Conducta Kuba 2014 – 108min.
Filmkritik
Provokation des Kubanischen Systems
Kuba befindet sich im Wandel von einer streng kommunistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung in ein weniger reguliertes System. Dies schafft offenbar auch Spielraum für Filmemacher, denn die unverholen provokante Geschichte eines Primarschülers und seiner im Pensionsalter stehenden Klassenlehrerin hätte vor wenigen Jahren wohl nicht entstehen können. Ernesto Daranas, der neben der Regie auch das Drehbuch verfasste, hat nicht nur in Kuba für Wirbel gesorgt, er konnte auch schon an einigen Festivals Auszeichnungen für sein engagiert-kritisches Werk entgegennehmen.
Ein Heiligenbild in einer Schule? Das ist im streng kommunistischen Kuba eine "Blasphemie", die der verantwortlichen Lehrerin, die Stelle kostet. Diese Provokation ist allerdings nicht die einzige, aber doch eine so pointierte, dass wir verstehen, warum dieser Film in Kuba zu reden gab. Er ist auf mehreren Ebenen eine Abrechnung mit dem rigiden zentralistischen Steuerungssystem Castros und er benutzt das Schulsystem im allgemeinen und eine im Pensionsalter stehende, couragierte Lehrerin im besonderen, um den Finger auf die wunden Stellen der ebenfalls schwer in die Jahre gekommenen Revolution zu legen.
Diese Lehrerin Carmela ist wohl schon so lang im Amt wie der Máximo Líder, der offiziell eigentlich nicht mehr im Amt ist, und sie bringt etwas wesentliches mit, was den Jüngeren im Kollegium so schmerzlich fehlt: Sie konnte Erfahrungen vor der Revolution sammeln, als - so die These des Regisseurs und Drehbuchautors - die Gedanken noch frei waren. Die Situation spitzt sich zu, als einer ihrer Schüler dermaßen auffällig wird, dass die staatlichen Organe beschließen, ihn in ein Internat einzuweisen. Wie eine Löwin verteidigt Carmela ihre Entscheidungskompetenz über ihren Schüler.
Und genau hier kann man das an einigen Festivals bereits erfolgreiche Werk kritisch hinterfragen. Dieser Schüler Chala nämlich ist eine Lichtgestalt, die trotz widriger Lebensumstände emotional stabil durch sämtliche Prüfungen flutscht. Und dabei noch Zeit, Energie und emotionale Kapazität für eine Liebesgeschichte übrig hat. Das ist zu schön, um wahr zu sein, und da macht Ernesto Daranas es sich und uns zu leicht. Immerhin führt er seine vielen jungen DarstellerInnen sehr schön. Und was mit der Figur des Chalas an Glaubwürdigkeit verspielt wird, kommt mit Zinsen zurück, weil die Geschichte insgesamt und speziell die Auseinandersetzungen zwischen den Halbstarken realistisch bleiben.
Dein Film-Rating
Kommentare
drei kritikersterne sind wieder mal absolut unterirdisch! dieser film ist etwas vom schönsten, dass in den letzten jahren ins kino kam, ein absolutes kinojuwel!
"Conducta" zeichnet mit dem Heldenpaar Chala und Carmela eine der innigsten und schönsten Freundschaften, die ich seit langem im Kino gesehen habe.
Im Mittelpunkt steht Chala, der vorwitzige und coole Schüler, der für sein Alter eigentlich viel zu viel leisten muss. Ihm zur Seite die resolute Lehrerin, die all das sieht und sich -kurz vor der Pensionierung- für den Buben und gegen absurde bürokratische Entscheide wehrt.
Unvergesslich die Szene, wo die strenge, gleichzeitig auch liebevolle Carmela sarkastisch bemerkt, sie sitze schon länger in ihrem Schulzimmer als die alten Männer der Staatsführung in ihren Sesseln.
Liebevoll, detailreich und dicht erzählt der Film ein lebenspralles Panorama kubanischer Alltagsrealität. Da ich selber einige Jahre beruflich mit Lehrpersonen auf der Insel arbeitete, überrascht mit der enorme und verdiente Erfolg des Filmes in Kuba nicht.
Unbedingt sehen und sich selber ein Bild machen!… Mehr anzeigen
Fantástica película en donde la realidad se Cuba se refleja de una manera tierna y dura, igual de como se desarrolla la vida en esta ciudad
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