Kin USA 2018 – 102min.

Filmkritik

Letzten Endes ist die Familie alles

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Produziert wurde Kin von Michael B. Jordan – darum gibt es auch einen Cameo-Auftritt von ihm zu sehen. Seine Star-Power hätte es aber gar nicht gebraucht, ist der Film mit Dennis Quaid, Zoe Kravitz und Jack Reynor doch sehr gut besetzt. Interessant ist der Film vor allem, weil er ein ungewöhnlicher Genre-Mix ist.

Ein Junge findet in einem verlassenen Haus eine Waffe, die offenbar ausserirdischen Ursprungs ist und eine Schlagkraft hat, die mit nichts auf der Erde vergleichbar ist. Er nimmt sie mit nach Hause und versteckt sie fürs erste. Als sein Bruder, der gerade aus dem Gefängnis gekommen ist, ihn zu einem Roadtrip überredet, nimmt er die Waffe mit sich. Aber er hat keine Ahnung, dass etwas Schreckliches passiert ist und dass der Bruder nun auf der Flucht vor einer Bande übler Gangster ist, die nicht nur ihr Geld zurück, sondern sich auch an ihm rächen will.

Die Baker-Brüder haben zuvor einen Kurzfilm inszeniert, der eine Variation dieser Geschichte erzählt. Damit erregten sie genug Aufmerksamkeit, um den Langfilm finanziert zu bekommen. Wie so häufig beim Weg vom Kurz- zum Langfilm ist es auch hier so, dass man bisweilen das Gefühl hat, die Geschichte würde abendfüllend nicht tragen. Gerade im Mittelteil gibt es ein paar echte Hänger. Aber dafür kann der Streifen dadurch punkten, dass er eigentlich eine sehr konventionelle Geschichte mit einem Brüderpaar auf der Flucht vor einem rachsüchtigen Gangster erzählt, diese aber mit der ausserirdischen Waffe aufpeppt. Dazu gibt es immer wieder Szenen mit zwei vermummten Ausserirdischen, die der Waffe hinterherjagen.

Man ahnt schon, dass am Ende alles zusammenläuft, aber die Baker-Brüder haben eine Überraschung parat – so wie die Wirkungsweise der Waffe für jeden im Film überraschend ist. Denn urplötzlich kristallisiert sich heraus, dass es in Kin in mehr als in einer Hinsicht um Familienverhältnisse geht – und dass das alles im Grunde nur die Vorgeschichte für etwas viel Grösseres ist. Was, das definieren die Brüder nicht wirklich. Sie werfen dem Zuschauer ein paar Knochen zu, letzten Endes ist Kin aber das Versprechen, noch einen größeren, aufwendigeren Film nachfolgen zu lassen.

Denn die beiden deuten an, dass hinter allem eine um Welten epischere Geschichte steckt als die, die man gerade gesehen hat. Dabei ist das Spiel mit den Brüdern gut, auch und gerade, weil Jack Reynor als Mann, der immer den leichten Weg wählt, eine tragische Figur ist. Kin ist stimmungsvoll gestaltet, lebt aber nicht nur von den Figuren, sondern auch von Mogwais herausragender Musik, die das Science-Fiction-Element des Plots unterstützt und darum auch ein guter Kontrast zur eher erdigeren Hauptgeschichte ist.

07.09.2018

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 6 Jahren

Die Prämisse von "Kin" ist ziemlich fragwürdig: Ein armer Junge findet eine mächtige Knarre und avanciert durch sie zum grossen Macker. Das wäre ignorierbar, wenn der Film wenigstens ein abgedrehter Spass wäre. Doch leider ist er lachhaft und dröge.

Zuletzt geändert vor 6 Jahren


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