Geliebte Jane Irland, Grossbritannien, USA 2007 – 120min.
Filmkritik
Wachgeküsst
Dass man von Luft und Liebe allein nicht leben kann, ist eine alte Weisheit. Genau dies wird in "Becoming Jane" zum Thema. Die junge Jane Austen musste früh erfahren, dass eine Frau im England des 18. Jahrhunderts nicht nur ihrem Herzen folgen konnte.
"Zuneigung ist wünschenswert, aber Geld absolut unverzichtbar." Dies lernt Jane Austen (Anne Hathaway) schon in jungen Jahren. Ihre Mutter, die einst selber eine Liebesheirat eingegangen war, gibt ihr diesen Rat mit auf den Weg. Jane, gerade 20, lebt mit ihrer Familie im ländlichen England. Sie schreibt viel und ist eine anständige Tochter, eine liebe Schwester. Ihre Texte sind gut, doch sie sind ein wenig naiv, lieblich, aber ohne den nötigen Biss. Doch dies sollte sich ändern, als die Familie Austen Besuch bekommt. Sohn Henry kommt aus London und er bringt einen Freund mit, der mitten im Jurastudium steckt: den Iren Tom Lefroy (James McAvoy).
Der Städter kann mit den Landpomeranzen gar nichts anfangen. Doch schon bald weckt Jane Toms Interesse. Zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebe, die anfänglich keine Grenzen zu kennen scheint. Doch die Grenzen zeigen sich bald: Tom ist arm und hängt finanziell vollständig von seinem Onkel ab. Jane, gebunden an die Pflichten und Aufgaben einer jungen Frau aus ärmeren Verhältnissen, täte besser daran, den zukünftigen Erben der vermögenden Lady Gresham zum Manne zu nehmen. Aber an Vernunft ist erstmal nicht zu denken - so lange, bis ihr klar wird, was alles auf dem Spiel steht.
"Becoming Jane" ist wunderbar romantisches Gefühlskino, das auf unnötigen Kitsch verzichtet. Die Liebesgeschichte zwischen Jane und Tom, im Mittelpunkt des Geschehens, wird nur fein angedeutet, Liebesszenen sind spärlich gesät (zu sehen sind gerade mal zwei Küsse der Verliebten), und die Romantik spielt sich vor allem in den Konversationen und im Setting des Films ab: in den Wäldern, in denen Jane gerne spazieren geht, in den wunderschönen Anliegen oder klassischen Tanzbällen. Toms Entwicklung vom unreifen Frauenhelden zum Verliebten, der um jeden Preis an Janes Seite sein will, ist glaubwürdig und wird von dem charmanten und charismatischen Iren überzeugend gespielt. Und Anne Hathaway geht in der Rolle der jungen Schriftstellerin vollends auf, an ihre Rolle als Mode-Tussi aus «The Devil Wears Prada» erinnert da zum Glück gar nichts mehr.
Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts dachte man, Jane Austen und Tom Lefroy hätten bloss einen kurzen Flirt miteinander gehabt und ein Einfluss dieses Flirts auf Janes Literatur sei unwahrscheinlich. Doch Jon Spence war der Erste, der in seiner Biografie "Becoming Jane Austen" festhielt, dass diese Beziehung Janes Leben und vor allem ihr Schreiben stärker geprägt hätte, als bisher angenommen. Der Charakter des Mr. Darcy aus "Pride and Prejudice" ist unbestritten demjenigen des attraktiven aber unvernünftigen Tom Lefroy nachgezeichnet, und auch die typische Austen-Thematik der jungen Frau, die nach schwierigen emotionalen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen schliesslich den Mann heiratet, den sie liebt, lässt auf ihre eigene unglückliche Erfahrung mit der Liebe schliessen.
Ob diese Beziehung zwischen Jane und Tom tatsächlich so stattgefunden hat wie im Film inszeniert oder nicht, dies ist ein Geheimnis, das Jane Austen wohl 1817 in ihr Grab genommen hat. Aber dass sie so hätte geschehen können, wie in "Becoming Jane", möchte man gerne glauben.
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Kommentare
Sehr schöner Film - teils witzig, teils tragisch geht er einem wirklich zu Herzen. Toller James McAvoy
Ich habe den Film sehr genossen und kann ihn sehr empfehlen. Die Bilder sind brilliant und der Film bringt einem auch die damalige Zeit und die Lebensumstände näher. Auch wenn ich kein Jane Austen-Leser bin, habe ich die Augen nicht von der Leindwand abgewendet.
Sie hat ihren Weg gemacht das beeindruckt mich.… Mehr anzeigen
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