Black Mass USA 2015 – 122min.

Filmkritik

Fades Gangsterleben

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Nach mehreren Flops läuft Johnny Depp als irischer Gangster James "Whitey" Bulger wieder zur seiner Höchstform auf. Aber, der viel zu ambitiöse Film von Scott Cooper liefert im Genre des Gangster-Dramas nichts Neues.

In den frühen 70er Jahren im Südteil von Boston waren die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischt. Der FBI-Agent John Connolly (Joel Edgerton) will Karriere machen, indem er seinen Jugendfreund und Anführer der irischen Winter Hill Gang, James "Whitey" Bulger (Johnny Depp), zu einer unheiligen Allianz verführt. Zusammen wollen sie die italienische Mafia in Boston hinter Gitter bringen. Connolly verdient sich damit seine Beförderung und erlaubt Whitey, zu einem der einflussreichsten Gangster in der Geschichte von Boston zu werden.

Auch ein Filmstar wie Johnny Depp hat nach fragwürdigen Auftritten in Filmen wie Mortdecai, Transcendence oder The Lone Ranger einen Hit bitter nötig. Nehmen wir’s vorweg: Seine Darstellung des Gangsters James "Whitey" Bulger ist gut und wird ihm wohl im Dezember eine Oscar-Nomination als bester Schauspieler einbringen. Obwohl auch die blauen Kontaktlinsen und das spärliche Haar uns nie ganz vergessen lassen, dass wir Depp am Werk sehen, gelingt es ihm, die Essenz dieses psychopathischen Gangsters einzufangen. Eine Szene, in der Bulger Connolys Ehefrau Marianne (Julianne Nicholson) bedroht, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.

An Depps Seite Wetteifern zahlreiche Hollywood-Stars um eine Chance auf eine Oscar-Nomination als beste Nebendarsteller, zum Leidwesen der Zuschauer. Benedict Cumberbatch spielt Bulgers jüngeren Bruder William, einen Senator, der vor den krummen Geschäften seines Bruders die Augen verschliesst. Mal abgesehen davon, dass sich Depp und Cumberbatch nicht im Geringsten ähnlich sehen, schafft es der Brite nicht, einen glaubwürdigen Boston-Akzent hinzukriegen. Kevin Bacons Vorstellung als FBI-Vorsteher ist facettenlos und Peter Sarsgaards Auftritt als Kleinkrimineller ist derart übertrieben, dass er schon fast komisch wirkt.

Black Mass ist ein Film, den wir in ähnlicher Form schon oft gesehen haben. Von Martin Scorseses The Departed bis zu Ben Afflecks The Town existiert die Verherrlichung des organisierten Verbrechens in Boston und die Diskrepanz zwischen Gewalt und liebevollen Familienszenen auf der Leinwand zu Genüge. Black Mass basiert zwar auf einer wahren Geschichte, hat dem Genre aber nichts Neues hinzuzufügen. Regisseur Scott Cooper (Crazy Heart) präsentiert Bulgers Story in wunderschönen Bildern. Der Gangster hilft alten Damen beim Einkaufen und spielt mit seiner Mutter Karten, nachdem er einen untreuen Mitarbeiter mit einem Kopfschuss niederstreckt. Szenen, die, obwohl mit viel sentimentaler Filmmusik unterlegt, im Publikum keine wirkliche Sympathie für den Gangster aufkommen lassen. Die Zuschauer verlassen den Kinosaal von der Gewalt betäubt und der Geschichte unberührt.

14.04.2024

3

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Kommentare

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Patrick

vor 5 Jahren

Die Darsteller fugieren einfach Grandios.Die Ausstattung und Kostümen sind ebenso Grandios deshalb fühlt man sich in dessen Zeit in dem der Film spielt zurück versetzt.Dafür gibts von mir 4.1/2 Sterne von 5.

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


joel.grolimund

vor 8 Jahren

Toller Film. Johnny Depp zeigt einmal mehr, dass er ohne Problem in verschiedene Rollen schlüpfen kann. Die Story nach einer wahren Geschichte ist zudem auch gut umgesetzt,


gave04

vor 8 Jahren

gute Rolle für Johnny


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