Kinds of Kindness Irland, Grossbritannien, USA 2024 – 165min.

Filmkritik

Bitterböses Triptychon

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Gerade erst gewannen Regisseur Yorgos Lanthimos und Hauptdarstellerin Emma Stone für «Poor Things» den Goldenen Löwen bzw. den Oscar. Nun legen sie bereits ihren neuen Film «Kinds of Kindness» vor.

Verglichen mit anderen Filmen im Mainstream-Kino mögen selbst die jüngsten Filme des Griechen Yorgos Lanthimos einigermassen abseitig und herausfordernd sein. Doch das ist nichts zu seinen existenzialistisch-absurden Anfängen – und zu genau denen kehrt er nun mit «Kinds of Kindness» zurück. So schräg, unkonventionell und psychologisch düster wie hier war der Grieche lange nicht mehr: ein Triptychon verstörender, einfallsreicher und bitterbös-komischer Geschichten darüber, dass der Mensch eben gerade nicht gütig (also «kind»), sondern eigennützig und eigentlich unrettbar verloren ist.

Kein Film aus einem Guss also, sondern eher drei einzelne, zusammengehalten durch kaum mehr als das gleiche Ensemble. Einmal geht es um einen Mann, der im wahrsten Sinne des Wortes die Kontrolle über sein Leben abgegeben hat, dann um einen, der nach der Rückkehr seiner verschwunden geglaubten Frau diese für eine Betrügerin hält. Und schliesslich ist da noch die junge Frau, die sich für zwei Sex-Gurus ganz in den Dienst der Suche nach einem neuen Messias gestellt hat.

Dass «Kinds of Kindness» im Endeffekt zwar voller faszinierender Einfälle und eindrucksvoller Bilder steckt, aber letztlich schwächer ist als Lanthimos‘ bisherige Filme liegt vor allem daran, dass nicht alle drei Kapitel gleich stark sind. Ganz abgesehen davon, dass der Film, wie so viele andere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2024, schlicht zu lang ist. An der visuellen Umsetzung oder den tollen Schauspieler:innen (darunter neben Emma Stone auch der in Cannes prämierte Jesse Plemons oder Willem Dafoe und Hong Chau) liegt es nicht.

28.05.2024

3

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Kommentare

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as1960

vor 2 Monaten

"Kinds of Kindness" ist das neue Werk von Lanthimos. Ich hatte mit "Poor Things" und "The Favourite" Mühe, und finde beide Werke überbewertet. Hier muss ich sagen: Skurill, bizarr, speziell, aber schlussendlich nur kunstvoll verpackter Müll. Die 3 Episoden über Liebe und Abhängigkeit, gewürzt mit etwas Perversion hinterlassen den Kinogänger verstört. Was nicht schlecht ist, aber wenn die Verstörung eigentlich nur auf die Frage hinausläuft "was soll der Quatsch" dann ist es schade für die Zeit.Mehr anzeigen


gimir

vor 2 Monaten

Typisch Lanthimos - skuril aber auch unterhaltsam. Wenn man seine Filme mag, dann darf man diesen Streifen auf keinen Fall verpassen.


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