Interview Kanada, Niederlande, USA 2007 – 84min.

Filmkritik

Wenn zwei sich streiten...

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Wenn Schauspieler Regie führen, dann kommt dabei nicht selten - und von Mel Gibsons blutigen Schlachtplatten mal abgesehen - einigermaßen dialoglastiges Kino heraus. Warum auch nicht, schließlich weiß niemand besser als sie, dass ein guter Film nicht zwingend bombastische Effekte und andere Mätzchen braucht, wenn man guten Darstellern ebensolche Sätze zu sprechen gibt.

Steve Buscemi, der nicht erst seit «Fargo» und «The Big Lebowski» eines der prägendsten Gesichter des amerikanischen Independentkinos ist und bereits einige Filme und TV-Serien-Episoden inszenierte, bestätigt nun diese Regel mit «Interview» aufs vorbildlichste. Sein Remake eines Films des ermordeten niederländischen Regisseurs Theo van Gogh entpuppt sich sogar als Kammerspiel, das von nicht viel mehr lebt als seinen beiden Protagonisten - und dem Titel gebenden Gespräch.

Pierre Peders, den Steve Buscemi selbstverständlich und wunderbar verschlagen-schmierig selbst spielt, ist ein leicht verkrachter Journalist, der sich eigentlich als anspruchsvoller Politberichterstatter versteht, aber von seinem Chef dann doch nur dazu abbestellt wird, das Serien-Starlet Katya (Sienna Miller) zu interviewen. Sie ist zu spät und oberflächlich, er unvorbereitet und schlecht gelaunt, weswegen es kaum verwunderlich ist, dass das Gespräch der beiden ein schnelles, unfreundliches Ende findet. Doch eher zufällig landen die beiden schließlich doch noch in Katyas Loft, wo sich zwischen ihnen ein verbales und alkoholschwangeres Katz- und Mausspiel entwickelt, das Kleinkrieg und Flirt gleichermaßen ist.

Wer hier wen benutzt und welche Rolle spielt, ist nie ganz klar beziehungsweise ändert sich minütlich. Es ist dabei schon bemerkenswert, welch soghafte Wirkung Buscemi (ausgehend vom holländischen Originaldrehbuch) aus dieser vermeintlich schlichten Konstruktion entwickelt. Seine konzentrierte Inszenierung und die gewitzten Dialoge bewegen sich raffiniert im Spannungsfeld von Voyeurismus und Exhibitionismus, Erniedrigung und Intimität sowie Schein und Sein.

Das erweist sich natürlich als Geschenk für die Schauspieler, und so ist das eigentlich Faszinierende an «Interview» auch Klatschblatt-Liebling Sienna Miller, die ihrem Regisseur und Kollegen erstaunlicherweise fast ebenbürtig ist!

21.05.2024

4

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Kommentare

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masulami

vor 16 Jahren

Der Film ist super und obwohl er fast nur au Gesprächen besteht wird einem nie langweilig.... Steve und Sienna sind einfach genial wie sie miteinander spielen. Man weiss nie genau, wer nun die Nase vorne hat....


chriwo

vor 16 Jahren

ein wirklich brillianter film von steve buscemi, ein independent-streifen mit einer sienna miller, die mal nicht durch ihre pseudo-allüren im privatleben auftrumpft - nein, sie IST diese doofe junge naive schauspielerin in diesem film. und das ist ihr pluspunkt. geniale story, gutes drehbuch um einen so einfachen plot... gut gemacht, mister buscemi.Mehr anzeigen


jugulator

vor 16 Jahren

Tolles Zweiserstück mit genialen Schauspielern. Diese Sienna Miller ist mir bisher eigentlich noch nie gross aufgefallen, aber in diesem Film kann Sie glänzen, Steve Bescumi ist sowieso toll.


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