Eine Familie Dänemark 2010 – 102min.

Filmkritik

Dänische Dynastie am Abgrund

Filmkritik: Eduard Ulrich

Ein Patriarch verliert seine ursprüngliche Macht und muss gerade darum um sein Lebenswerk kämpfen - allerdings mit neuen Mitteln wie Liebesentzung und Schuldgefühlen. Weder enttäuscht dieses aufwendig inszenierte Werk noch begeistert es.

Wenn die Gesundheit ruiniert ist, nützt alles Geld der Welt nichts mehr. Dies muss der Patron einer Bäckerei in Kopenhagen erfahren, als bei ihm Krebs diagnostiziert wird. Bisher war er gewohnt zu befehlen, plötzlich gibt es etwas, das stärker ist als er. Das Personal der Klinik oder die private Krankenschwester erscheinen als Helfershelfer dieser unkontrollierbaren Macht und werden so unverhofft zur Zielscheibe von Aggressionen - aber nicht nur sie.

Dieses Drama eines Macht- und Todeskampfes schrieb sich die dänische Filmemacherin Pernille Fischer Christensen anscheinend von der Seele, um es nach klassischer Autorenfilmtradition selbst in Bilder zu setzen. Die sind dagegen von einer modernen Perfektion und strahlendem Glanz, wirken wie mit einem großen Studio produziert und schaffen einen harten Kontrast zum tragischen Thema. An der Ausstattung wurde jedenfalls nicht gespart. Wenn im Vorspann die Familien- und Firmengeschichte revue-artig vorbeizieht, werden scheinbar authentische Schwarzweißbilder und -filme gezeigt, und einschließlich des Betriebes, der zum königlichen Hoflieferanten aufstieg, sieht alles echt aus. Da hat die von Lars von Trier mitbegründete Zentropa, die Christensens Film produzierte, ganze Arbeit geleistet.

Gespart wurde vielleicht dadurch, dass diverse Familienmitglieder mitgearbeitet haben, die Qualität bis zur Besetzung hat darunter nicht gelitten. Die Inszenierung wie auch die Geschichte sind solide. Der Patron hat noch einmal - unstandesgemäß - geheiratet, die Kinder aus erster und zweiter Ehe sind Konkurrenten, der Patron wird von der Sorge um sein Lebenswerk und die Dynastie geplagt: Wer wird den Betrieb weiterführen? Seine Favoritin ist mit einem Künstler liiert, führt selbst eine Galerie und möchte in New York den Karrieresprung schaffen, nachdem ihr eine tolle Stelle angeboten wurde. Weitere Aspekte verkomplizieren die Situation, stoßen die Hauptbeteiligten in ihr jeweils eigenes Dilemma, zwingen sie abzuwägen und Entscheidungen zu fällen, die wahrscheinlich irreversibel sind. Was hier aus dem dänischen Filmofen gezogen wird, ist hochwertige Kost, die aber Originalität und dänische Eigenheiten vermissen lässt.

14.03.2011

3

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Kommentare

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davidkoch

vor 13 Jahren

Diese Dänen! Bewegendes Kino aus dem Norden.


slegde

vor 13 Jahren

Fantastisches Kino aus Dänemark!!


selinaburri

vor 13 Jahren

wunderbar. einmal mehr ein toller, dichter, ehrlicher nordischer film!!!


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