?
Zum Beispiel die Fotografin Annie Leibovitz, um so vielen grandiosen Persönlichkeiten zu begegnen und sie portraitieren zu können – oder ein vierjähriges Kind, um die Welt noch einmal mit staunenden Augen zu entdecken.
Welches ist Dein Lieblings-Schweizerfilm? Warum?
Es gibt aktuell viele spannende junge Regisseur:innen wie zum Beispiel Cyril Schäublin, der eine ganz eigene Bildsprache findet, jenseits von konventionellen Dramaturgien, mit feinem Humor. Oder Carmen Jaquier mit FOUDRE (Anm. d. Red., Kopf des Montats Oktober), der für die Schweiz ins Oscarrennen geht, poetisch, voller Kraft, Sehnsucht und Begehren. Dieser Film hat mich sehr berührt.
Kinostart 16.11.23: DIE MITTAGSFRAU von Barbara Albert
Aus der Erfolgsschmiede von Star-Filmemacherin Anne Walser und C-Films, die Kino-Hits wie PLATZSPITZBABY, ZWINGLI und DER VERDINGBUB produzierten. Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellerromans, der in 37 Sprachen übersetzt wurde, hat das Zeug zum nächsten grossen Kino-Hit. Der Film erzählt die berührende Geschichte einer jungen Frau Anfang des 20. Jahrhunderts, die unter widrigsten Umständen Mutter wird. Schicksalsschläge und die Vertuschung ihrer jüdischen Abstammung während der Nazizeit berauben sie nach und nach ihrer Identität. Doch mit der Angst wächst auch der Mut zu einer ungeheuerlichen Entscheidung und die Hoffnung auf einen Neuanfang. Eine Hommage an die Kraft der Liebe und die gelebte Sinnlichkeit (Quelle: Ascot Elite).
Hier zur Kritik von Peter Osteried und hier zum Interview mit Regisseurin Barbara Albert auf Cineman
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