Prinzessin Mononoke Japan 1997 – 134min.
Filmkritik
Japanische Waldgötter
Japanische Zeichentrickfilme erfreuen sich seit einigen Jahren auch im Westen grosser Beliebtheit. Endlich kommt jetzt das Meisterwerk "Princess Mononoke" ins Kino. Regisseur Hayao Miyazaki entfaltet darin eine meisterhafte und anspruchsvolle Fabel um den Kampf zwischen Natur und moderner Technisierung.
Es gibt Menschen, die tun nichts anderes als Wolken zeichnen. Stunden-, tage-, wochenlang - vielleicht sogar ihr ganzes Leben. Die Himmelsgebilde in all ihren Schattierungen und Volumina darzustellen, das ist Beruf und Berufung von einem halben Dutzend Zeichner des derzeit berühmtesten japanischen Trickfilmstudios Ghibli. Dieses ist seit bald 15 Jahren für seine thematisch wie formal virtuosen Animes (Trickfilme) bekannt, die im heimischen Box-Office amerikanische Kassenschlager regelmässig kurzerhand weit hinter sich lassen. Jüngstes Beispiel dieser Reihe ist "Princess Mononoke" von Hayao Miyazaki, Ghibli-Mitbegründer und zugleich Ikone der zeitgenössischen japanischen Anime-Industrie.
Schon als Teenager zeichnete der heute 59-jährige Mangas (Comics), die "extrem depressiv" gewesen seien, so Miyazaki im Interview. "Meine Geschichten haben sich über Menschen lustig gemacht, die versuchen, glücklich zu sein." 1956 sah Miyazaki im Kino dann den ersten abendfüllenden japanischen Trickfilm, The Legend of the White Serpent. "Von diesem Moment an wollte ich Trickfilmer werden!" - "Warum haben Sie dann ausgerechnet Politik und Wirtschaft studiert?" - "Eigentlich aus purem Zufall. Ich ging nur an die Universität, weil ich hoffte, so neue Leute kennen zu lernen. Und weil ich keine Ahnung hatte, was ich studieren sollte, machte ich einfach dasselbe wie mein älterer Bruder. Mein Herz hat jedoch immer nur für Mangas und Animes geschlagen!"
Als Zeichner, Regisseur und Autor hat Miyazaki denn auch bei unzähligen Filmen, Comics-Bänden und TV-Serien mitgearbeitet. "Princess Mononoke", sein neustes Werk, brach 1997 in seinem Ursprungsland schon wenige Wochen nach seiner Lancierung den 15-jährigen Box-Office-Rekord von E.T. und ging als erfolgreichster Film aller Zeiten in die Geschichte ein. Einzig Titanic konnte dieses Sensationsergebnis seither übertrumpfen. Dank einem aussergewöhnlichen Deal zwischen dem amerikanischen Trickfilmgiganten Disney und dem japanischen Konkurrenzstudio Ghibli wird "Princess Mononoke" nun auch ausserhalb Asiens vertrieben.
In dieser aus 144'000 Einzelbildern bestehenden, wundervollen Fabel wird eines schnell klar: Etwas ist falsch gelaufen mit dem Gleichgewicht von Natur und Zivilisation. Gleich im Auftakt konfrontiert sie einen mit einem irrsinnigen Monster, welches in letzter Sekunde vom jungen Prinz Ashitaka zur Strecke gebracht wird und dann als übergrosses Wildschwein erkenntlich wird. Wenn auch diese Vorkommnisse vorerst unerklärt bleiben, so elektrisieren sie als Ausgangslage und liefern den Einstieg in ein komplexes mystisches Universum.
Im Gegensatz zu den Disney- oder Warner-Filmen hat Miyazaki nur gerade 10% seiner Filmbilder das Leben mittels Computer eingehaucht. Darauf angesprochen, spricht er Klartext: "Computer sind für mich nicht wichtiger als andere Hilfsmittel, wie etwa ein Bleistift. Ich weigere mich, Computer zu benutzten, bloss weil sie immer fantastischere Spielereien erlauben. Für mich zählt einzig, welches das geeignetste Mittel ist, um qualitativ hoch stehende Animationen zu machen, und ich finde, dass das im Moment mit handgefertigten Zeichnungen immer noch am besten gelingt."
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Kommentare
Absolut beeindruckender und komplexer Zeichentrickfilm aus Japan, bei dem es um das Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch geht. Der Film ist mit sehr einfachen Mitteln gemacht, aber dafür umso authentischer. Vom Anfang bis zum Schluss wird man in eine fantastische Welt voller Kreativität und Faszination entführt. Das Ende kommt leider ein bisschen zu abrupt. Ansonsten kann man hier aber kaum etwas aussetzen. Grandios.
9/10… Mehr anzeigen
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