Phantom Thread – Der seidene Faden USA 2017 – 130min.
Filmkritik
Über Mode, Musen und Machtspiele
Wenn ein Schauspieler schon mit 60 in Rente geht, sorgt das für Aufmerksamkeit – insbesondere, wenn es sich um den gefeierten Daniel Day-Lewis handelt. Sein letzter Film Der seidene Faden wird darum zu Recht mit Spannung erwartet.
Seine letzte Rolle ist dann passenderweise die des exzentrischen Modedesigners Reynolds Woodcock, der im London der Fünfzigerjahre sowohl Adel als auch High Society mit seinen virtuosen Kreationen zu begeistern weiss. Zusammen mit seiner unerbittlichen Schwester Cyril (Lesley Manville) baut sich Reynolds das Modeimperium «House of Woodcock» auf. Der Liebe hat der begehrte Junggeselle abgeschworen, weshalb er sich höchstens auf eine Beziehung auf halber Augenhöhe mit einer seiner zahlreichen und beliebig austauschbaren Musen einlässt. Alles muss seine Ordnung haben: Der Kontrollfreak verträgt beim Frühstück weder lautes Kauen noch Konversation, Überraschungen können ihm gar den ganzen Tag versauen. In den geordneten (und vor allem zwanghaft kontrollierten) Alltag tritt eines Tages die Kellnerin Alma (Vicky Krieps), die sich mit einer gekonnten Mischung aus Verlegen- und Selbstsicherheit zunächst als Model, dann als Liebhaberin unabdingbar für den perfektionistischen Künstler macht.
Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen fällt es der jungen Frau aber nicht im Traum ein, sich verbiegen zu lassen. Schleichend stellt sie so das Leben des Modedesigners auf den Kopf und bringt Dynamik in sein sonst sehr einseitig dominiertes Beziehungsleben. Zwischen den beiden entwickelt sich ein Abhängigkeitsverhältnis, das zu einer schicksalshaften Wendung führt und in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken lässt. Das Ganze wirkt über weite Teile eher bedrückend, die Kamera ist dann auch oft direkt ganz nah auf die Personen und ihre teils unerkennbaren Gefühlsregungen gerichtet. Alles in allem können die Figuren deshalb auch eher unnahbar wirken und den Zuschauer auf Abstand halten. Mit zurückhaltenden, vergilbten Farben, dem Setting der Fünfzigerjahre und eindrucksvollen, beinahe einschüchternd pompösen Kostümen fühlt man sich so fast als Betrachter eines Kunstwerks: Fasziniert als auch leicht irritiert betrachtet man das ästhetisch wunderschön anmutende Geschehen mit einer gewissen Distanz.
Dass man dem munteren Treiben inmitten von hochwertigen Stoffen, Deadlines für Hochzeitskleidern und dem High-Society-Leben der Fünfziger mit einer Mischung aus Faszination und Verstörung zuschaut, dafür sorgt auch das letzte Drittel des Filmes: Dann nämlich, als die starke Alma dem beinahe tyrannischen Reynolds definitiv auf Augenhöhe begegnet und dem Beziehungsdrama mit einem thrillerartigen Schluss einen interessanten Twist verleiht. Für die ohne Frage gewollte beklemmende Stimmung sind definitiv auch der abtretende Daniel Day-Lewis (der für die Rolle eigenhändig das Schneidern erlernt haben soll) und die Newcomerin Vicky Krieps zuständig, welche die passende Chemie in die verschrobene Beziehung bringen und der dramatischen Liebesgeschichte das gewisse Extra verleihen, oder – in der Sprache der Mode – dafür sorgen, dass alles wie angegossen sitzt.
Dein Film-Rating
Kommentare
Wie immer, ungewöhnliches Kino von Anderson. Kamera, Kostüme und vor allem der Einsatz der Musik sind superb. Nicht das man es erwähnen müsste, natürlich auch die Besetzung. Überraschenderweise hat "Phantom Thread" darüber hinaus einen exzentrisch romantischen Kern.
Aus dieser Geschichte hätte man einen grossartigen Film machen können . Aber leider, für mich schlecht umgesetzt und eindeutig mit falsch besetzten Schauspielern. Schade, daraus ist langatmiger Film geworden der mich nicht berührt hat.
Stoffe und Stoff, etwas Zoff, und ein Abstecher auf die Kleine Scheidegg mit Jungfrauenblick...
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