Das erstaunliche Leben des Walter Mitty USA 2013 – 115min.
Filmkritik
Die Wachheit des Tagträumers
Schauspieler und Regisseur Ben Stiller zeigt in seiner blitzgescheiten und turbulenten Komödie, wie ein vermeintlicher Trottel aus der existenziellen Not heraus zum initiativen, smarten Helden des Alltags wird. Stiller spielt die schrullige Forrest Gump-Figur gleich selbst. Mit Bravour.
Der Tagträumer Mitty ist zuständig für die Bildnegative im Fotomagazin "Life!" (1936-2000). Als man beschliesst, die Printausgabe einzustellen, wird es für ihn eng. Ein ignoranter Sanierer (Adam Scott) taucht auf und rationalisiert grosse Teile des Personals weg. Doch weil der prestigegeile Managerschnösel sich mit einer letzten gedruckten "Life"-Nummer brüsten will, wird der von ihm als bekloppt und weltfremd abgestempelte Mitty zur wichtigen Figur: Er soll das auf rätselhafte Weise verschwundene Cover-Bild wieder auftreiben, das der Starfotograf Sean O'Connell geschossen hat. Doch der kauzige Reporter ist abgetaucht und verweigert sich der digitalen Kommunikation. Also sind nun Mittys Fantasie und seine detektivisch-kombinatorische Fähigkeiten unentbehrlich.
Zusammen mit seiner Kollegin Cheryl (Kristen Wiig), in die er unsterblich verliebt ist, stösst Mitty auf O'Connells Fährte und entwickelt einen verblüffenden Tatendrang: Er düst von New York nach Grönland, springt von einem Helikopter in die haifischverseuchte See, wird von einem Frachtmatrosen gerettet und nach Island gebracht. Dort überlebt er einen Vulkanausbruch sowie weitere halsbrecherische Abenteuer und mausert sich zum Glückssucher wie einst Forrest Gump.
Der Plot basiert auf einer Kurzgeschichte des Amerikaners James Thurber aus dem Jahre 1939, die schon die Inspirationsquelle für einen Film mit dem US-Komiker Danny Kaye war. Remake-Pläne mit Kinoprominenz wie Steven Spielberg oder Ron Howard scheiterten, doch jetzt hat Ben Stiller den Stoff zur verschrobenen, aber blitzgescheiten Komödie verdichtet. Vorwärtsgetrieben von einem folkrockigen Soundtrack spielt er auch den Titelhelden mit Esprit selbst, zeigt faszinierende Landschaftsimpressionen, präsentiert handlungsmässige Slapstick-Szenen am laufenden Band.
Dass das gut funktioniert, ist auch der famosen Besetzung geschuldet: Shirley MacLaine bezaubert als Mittys lebenskluge Mama, und Sean Penn ist als mysteriöser Fotograf die Idealbesetzung: Mitty stöbert ihn im Himalaya-Gebirge auf, wo er seltene Schneeleoparden ablichtet, mit Sherpas Fussball spielt und nebenbei erklärt, was die Ethik der klassischen Bildreportage bis heute ausmacht. Mainstream ist das zwar nicht, aber ein ironisierendes, emotional berührendes, intellektuell unterhaltendes Kinovergnügen sehr wohl.
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Kommentare
Sehr sehenswert und längst nicht so albern wie anfangs befürchtet... Wenn man Ben Stiller mag, dann wird man den Film lieben... und die Botschaft dahinter ist echt super!
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