Mission: Impossible USA 1996 – 110min.

Filmkritik

Mission: Impossible

Filmkritik: Samuel Suter

Zur Zeit der erfolgreichen TV-Serie "Mission: Impossible" (1964-1974), die als "Kobra übernehmen Sie" in unzähligen reruns auch über deutsche Fernsehschirme flimmerte, orientierten sich die Freund-Feind-Verhältnisse noch deutlich entlang derKompassnadel des Kalten Krieges. 1996 ist deutlich schwerer auszumachen, woher der eiskalte Wind weht, und selbst Tom Cruise als Spezialagent Ethan Hunt hat grösste Mühe, sich in dem Dschungel aus Intrigen und Verrat zurechtzufinden.

Von Anfangan herrscht helle Aufregung in der Welt der Geheimdienste: Eine Liste mit den Codenamen vonTopagenten soll auf dem schwarzen Markt zum Verkauf angeboten und die Agenten selber damit zumAbschuss freigegeben werden. Die Impossible Mission Force (IMF) wird beauftragt, die Verräter inPrag auf frischer Tat zu ertappen. Doch die Mission scheitert, Tom Cruise's Kollegen kommen um,und die Diskette mit den geheimen Daten verschwindet. Cruise dämmert allmählich, dass er in einfieses Doppelspiel geraten ist. Um darin selber mitspielen zu können und seine Ueberlebenschancenzu erhöhen, will Cruise an die zweite Hälfte der Liste kommen, um sie dem mysteriösenWaffenhändler Max (Vanessa Redgrave) als Tausch gegen den Verräter anzubieten. Die kompletteListe befindet sich aber in einem hochgesicherten isolierten Computer in der hochgesichertenStahlkammer des hochgesicherten CIA-Headquarters - die erste "unmögliche Aufgabe" besteht alsoin einem "Topkapi"-haft inszenierten Einbruch. Nach diesem ruhig-angespannten erstenFilmhöhepunkt kommt es in einer rasanten Verfolgungsjagd durch den Eurotunnel zum spektakulär-"Speed"igen Showdown mit TGV und Helikopter. - Wie die Story bis dahin im Einzelnen verläuft, habe ich längst vergessen und ist wohl auch nicht so entscheidend. Erstens spielen die Gadgets die Hauptrolle, während der MacGuffin "Diskette" seiner Bestimmung gemäss in den Hintergrund tritt, zweitens ziehen die Leute sich ziemlich oft ihre Latexmasken vom Gesicht, und drittens entspricht ein solches Verwirrspiel eben den Undurchsichtigkeiten, mit denen sich die klandestine Geheimdienst-Welt schon von Berufs wegen täglich abstrampelt.

In einer Zeit, in der auch Geheimdienste wie die IMF nicht mehr dieselbeselbstverständliche Daseinsberechtigung zu haben scheinen wie früher,sind es logischerweise die Geheimdienste selber, die bedroht sind, undder Superspion rettet nicht mehr die Welt, sondern sich selber, seineBerufskollegen und seinen Geheimdienst, und er muss dabei feststellen,dass von diesem selber die Bedrohung auszugehen scheint (Dem "Eraser" wird es ab 23. August ähnlich ergehen). Bezeichnend und erhellend ist in diesem Zusammenhang zu wissen, welche Rolle jene Figur spielt, die als einzige namentlich aus der TV-Serie übernommen wurde, aber das darf ich nicht verraten, - ohne zuviel zu verraten.

Toms Idee, die TV-Serie zum Grossspielfilm aufzubereiten, hat sich ausbezahlt, und mit "Mission: Impossible" ist seiner neu gegründeten Cruise/Wagner Productions ein einträglicher Start gelungen. Die amerikanischen Einspielergebnisse der ersten Woche wurden nur noch von "Twister" übertroffen. Wem dieses inzwischen branchenüblich gewordene Verkaufsargument einleuchtet, wer Tom Cruise nicht nur als Geschäftsmann und Scientologen, sondern auch als Schauspieler mag, wer ausserdem Brian De Palmas liebt, Jean "Léon" Reno erträglich findet und Ving Rhames (wie in Striptease) in der Rolle des guten schwarzen Kumpels nicht allzu daneben - der wird sich über "Mission: Impossible" sicher freuen. Die Bewunderer hübscher Französinnen werden sich über Emmanuelle Béart als Co-Spionin Claire freuen, und die Intellektuellen über Vanessa Redgraves Auftritt als Max.

30.03.2021

4

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Kommentare

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MrsStraciatella

vor 11 Jahren

Der Anfang einer Kult-Serie!


fcamichel

vor 12 Jahren

Hoch intelligenter Agentenfilm mit einer ein wenig zu kompliziert geratenen Geschichte um Verrat und Vertrauen. Für mich um Längen besser als jeder James Bond.


mamama

vor 17 Jahren

du sagst: "Es reicht knapp für die 5 sterne", aber wieso gibst du 5 sterne, wie ich es sehe, und du sagst knapp. Wenn du knapp sagst, dann musst du vier sterne geben, und nicht fünf! Nicht böse gemeint, ich finde es einfach lustig!


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