Fingernails Australien, USA 2023 – 113min.

Filmkritik

Einen Fingernagel fürs Liebesglück

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Kann es die absolute Sicherheit in Sachen Liebe geben? In «Fingernails» kostet es nur einen Fingernagel, um herauszufinden, ob die eigene Beziehung wirklich auf tiefen Gefühlen beruht. Ein zwiespältiges Gedankenexperiment, das ebenso romantisch wie realistisch über die Liebe philosophiert.

Die echte Liebe zu finden ist schwer, doch Anna und ihr Freund Ryan haben es Schwarz auf Weiss: 100% Liebe. Errechnet wurde dieser Wert von einer mysteriösen Maschine, die mithilfe eines Fingernagels beider Testpersonen ermittelt, ob die Gefühle füreinander wirklich echt sind. Doch trotz des positiven Ergebnisses sehnt sich Anna nach mehr und beginnt einen Job bei der Liebesagentur, um ihrer Beziehung wieder Schwung zu geben. Dort lernt sie die Grundlagen der Liebe kennen – und beginnt sich entgegen aller Berechnungen für ihren Kollegen Amir zu interessieren.

Die Prämisse von «Fingernails» ist eben so unheimlich wie nachvollziehbar, denn Liebe ist und war schon immer ein Feld grösster Unsicherheit. Es gibt viel zu gewinnen, aber noch mehr zu verlieren. Der Liebestest bietet den Paaren Sicherheit – sind die Gefühle wirklich echt? Meint der andere es ernst?

Doch genauso schnell wie «Fingernails» eine scheinbar sichere Lösung für ein uraltes Problem bietet, wird diese auch schon wieder ins Wanken gebracht. Anna (Jessie Buckley) und ihr Freund Ryan (Jeremy Allen White) haben ein positives Ergebnis, sind auf dem Papier 100% verliebt – und trotzdem ist Anna nicht glücklich. Wie viel kann eine Maschine also wirklich über Gefühle wissen? Und wieso sollten wir ihr vertrauen?

«Fingernails» ist nicht nur ein spannender Kommentar auf die zunehmende Technisierung und Berechenbarkeit der Liebe in der modernen Welt des Online Dating, in der Algorithmen ermitteln, wer zusammen passt und wer nicht. Der Film bietet auch einen liebevollen, fast naiven Blick auf die Liebe und wie man sie erwecken kann. Skurrile Übungen am Liebesinstitut sollen Paaren helfen, ihre Gefühle zu vertiefen und sorgen im Kinosessel für Heiterkeit, aber auch Mitgefühl und Verständnis. Sich Elektroschocks zu verpassen, wenn der Partner zur Arbeit geht, um den Abschiedsschmerz zu verstärken? Seltsam, aber auch ein ehrenwertes Unterfangen – alles für die Liebe.

Insgesamt ist «Fingernails» einerseits romantisch und zeigt andererseits einen realistischen Blick auf die Liebe. Der Film beginnt dort, wo andere Liebesfilme aufhören – nach dem ersten Kuss, genau dort, wo es schwierig wird, wo die Arbeit beginnt. Viele verschiedene Paare, ungleiche und perfekt scheinende, zeigen, wie Liebe aussehen kann und dass der Schein auch manchmal trügt – herrlich normal und erhellend.

02.10.2023

3.5

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