Julieta Spanien 2016 – 99min.
Filmkritik
Farbenfrohe Frauen
Drei Jahre nach der albern-schrillen und von Fans wie Kritikern wenig geschätzten Komödie Los amantes pasajeros (alias Fliegende Liebende) durfte man gespannt sein, welchen Weg Pedro Almodóvar als nächstes einschlagen würde. Nun kann Entwarnung gegeben werden: der Spanier besinnt sich für seinen neuen Film Julieta ganz auf alte Stärken.
Genau wie schon bei Los abrazos rotas dienten ihm auch in diesem Fall Kurzgeschichten der kanadischen Nobelpreisgewinnerin Alice Munro als Vorlage. Für Julieta verdichtet er drei aus dem Band "Runaway" zur Geschichte seiner Titel gebenden Protagonistin. Als junge Frau (Adriana Uguarte) lässt sie nach einer Zufallsbekanntschaft im Zug ihren Alltag als Aushilfslehrerin in der Stadt hinter sich und zieht zum attraktiven Fischer-Witwer Xoan (Daniel Grao). Jahre später zieht sie nach dessen Tod mit der gemeinsamen Tochter nach Madrid, wo die fast erwachsene Antía eines Tages den Kontakt zu ihrer Mutter abbricht. Julieta (nun gespielt von Emma Suárez) zerbricht beinahe daran, nicht zu wissen, wo ihr Kind ist und was seine Beweggründe sind. Doch ausgerechnet als es ihr schließlich gelingt, Pläne für einen glücklichen Neubeginn zu schmieden, erfährt sie, dass Antía am Leben und Mutter von drei Kindern ist.
Dass Almodóvar bei all dem auf bewährten Pfaden wandelt, lässt sich nicht bestreiten. Julieta ist ein weiteres seiner Frauen-Dramen, und die Themen, die er hier behandelt, gehörten auch in der Vergangenheit schon zu den festen Bestandteilen seiner Filme: Mutterschaft, Schuld, Betrug, Veränderung. Auch die Art und Weise, wie er seine Geschichte erzählt, ist nicht neu: Rückblenden und allgemein das Spiel mit verschiedenen Zeitebenen bekommt dabei eine besondere Bedeutung, ganz zu schweigen natürlich von Elementen klassischer Melodramen oder Thrillern à la Hitchcock (wunderbar: Rossy de Palma als patent-undurchschaubare Haushälterin).
Es liegt dabei selbstverständlich auf der Hand, Julieta vor allem mit den ähnlich gelagerten Filmen in Almodóvars Oeuvre zu vergleichen, wobei man ehrlicherweise feststellen muss, dass die Klasse von Volver oder Todo sobre mi madre dieses Mal nicht ganz erreicht wird. Ein ungemein sehenswerter Film ist Julieta (für den Almodóvar erstmals mit Kameramann Jean-Claude Larrieu zusammenarbeitete) allerdings trotzdem, nicht zuletzt weil niemand sowohl Frauen als auch Farben derart unwiderstehlich, sinnlich und emotional inszeniert wie dieser Ausnahmeregisseur.
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Kommentare
Sehr schöne Bilder. Gute Schauspieler und eine vielschichtige Geschichte mit offenem Ende.
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