Filmkritik
Trügerisches Paradies
Der Koreaner Kim Ki-Duk gehört zu den faszinierendsten Filmemachern Ostasiens. Durch die zahlreichen Festival-Auszeichnungen hat Kim mit "The Isle" verdientermassen breite Anerkennung gewonnen und wird als neues, vielversprechendes Talent gehandelt. Seine ungewohnte Bildsprache bleibt auf das Wesentliche fokussiert, jede Geste wirkt bei allem Naturalismus genau gewählt.
Versteckt in den Wäldern Südkoreas liegt ein See von atemberaubender Schönheit. Nur wenige Farbtupfer durchdringen den märchenhaften Dunstschleier über dem Wasser. Es sind die bunt bemalten Flöße der hier angelnden Urlauber. Das Paradies ist offensichtlich auf die Erde zurückgekehrt. Doch der Schein trügt. Die Bilderbuchlandschaft ist vor allem ein Anziehungspunkt für das Licht scheuende Gestalten: Liebespaare, Abenteurer, Prostituierte, Mörder. Die schweigsame Hee-Jin versorgt sie mit Werkzeug und bleibt für Geld auch mal über Nacht. Der junge Hyun-Shik ist nicht gekommen, um zu angeln. Er mietet ein Floß und versucht sich umzubringen. Zweimal rettet Hee-Jin ihm in letzter Sekunde das Leben. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Verhältnis voller gewaltsamer Leidenschaft und besitzergreifender Besessenheit. Hee-Jin beseitigt ohne Hemmungen alles, was ihre Beziehung zu Hyun-Shik gefährden könnte. Als Hyun-Shik vor der Intensität der selbstzerstörerischen Verbindung fliehen möchte, ist es schon zu spät. Wie Fische zappeln sie am Haken des jeweils anderen...
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