Nausicaä aus dem Tal der Winde Japan 1984 – 116min.

Filmkritik

Öko-Epos

Filmkritik: Jürg Tschirren

Mit "Kaze No Tani Ni Naushika" - so der Originaltitel - legte Hayao Miyazaki 1984 den Grundstein für sein Animationsstudio Ghibli. Fast eine Million Kinobesucher sahen damals den Film in Japan; eine Rekordzahl. Über 20 Jahre später hat der Öko-Epos nichts von seiner visuellen Kraft verloren.

Tatsächlich ist schon im ersten Film, den Studio Ghibli überhaupt produzierte, vieles angelegt, das Hayao Miyazaki in späteren Werken aufnahm und zu seinen Leitthemen machte: Das Aufbegehren der Natur (wie in "Mononoke Hime"), fantastische Flugapparate ("Laputa: Castle in the Sky" oder "Howl's Moving Castle"), monströse Gestalten ("Spirited Away") und eine jugendliche Heldin, die in "Nausicaä of the Valley of the Wind" eben Nausicaä heisst und aus dem Tal des Windes kommt.

Besagtes Tal ist einer der wenigen Flecken Erde, die nach einem verheerenden Krieg - den "sieben Tagen des Feuers" - nicht Ödland geworden sind, eine grüne Oase in einer von riesigen Insekten und giftigen Pflanzen bevölkerten Endzeitwelt. Nausicaä lebt dort als Prinzessin und ist um den Dialog mit der Natur bemüht - beziehungsweise mit dem, was davon übrig blieb. Die Harmonie wird gestört, als fremde Truppen das Tal des Windes angreifen und zur Bastion eines grausamen Kampfes gegen Flora und Fauna machen. Nur Nausicaä kann die endgültige Vernichtung der Erde verhindern und damit eine uralte Prophezeiung wahr werden lassen.

Wenn oben erwähnt wurde, dass sich in "Nausicaä" viel von Miyazakis späteren Ideen findet, dann gilt das auch für die negativen Seiten: Der naive Öko-Pazifismus, ein kindlicher Glaube ans Gute, Esoterik und Überlänge (116 Minuten) lassen Zuschauer, die lieber Plastik statt Jute haben, zuweilen den Kopf schütteln. Und trotzdem gilt, was der französische Comickünstler Moebius im Presseheft meint: "Nausicaä' hat alles, was es für einen guten Film braucht. Die Handschrift eine Autors, die Menschlichkeit, die dem Werk universellen Charakter verleiht, eine unprätentiöse Schönheit in der Form und eine starke Geschichte, die die Sprachgrenzen sprengt."

Man merkt dem Film sein Alter an: Das Bild ist körnig und die ausgewaschenen Farben erwecken den Eindruck, man könne Nausicaä ständig unter den Minirock schauen, unter dem sie nichts anhat (in Wahrheit soll sie eine farblich leicht vom Hautton abgesetzte Hose tragen, und der vermeintliche Rock ist der untere Teil ihres Mantels). Mit moderner digitalen Animationen kann das nicht mithalten. Aber was "Nausicaä" an technischen Finessen fehlt, macht er mit einem Mehr an Phantasie wett. Ohne Zweifel ein Meilenstein des japanischen Trickfilms, der nach zwei Dekaden nichts von seiner Faszination verloren hat.

25.12.2021

4

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Kommentare

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wirto

vor 18 Jahren

Dieser Film ist wirklich gelungen. Man fühlt sich in einer ganz anderen Welt und ist mitten im Film. Was 1984 geleistet wurde kann sich noch immer sehen lassen. Auch alle anderen Filme vom Studio Ghibli sind wirklich 1A


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