The Upside of Anger Deutschland, Grossbritannien, USA 2005 – 118min.

Filmkritik

Ein Drink hilft immer

Filmkritik: Eduard Ulrich

Kevin Costner wollte eigentlich nie schauspielern. Das sieht man an den Filmen, die er in Eigenregie produzierte und in denen er sich seine Hauptrolle auf den Leib schrieb. Sich durchsetzen und anderen helfen, war dann sein Auftrag. Als abgehalfterter Baseball-Star ist er nun wirklich atypisch besetzt - sein Helfersyndrom setzt sich trotzdem durch.

Wir haben uns schon lange daran gewöhnt, dass sich US-AmerikanerInnen im Film meist so verhalten, wie wir es persönlich nie täten. Ebenso lehrte uns der US-amerikanische Film, dass seine Geschichten auf unwahrscheinlichen Konstruktionen beruhen, aber so wirken, als ob das völlig natürlich wäre.

Unter diesen beiden Annahmen ist die Geschichte völlig logisch, die uns Mike Binder (Drehbuch, Regie, Nebenrolle) erzählt: Ein Mann geht am Morgen zur Arbeit und kommt am Abend nicht zu seiner ansehnlichen Frau Terry (Joan Allen) und seinen vier fast oder ganz erwachsenen Töchtern zurück. Messerscharf kombiniert Terry, dass die mehr als 20 Jahre Familienleben nur eine Farce waren und ihr Mann plötzlich beschlossen hat, mit seiner schwedischen (!) Sekretärin durchzubrennen.

Terry ist praktisch veranlagt und lässt gleich alle Kreditkarten sperren. Um reinen Tisch zu machen, erklärt sie ihren Töchtern, was für ein fieser Typ ihr Vater sei und dass sie ihn nun hassen müssten. Konsequent forscht sie auch nicht nach, wohin ihr Mann und seine Sekretärin verschwunden sind. So ist sie, die US-Amerikanerin: Pragmatisch, geistesgegenwärtig, zukunftsorientiert - und Alkolhol ist ihr bester Freund in solcher Not. Doch Rettung naht in Gestalt des verwahrlosten Nachbarn (Kevin Costner), der mal als Baseball-Profi eine grosse Nummer war, jetzt aber nur noch Bälle signiert und eine lahme Radiosendung moderiert.

Damit ist schon alles verraten, denn der Rest der Geschichte ergibt sich zwingend mittels Kombinieren gemäss US-amerikanischer Filmlogik. Wer denkt, dass der Film wenigstens von den SchauspielerInnen lebt, hat einerseits recht, denn Costner und Allen werden wohl viele ins Kino locken. Andererseits täuscht man sich, denn hier wurde die Gage wohl nicht nach der schauspielerischen Leistung, sondern bei ihm nach Kilo Lebendgewicht berechnet und bei ihr nach Anzahl Drinks. Die anderen Rollen sind regulär nach den Kriterien industrieller Charaktergestaltung mit gewissen Merkmalen ausgestattet, die ein bestimmtes Konfliktpotential bieten und harmonisch mit den konstruktivistischen Elementen der Handlung korrespondieren. Das hat den Vorteil, dass statt schauspielerischen Könnens ein simples Reproduzieren von Verhaltensmustern gefragt ist - was alle Beteiligten sehr gut können. Die Regie verschont uns auch mit visuellen Einfällen, die in Erinnerung bleiben könnten - und das ist gut so, denn es erlaubt uns, so zu tun, als hätten wir nichts gehört oder gesehen.

10.11.2020

2

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Kommentare

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tonyrominger

vor 18 Jahren

Kevin Costner ist mein Lieblingsschauspieler


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