Fair Game Vereinigte Arabische Emirate, USA 2010 – 104min.
Filmkritik
Das Bauernopfer des Weißen Hauses
Anders als Oliver Stone, der in "W." ein großes Bild zu entwerfen versuchte, nähert sich Doug Liman der längst beendeten Präsidentschaft George W. Bushs filmisch über einen spezifischen Fall. Das ist spannend.
Die Geschichte ist wahr und sorgte 2003 für einiges Aufsehen. Damals wurde Valerie Plame (Naomi Watts), Geheimagentin bei der CIA und unter anderem für den Nahen Osten zuständig, durch Regierungsquellen in der konservativen Presse enttarnt. Geschadet werden sollte dadurch vor allem ihrem Mann Joe Wilson (Sean Penn), der als Ex-Diplomat und liberaler Journalist öffentlich die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak und damit die Rechtfertigung für den Kriegsfeldzug der Bush-Regierung bezweifelte. Zerstört wurde aber vor allem Valeries Karriere und Alltag. Denn über Nacht beginnt für Plame ein unerträglicher Spießrutenlauf, in Medien ebenso wie privat, schließlich hat sie von ihrem Gatten abgesehen jahrelang ihr gesamtes Umfeld angelogen.
Nicht zuletzt, weil das Drehbuch auf Plames Autobiografie basiert, macht Doug Liman - der sich zuletzt mit Filmen wie "Mr. & Mrs. Smith" oder "Jumper" kaum politisch hervorgetan hat - nie einen Hehl daraus, auf wessen Seite er steht. Von plumper Propaganda ist "Fair Game" dennoch weit entfernt und entpuppt sich als sehr genaue und dichte Beobachtung eines ziemlich unfairen Falles. Die komplexen Zusammenhänge in Washington, die Enttäuschung einer aufopfernden Patriotin und die spezielle Stimmung der Nach-9/11-Jahre fängt der Films dabei bemerkenswert authentisch ein, während die Hauptdarsteller optisch perfekt besetzt und ohnehin ganz hervorragend sind. Vor allem Watts, die wegen ihrer Babypause zuletzt eher selten auf der Leinwand zu sehen war, kann wie lange nicht mehr zeigen, was sie kann.
Nur hin und wieder hätte man sich gewünscht, Liman hätte die realen Ereignisse noch ein bisschen stärker verdichtet. Wie bedrohlich Plames Lage nach der Enttarnung tatsächlich wird, bleibt jedenfalls stets ein wenig vage, obwohl man doch spätestens seit "The Bourne Identity" weiß, wie viel der Regisseur von Stimmung und vor allem Spannung versteht. So ist "Fair Game" häufig eher ein Drama als ein Thriller, doch der Freude über den nach wie vor brisanten politischen Kontext tut das kaum Abbruch.
Dein Film-Rating
Kommentare
Die Bedeutung des Titels geht wohl in Richtung ‘ Freiwild‘, denn genau das sind hier die Eheleute Wilson: Joe (Sean Penn) und Valery (Noami Watts). Sie finden heraus, dass die Bush-Regierung gelogen hatte, als sie behauptete Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen (MVW). Der Skandal ist, dass es damals fast alle einflussreichen Leute wussten, aber keiner etwas unternahm. Es wurde unter den Teppich gekehrt, weil es der Regierung nicht passte. Es wird klar – und das entspricht den Tatsachen - Bush wollte den Krieg und die MVW waren lediglich der Vorwand.
Die Spannung steigt, als das Kesseltreiben gegen Joe und Val beginnt: Telefonterror, Morddrohungen, Diffamierungen und Enttarnung von Val als CIA-Agentin. Schlimmer noch, die CIA hat Wissenschaftlern vor Ort versprochen, sie aus dem Irak zu holen, tat es aber nicht. Viele von ihnen kamen daraufhin um.
Das Bewegendste ist der persönliche Aspekt: die Ehe von Joe und Val steht auf dem Spiel. Sie sind nicht einer Meinung, doch sie schlagen zurück. Sie gehen an die Öffentlichkeit: er ins Fernsehen, sie vor einen Untersuchungsausschuss. Als sie sich nach einiger Zeit gegenüber stehen, knistert es und die Emotionen kochen ganz still hoch, ohne Soundtrack. Eindrucksvoll!
Es gibt Live-Aufnahmen von damals Beteiligten wie Dick Cheney und Condoleezza Rice und vom damals weitgehend unbekannten Präsidentenberater Karl Rove und von Bomben auf Bagdad. Sam Shepard hat ein Cameo als Vals Vater. Es ist ein Verdienst des Films zu zeigen, dass es nicht um die Wahrheit ging, sondern nur um die Macht. So ist auch Joes Rede am Ende zu verstehen: Nutzen wir unsere demokratischen Rechte und schauen wir nicht schweigend zu.… Mehr anzeigen
interessant, nach wahre gegebenheit, gut gespielt... amerikakritischer film... kritisiert der grund für den irak krieg
Auch ich hätte mir von Sean Penn etwas mehr Leidenschaft erwartet. Trotzdem ein handfester, spannender Polit-Thriller, den man sich anschauen sollte.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung