Der Knochenjäger USA 1999 – 118min.
Filmkritik
Der Tetraplegiker und sein Serienmörder
Ein Taxifahrer treibt sein Unwesen in den Strassen von Manhattan. Die hinteren Türen seines Cabs lassen sich von innen nicht öffnen. Er quält seine Beute auf scheussliche Weise zu Tode und hinterlässt den Ermittlern kleine Nachrichten, bloss um sie auf den Schauplatz des nächsten Verbrechens zu führen. Denzel Washington jagt den Knochensammler.
Forensik-Papst Lincoln Rhyme (Denzel Washington) ist Tetraplegiker. Er fürchtet eine Verschlechterung seines Zustands und will ein sicheres und humanes Selbstmordszenario. Sein Arzt und Freund (John Benjamin Hickey) willigt ein, Sterbehilfe zu leisten, und Rhyme freut sich schon auf den nahen Tod, als seine ehemaligen Kollegen von der Polizei bei ihm vorsprechen und um seine Mithilfe bei der Jagd auf den Knochensammler bitten.
Officer Amelia Donaghy (Angelina Jolie) kommt an ihrem letzten Arbeitstag auf der Streife als erste Beamtin zu dem lebendig begrabenen Leichnam des ersten Opfers, der seine Hand wie zum Gruss aus dem Schotter reckt, an seinem Finger den Ring seiner Frau, die immer noch in der Gewalt des Mörders ist. Donaghy findet auf dem Bahn-Trassee neben dem Grab ein paar Objekte, die sie sofort als Beweisstücke klassifiziert. Ein Zug muss aufgehalten werden.
Natürlich kriegt sie dafür erst mal einen Rüffel vom Vorgesetzten Captain Cheeney (Michael Rooker). Lincoln Rhyme dagegen ist angetan von Donaghys mutigem Handeln und nimmt sie gegen den Widerstand seiner Kollegen sogleich ins Team auf. An vorderster Front setzt er sie nun als seinen Ersatzkörper ein, um die Tatorte zu inspizieren. Donaghy ist nonstop mit ihrem Mentor über Funk verbunden, und die Tatorte sind, abgesehen vom Dekor, nicht eben schön. Im Laufe der Jagd auf das Monster entwickelt sich durch das gemeinsame Erleben dieser Extremsituationen zwischen den beiden eine Nähe, die am Ende in eine Love-Story mündet.
Denzel Washington hat seinen Part mit "echten" Tetraplegikern trainiert. Man spürt, dass ihm das Liegen nicht fremd ist, und er gibt seine Dialogstärke hier erneut zum Besten. Aber bei aller Achtung vor Washingtons schauspielerischen Leistungen wie etwa die in Malcolm X oder in Cry Freedom - für einen Selbstmörder sieht dieser gebrochene Mensch ein wenig zu fit aus, und für einen Rationalisten handelt er zu wankelmütig. An ihrer Unwahrscheinlichkeit krankt auch die Seitengeschichte zwischen Denzel und der äusserst reizenden Polizistin - packend verkörpert von Angelina Jolie - die sich trotz ihres wilden Erdbeermundes betont asexuell gibt. In drei Tagen nur soll sie sich aus ihrer sexuellen Verpuppung entsponnen haben, wenn sie sich auf einen Mann einlässt, der zwar schon im Bett liegt, aber regungslos?
Gelungen an "The Bone Collector" sind manche Nebendialoge mit bissigen Witzeleien von Luis Guzmans (Out Of Sight) Lästerzunge. Und natürlich ist für sich genommen schon lustig, Ed O'Neill alias Al Bundy einmal ausserhalb seiner �schrecklich netten Familie" zu sehen: er spielt einen Detektiven. Gelungen ist auch die fabelhaft gruselige Sightseeing-Tour durch die Untergeschosse Manhattans, die uns Oscar-Laureatus (Dances with Wolves) Dean Semlers bestechend schöne Innenaufnahmen bieten. Sie rücken die übel zugerichteten Leichen meist aus dem Fokus, wohl um den Gräuel auf ein zumutbares Mass zu beschränken. So wie die Kamera physisch vom Opfer weicht, so sieht auch der Plot von der Person, deren Elend zur Schau gestellt wird, beinah gänzlich ab. Veranschaulicht wird nur die Beziehung des Mörders zur geschichtslosen Sammelware Mensch, die er allein auf Grund von Äusserlichkeiten aus der Masse wählt, um sie nach seinem Gusto für die Damen und Herren Polizisten "zuzubereiten".
Das eigentliche Verhängnis des Drehbuchs ist vielleicht, dass es den perfiden Charakter des Mörders in Jeffrey Deavers Roman unnötig demontiert. Sein Motiv wirkt so konstruiert wie die Mordszenen, die er hinterlässt, und seine schliessliche Enttarnung so brüsk wie das unzeitige Aufsteigen eines Deus ex Machina in einer Tragödie.
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Kommentare
ich habe jolie zuerst in diese film gesehen - - ja die lippen sind uns alle beigeblieben - gute chemie zwischen jolie und denzel washington, der hier wieder seine starke zeigt... beangstigende idee mit die taxifahrten, spannend, mit gutes ende
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 18 Jahren
Sicher nicht ein schlechter Film. Jedoch auch nicht ein Herausragender. Schaut ihn euch an wenn wirklich nichts besseres läuft im Fernsehen!
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